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Niederwerrn
Bürgerversammlung: Niederwerrn zwischen Müllflut und Hochwassersorge
Am Niederwerrner Ostring stapelt sich der Müll im und neben dem Container.
Foto: Sarina Schurlik | Am Niederwerrner Ostring stapelt sich der Müll im und neben dem Container.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 16.03.2024 02:43 Uhr

Nach einigen Jahren mit eher schwachem Interesse an Kommunalpolitik war die Bürgerversammlung wieder einmal gut besucht. Rund 70 Gäste versammelten sich im Gemeindezentrum. Nach nassem Winter sind auch die Gräben und Wasserläufe auf Niederwerrner Gemarkung gefüllt: Entsprechend drehten sich mehrere Wortbeiträge um deren Reinigung sowie den Hochwasserschutz, der zuletzt in der medialen Aufmerksamkeit etwas versickert ist.

Bürgermeisterin Bettina Bärmann bat zu Beginn um eine Schweigeminute für die 104 Verstorbenen des letzten Jahres, darunter Ehrenbürger Winfried Maul. Statistisch hat sich die Gemeinde deutlich verjüngt: Rund 20 Prozent der 9487 Einwohner sind älter als 65 Jahre. Der Seniorenanteil lag auch schon mal bei einem Viertel. 7586 Menschen leben im Hauptort Niederwerrn. Mittlerweile sind unter den 1501 Bewohnern mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit 70 Nationen vertreten.

Der aktuelle 33,4-Millionen-Euro-Haushalt umfasst, so Bärmann, "das größte Volumen, das wir jeweils hatten". In den Rücklagen befinden sich 16,44 Millionen Euro. Es laufen oder warten allerdings einige Großprojekte. In Niederwerrn selbst wachsen die Gewerbeflächen am Motorpool, die flächenmäßig noch Richtung Bahnlinie "abgerundet" werden sollen.

Pläne für ein Gastronomie-Projekt

Geplant ist ein Gastronomie-Projekt für den Bereich Bäckergasse/Burgweg, mit Landgasthof und eventuell Biergarten. Am Start ist außerdem ein Windkraftprojekt (WK 54) an der Maibacher Höhe, zusammen mit Poppenhausen und Dittelbrunn. Der millionenschwere Teilneubau der Grundschule soll sich mit der "Neuen Mitte" künftig zu einem Gesamtareal in der Ortsmitte verbinden.

Dieter Becker fragte nach den Fortschritten beim Hochwasserschutz, nachdem im Januar die Oberwerrner Straße überflutet worden war: Hätten sich die Bedingungen von vor zehn Jahren wiederholt, hätte es auch anderswo "Land unter" gegeben. Das Wasserwirtschaftsamt sei zuletzt mit dem Ellertshäuser See beschäftigt gewesen, sagte Bärmann. In Niederwerrn brauche es für effektiven Schutz viel teure Pumptechnik: "Die neuen Planungen werden in Kürze vorgestellt". Auch Matthias Oswald erinnerte an das Hochwasserrisiko in Zeiten des Klimawandels. Das neue Ausbildungszentrum der Feuerwehr nahe der Wern soll auf Betonstelzen errichtet werden.

Moniert wurde im Saal, dass manche Abflüsse wie der Dorfgraben seit Jahren nicht mehr gereinigt worden seien. Die Gemeinde will es sich anschauen. Rudolf Kupfer berichtete von Totholz in der Wern. Das wird offenbar erst bei Meldung entfernt. Thomas Ammon kritisierte tiefe Schlaglöcher am Mühlweg. Der dürfe nur von Fahrzeugen bis 3,5 Tonnen befahren werden, hieß es von Geschäftsleiter Steffen Guth-Portain. Schwertransporter wie die Mühlabfuhr müssten die Zufahrt über die Bellevue nutzen. An der Kautzenstraße, Ecke Lützleinstraße, wiederum wird eine Bake vermisst, die eine gefährliche Schadstelle im Gehsteig angezeigt hat. Gerast wird hier laut Anwohnern noch immer, trotz Messungen von im Schnitt etwas über 30 Stundenkilometern. Ein Spitzenreiter soll es auf 97 Stundenkilometer gebracht haben.

Freilaufende Hunde im Außenbereich

Weitere Themen waren die nicht überall gereinigten Straßen-Senkkästen und freilaufende Hunde im Außenbereich. Thomas Ammon verwies auf brütende Wildgänse, die Wege sollten von Gassigehern nicht verlassen werden. Kurt Endres beschwerte sich über eine Ratten- und Waschbärenplage. Für die "Kanalbewohner" sei prinzipiell der Abwasserzweckverband zuständig, hieß es aus dem Rathaus, es gebe Bekämpfung. Bis die wirke, dauere es etwa drei Monate. Bei verwildertem Privatgrund dürfen Gemeinden nicht mehr eingreifen, meinte Steffen Guth-Portain, Stichwort "Bienenschutz".

Viel Beschwerden gab es aufgrund der wilden Ablagerungen an den Müll- oder sonstigen Sammelcontainern. Laut Bauhofchef Andreas Hilmer sei schon eine ganze Couchgarnitur "angeliefert" worden. Gesichtet werden immer wieder auswärtige Nummernschilder. Man habe die Container bewusst im Ort halten wollen, statt sie an den Häckselplatz zu verlagern, meinte Bärmann, damit sie auch ältere Einwohner erreichen könnten: "Es hat sich in letzter Zeit massiv verschlechtert." Die Gemeinde plant unter anderem, mit Kameras dagegenzuhalten.

Eine Nachfrage von Volker Ammon galt der Umwandlung der Conn Barracks zum Gewerbepark, wo hohe Erschließungskosten auf den Verband warten: "Was ist mit Geldersheim?" Dort wolle man Bedenkzeit, meinte die Bürgermeisterin, die noch einmal für das hochwertige "Filetstück" unter Bayerns Konversionsflächen warb: "Wir wollen es vom Markt nehmen". Bei Nichtübernahme des Areals durch den Zweckverband könnte es dort womöglich eine erneute militärische Nutzung oder eine Erweiterung des Ankerzentrums geben. Der Niederwerrner Motorpool, als ausgelagerte Teilfläche der Conn Barracks, zeige im Kleinen, wie die Finanzierung eventuell auch im Großen laufen könnte, so Bärmann: mit etwa zwei Drittel Anteil der Gemeinde und einem Drittel Investorenanteil.

Unerwünschte Reifenspende: Auf einem Acker bei Oberwerrn gab ein Müllspender Gummi - der Landwirt war es nicht.
Foto: Sarina Schurlik | Unerwünschte Reifenspende: Auf einem Acker bei Oberwerrn gab ein Müllspender Gummi - der Landwirt war es nicht.
 
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