Mit Pfiffen und Spruchbändern haben Bürger Tennet-Vertreter in Bergrheinfeld empfangen. Dort präsentierte der Stromnetzbetreiber dem Gemeinderat den aktuellen Stand der Pläne für den SuedLink-Korridors, samt möglichem Standortes für die Konverterhalle.
Auch Bürgermeister Ulrich Werner positionierte sich zu Beginn der Sitzung klar: Man stehe zur Energiewende, aber die Region leiste mit den bereits bestehenden Leitungen mit Endpunkten in Bergrheinfeld/Grafenrheinfeld einen erheblichen Beitrag zum Netzausbau. Dabei müsse eine faire Lastenverteilung zwischen den einzelnen Bundesländern und Regionen erreicht werden. „Es kann nicht sein, dass eine einzelne Region die Last zu einem großen Teil alleine schultert“, so der Bürgermeister.
Schon jetzt 150 Strommasten auf Gemeindegebiet
Bereits jetzt träfen am Netzknoten Bergrheinfeld/Grafenrheinfeld zahlreiche Leitungen aus allen Richtungen aufeinander. Folglich stünden alleine rund 150 Strommasten aller Spannungsebenen auf dem Gebiet der Gemeinde Bergrheinfeld. Hinzu kämen zwei Umspannwerke mit einem Flächenverbrauch von rund 31 Hektar und der Endpunkt der Gleichstromleitung SuedLink mit einer großen Konverterhalle sowie einer zusätzlichen Anbindungsleitung. Dies sei für die Menschen in der Region, die bereits jetzt große Lasten tragen, nicht mehr zumutbar. Hierfür gebe es seitens der Bevölkerung keinerlei Akzeptanz.
Über den aktuellen Planungsstand berichtete Thomas Wagner von Tennet. Die energiewirtschaftliche Notwendigkeit der Starkstromtrasse stehe für den Betreiber nicht mehr zur Debatte. „Wir müssen planen und umsetzen.“ Der Bau sei gesetzlich vorgeschrieben, der genaue Verlauf der Trasse stehe noch nicht fest, es gebe Korridore.
Bundesnetzagentur prüft derzeit die Pläne
Die vorgelegten Pläne würden zurzeit von der Bundesnetzagentur geprüft. Für Bergrheinfeld habe sich nichts geändert. Von den übrig gebliebenen vier Standorten für die Konverterhallen ist laut Wagner das Gelände am „Felsenhof“ bei Bergrheinfeld das geeignetste. Hier sei Tennet zum größten Teil bereits Grundeigentümer, und der Standort ideal, da in der Nachbarschaft bereits das Umspannwerk „Bergrheinfeld-West“ angesiedelt ist.
Das Konverter-Projekt würde aus zwei oder vier Hallen bestehen, je nach der angelieferten Spannung. Beim Stromtransport mittels einer höheren Gleichspannung würden weniger Kabel benötigt. Jetzt würde das Projekt auf Umweltverträglichkeit untersucht. Im kommenden Jahr werde voraussichtlich der etwa ein Kilometer breite Korridor von der Bundesnetzagentur festgelegt. Die Inbetriebnahme des Projektes sei für das Jahr 2025 geplant.
Gemeinderat fühlt sich „verschaukelt“
Gemeinderat Thomas Geißler sprach von hartem Tobak und er fühle sich verschaukelt. Mit dem Umspannwerk habe alles begonnen, jetzt komme eines zum nächsten. „Das sieht alles nach einem abgekarteten Spiel aus“, stellte er fest. Nicht berücksichtigt seien dabei die Möglichkeiten einer dezentralen Energieversorgung. Bei einem echten Dialogforum hätte Tennet Vorschläge sammeln können, so sei dies eine Einbahnstraße.
Zweiter Bürgermeister Dieter Wagner stellte ebenfalls die Dialogfähigkeit in Frage. Er habe als Privatperson an die Bundesnetzagentur geschrieben und bis heute keine Antwort erhalten. Im Jahr 2017 seien 53,7 Terabyte Strom exportiert worden. „Wie hoch ist der Strombedarf in Deutschland wirklich?“, fragte er.
Er könne viele Kritikpunkte nachvollziehen, sagte Thomas Wagner, denn keine einzige Gemeinde an dieser Trasse freue sich über dieses Vorhaben. Der Betreiber könne nur transparent informieren und müsse bei Bedarf auf die gesetzlichen Grundlagen verweisen. „Die Regierung kann uns zwingen zu planen und zu bauen“, sagte Wagner. Außerdem wies er auf den hohen Überschuss von Windstrom im Norden und den Strombedarf im Süden hin.
Warum müssen 25 Prozent des deutschen Stroms über Bergrheinfeld laufen?
„Warum 25 Prozent des deutschen Stromes über Bergrheinfeld sollen, hat bisher noch niemand erklärt“, so Bürgermeister Ulrich Werner. Jetzt sei erneut die Politik gefordert. Er appellierte an die Parteien, jetzt aktiv zu bleiben. Als reines Transitland erleide „nicht nur unsere Region Schaden“. Außerdem forderte Werner, die Möglichkeiten der Energieumwandlung weiterzuentwickeln.