„Es ist schon etwas Besonderes, wenn ein Dorf so etwas plant.“ Für Doris Göb von der psychosozialen Krebsberatungsstelle Schweinfurt gehört es nicht gerade zum Alltag, dass die Bildung einer Selbsthilfegruppe für Krebspatienten und deren Angehörige so zielgerichtet angegangen wird.
Die Bürgerhilfe hat sich eine solche Gründung als nächstes Projekt auf die Fahnen geschrieben. Bislang engagiert sich die Bürgerhilfe unter anderem bereits in der Hospizarbeit und der Seniorenbetreuung und hat einen eigenen Tafeldienst organisiert. Sie ist Ansprechpartnerin für alle, die in der Gemeinde Hilfe brauchen oder in Not geraten sind.Jetzt nimmt sie die Krebspatienten und deren Familien in den Blick. „Eine Krebsdiagnose erschüttert die Menschen bis in die Grundfesten hinein“, weiß Göb.
In der ganzen Region gibt es nur zwei Selbsthilfegruppen für Krebspatienten und bislang noch keine für Männer. Um jetzt besonders für Männer ein niederschwelliges Angebot zu machen, luden die Verantwortlichen der Bürgerhilfe Dr. med. Roland Bonfig, Onkologe und Urologe am Leopoldinakrankenhaus in Schweinfurt ein, über Prostatakrebs zu referieren.
Vortrag über Prostatakrebs
Der machte gleich zu Anfang klar, dass Selbsthilfe nicht mit der Gründung einer entsprechenden Gruppe beginnt, sondern schon viel früher. Gebetsmühlenartig legte er den knapp 30 Anwesenden, darunter zwölf Männer, die Vorsorgeuntersuchungen ans Herz. „Was rechtzeitig erkannt wird, kann auch erfolgreich behandelt werden.“
Im Bereich des Prostatakarzinoms gebe es 40 000 bis 60 000 Neuerkrankungen jährlich. In erster Linie erkranken Männer im Alter über 65 Jahren, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter steigt. Neben dem Alter sind vor allem genetische Faktoren ein Risiko. Je mehr Verwandte ersten Grades erkrankt sind, umso höher sei das Risiko, ebenfalls zu erkranken.
Bonfig stellte auch die anerkannten und gängigsten Therapien und deren Einsatzfelder vor, als da sind Radikaloperation, Strahlen- oder Hormontherapie.
Aber man lese doch immer wieder, in Deutschland werde zu schnell und zu viel operiert, meinte ein Besucher. Das hält Bonfig für Humbug: „Kein vernünftiger Mediziner operiert des Geldes wegen“, meint er.
Inkontinenz und Impotenz
In lockerer und zum Teil humorvoller Weise klärte der Arzt über die Krankheit und ihre Behandlungsmethoden auf. Dabei blendete er auch die seltenen möglichen Folgeerscheinungen wie Inkontinenz oder Impotenz nicht aus. Vor allem Letzteres ließe sich durchaus behandeln, verkündete Bonfig.
Damit der Abend und mit ihm die Gründung der Selbsthilfegruppe nicht im Sande verläuft, kündigte Marlene Ludwig an, die Besucher in den nächsten Tagen telefonisch zu kontaktieren und nach ihrer Bereitschaft zum Mitmachen zu fragen.
Einen Leiter für die Gruppe habe man schon, und bei Lothar Schwarz von der Bürgerhilfe hat sich auch schon ein Interessent gemeldet. Er stammt aus dem Landkreis Bad Kissingen und fährt bislang bis nach Coburg zu einer Selbsthilfegruppe für Männer.
„Wenn es einmal losgeht, dann ist die Resonanz groß“, weiß Göb aus Erfahrung. Wie die Gruppe sich dann organisiert und was sie machen will, das sei allein Sache der Mitglieder, betont sie. Bonfig bot ebenfalls seine Hilfe an; wenn Fachwissen gefragt ist, sei er gerne bereit, zu weiteren Vorträgen oder einem Austausch zu kommen.
Interessenten wenden sich an Doris Göb, Tel. (0 97 21) 7 20 22 90, Marlene Ludwig, Tel.(0 97 23) 22 94, oder Lothar Schwarz, Tel. (0 97 23) 17 72.