
Die Initiatoren des Bürgerentscheids gegen das geplante Baugebiet „Nützelbach II“ hatten diesen am Ende relativ deutlich gewonnen und doch verloren, weil das vom Gesetz für die Verbindlichkeit vorgeschriebene Quorum um ganze drei Stimmen verfehlt worden war. Was sagen diejenigen, die für die Vereitelung der mit dem Sprung über den Nützelbach verbundenen Bebauung im Süden gekämpft haben und diejenigen, die daran festhalten wollten, zum Ausgang des ersten Bürgerentscheids der Stadthistorie?
„Ich bin lieber ein guter Verlierer als ein schlechter Gewinner“, kommentierte Mario Döpfner, einer der drei Initiatoren des Bürgerbegehrens gegen das „Baugebiet „Nützelbach II“ das denkbar knappe Scheitern am Quorum. Hätte die Initiative mit drei Stimmen Vorsprung gewonnen, so hätte er sich moralisch schwer getan, aus so einem so knappen Ergebnis die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.
Döpfner: „Durch unsere Initiative haben wir über 1100 Menschen auf unsere Seite gebracht“, ein Beleg dafür, dass es sich bei dem Bürgerentscheid nicht nur um die Interessen von zwei Menschen gehandelt habe, die am südlichen Stadtrand wohnen.
Matthias Braun, auch ein Initiator, ärgert sich, dass kein einziger Stadtrat sachorientiert mit ihm diskutiert habe. Benno Traber, der Dritte im Bund, hofft schließlich, dass der Bürgerentscheid keinen Gräben zwischen die Bürger reißt und, falls doch geschehen, diese schnell wieder zugeschüttet werden.
In den Augen von Bürgermeister Thorsten Wozniak spiegelt das grundsätzliche Ergebnis mit einer Zustimmung von 53,7 zu 46,3 Prozent wider, was man in den Diskussionen im Vorfeld wahrgenommen hatte. Dass das Quorum so knapp verfehlt wurde, sei sehr schade für die Initiatoren. Wozniak betont: „Ein deutliches Ergebnis, egal in welche Richtung, wäre für alle Beteiligten schöner gewesen. Aber Ergebnis ist Ergebnis, drei Stimmen plus zählen so viel wie drei minus.“
Eine Schwachstelle hat Wozniak zudem beim Bürgerentscheid ausgemacht: Man kann nur mit Ja oder Nein stimmen. Die Möglichkeit eines häufig in der Politik zum Tragen kommenden Kompromisses biete der Bürgerentscheid zu seinem Bedauern nur bedingt. Der Dank des Stadtoberhaupts geht an die Beteiligten auf beiden Seiten für den fairen Umgang. Die Beteiligung habe zwar über seiner Erwartung gelegen, dennoch sei es schade, dass nicht noch mehr Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit der direkten Demokratie genutzt haben.
Lukas Bräuer, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, der sich für das Baugebiet eingesetzt hatte, freut sich, dass es mit diesem Gebiet nun weitergeht. Das sei auch richtig so, denn nur 19,9 Prozent der Gerolzhöfer Wahlberechtigten hätten sich dagegen ausgesprochen. Alle anderen seien dafür oder hätten keine Meinung dazu.
CSU-Ortsvorsitzender Markus Reuß erklärt: „Natürlich freue ich mich, dass das Quorum nicht durchgegangen ist. Ein klares Ergebnis wäre für beide Seiten aber besser gewesen.“
Zugleich bescheinigt Markus Reuß den Initiatoren „Etliches angestoßen zu haben.“ Er kündigte an: „Wir werden die Ideen nicht verwerfen, sondern darüber in der CSU im Vorstand und der Fraktion reden, um zu sehen, was man umsetzen kann.“
Andererseits macht der CSU-Ortsvorsitzende und dritte Bürgermeister deutlich: „Wir brauchen den Mix aus Neubaugebieten und städtischer Innenentwicklung.“
Thomas Vizl von Geo-net findet es gut, „dass wir das Thema so ausführlich diskutiert haben.“ Er hofft nun, dass sich die Verantwortlichen auf beiden Seiten an einen Tisch setzen und vielleicht doch noch zu einem tragbaren Konsens kommen.
Rainer Krapf wünscht sich als Folge dieses Bürgerentscheids, dass der Stadtrat jetzt noch mehr an den roten Faden denkt, um die Stadt weiterzuentwickeln. Die Freien Wähler waren in der Frage Neubaugebiet gespalten, Krapf dabei ein Gegner von Nützelbach II.
Zufrieden mit dem Ergebnis zeigt sich Albert Bauer als Mitglied der Interessengemeinschaft, die sich pro „Nützelbach II“ quasi als Gegenpart zu den Initiatoren formiert und zu Wort gemeldet hatte. Für ihn sei es eine spannende Sache mit einem für die IG positiven Ausgang gewesen. Man müsse dies hinnehmen, wie es ist. Überrascht habe ihn sowohl, dass sich so viele an der Abstimmung beteiligt hätten und auch, dass doch so viele mit Nein gestimmt hätten. Albert Bauer, zugleich CSU-Schatzmeister unterstreicht: „Damit hatte ich nicht gerechnet.“
Er, so Albert Bauer, sei nur ein kleines Rädchen von vielen in der Interessengemeinschaft gewesen. Die habe sich gebildet, „um etwas gegenhalten zu können.“
Froh ist er, dass alles fair und sachlich geblieben sind, „damit sich alle noch in die Augen schauen können". Sein Dank gilt allen, die die IG und ihr Anliegen unterstützt haben.