
Vor dem Hintergrund des Klimawandels habe die Politik Reduktionsziele beim Kohlendioxid formuliert, die auch Bayern vor große Herausforderungen stelle, erklärte Windkümmerer Rolf Pfeifer beim ersten Bürgerdialog im Sportheim von Schraudenbach. Abgeschaltet würden Ende kommenden Jahres zudem die letzten beiden bayerischen Atomkraftwerke und damit circa 20 Prozent der Stromerzeugung wegfallen. Zugleich werde der Strombedarf durch Digitalisierung, E-Mobilität und Wärmepumpen zum Heizen weiter steigen. Bis 2035 könnte das derzeitige Stromdefizit in Bayern von zwölf auf 32 Terawattstunden anwachsen.
Aktuell seien knapp 50 Prozent der Stromerzeugung in Bayern regenerativ, wobei das beträchtliche Wasserkraftpotenzial ausgeschöpft sei. Für die künftige Versorgungssicherheit reiche es nicht, nur Photovoltaikanlagen zu bauen. Denn die lieferten im verbrauchsintensiven Winter am wenigsten Strom, während Windkraftanlagen in der kalten und windreicheren Jahreszeit am ertragreichsten seien. Zwingend notwendig sei deshalb auch in Bayern ein Zubau bei der Windenergie.
Rund 11 000 Haushalte könnten versorgt werden
Dass im Markt Werneck längst mehr Strom aus regenerativen Quellen erzeugt wird als die Gemeinde insgesamt Strom verbraucht, war für Pfeifer kein Argument gegen einen weiteren Ausbau. Denn Schweinfurt biete der Landbevölkerung viele Arbeitsplätze, sei wie andere Städte im Gegenzug aber auf regenerativen Strom vom Land angewiesen. Über zwei Drittel des Schweinfurter Stromverbrauchs entfielen auf Gewerbe und Dienstleistungen.
Zur Diskussion stellte Pfeifer ein Szenario mit drei Windkraftanlagen moderner Bauart in den Vorbehalt- und Vorangflächen auf der Schraudenbacher Höhe. Sie würden einen Abstand von circa 1500 Meter zu den Ortschaften einhalten. Mit einem prognostizierten Jahresertrag von 38 Millionen Kilowattstunden im Jahr könnten die 233 Meter hohen Beispiel-Anlagen rund 11 000 Haushalte mit Strom versorgen. Bis sich ein neues Windrad dreht, würden aber mindestens fünf Jahre vergehen.
Sorge vor Lärmbelästigung und Schlagschatten
Der Weg dorthin führe über die Aufstellung vorhabenbezogener Bebauungspläne durch die Kommunen, ein Flächenpooling als Voraussetzung für ein breiteres Partizipieren an den Pachtzahlungen und schließlich ein Auswahlverfahren um den passenden Projektentwickler zu finden. Rechnen könnte die Standortgemeinde im obigen Szenario mit einer EEG-Kommunalumlage von jährlich 74 000 Euro. Mit nennenswerter Gewerbesteuer könne wegen der anfangs hohen Abschreibungen erst ab dem siebzehnten Betriebsjahr gerechnet werden, wobei dann 70 Prozent in der Standortgemeinde verbleiben.
Bei den anschließenden Gesprächen an den Themeninseln ging es vielfach um die Abstände möglicher Windräder zu den Wohnorten und die Sorge vor Lärmbelastung, Schlagschatten und die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes ebenso wie einem Wertverlust der Immobilien. Schnell wurde deutlich, dass sich hier Betroffene äußern, die seit Jahren in Nachbarschaft von Windrädern leben. Auch aus Sicht von Windkümmerer Pfeifer stehen diese mit nur 600 und 800 Meter Abstand sehr nahe bei den Ortschaften und zudem in der Abendsonne, also im Westen. Heute würden die fünf Windräder bei Schraudenbach und Vasbühl "so nie mehr genehmigt", ist er sich sicher.
Windräder wirken sich nicht negativ auf Wild aus
Bestritten wurde von Wolfgang Heller mit Verweis auf den häufigen Stillstand der hiesigen Anlagen deren Wirtschaftlichkeit. Stefan und Steffen Rumpel führten wie andere Teilnehmer auch die bereits große Belastung durch Autobahn, Schnellstraße, Hochspannungsleitungen und bestehende Windräder an. Auch auf Belastungen durch Atomkraftwerke und Südlink wurde mitunter verwiesen. Manche forderten, Südbayern beim Windkraftausbau stärker in der Pflicht nehmen. Zweifel gab zudem, ob es tatsächlich gelingt Bürger und Gemeinden an der Wertschöpfung gerechter zu beteiligen.
Auch dass die Regionalplanung in den Waldflächen auf Schwebenrieder Gemarkung eine Windkraftnutzung vorsieht, stieß bei auf viel Unverständnis, weil es hier wenig Wald gäbe. Befürchtet wurde weiterer Waldverlust. Vonseiten der Fachleute hieß es, dass die Wertigkeit des Waldes eine Rolle spiele, mit moderner Krantechnik weniger Rodungsfläche nötig sei, an anderer Stelle wieder aufgeforstet werde und Windräder für das Wild und die Waldbewirtschaftung keine negativen Auswirkung haben.
Am Ende waren die Pinnwände gespickt mit Beiträgen der Teilnehmer. Zu den Rückmeldungen zählte auch die schlechte Akustik in der Sportheimhalle, was Lautstärke und Hitzigkeit unangenehm beförderte und die Verständigung erschwerte. So bildeten sich immer wieder kleine Teilnehmergruppen, die abseits der Themeninseln diskutierten. Darauf reagierten die Windkümmerer tags darauf in Vasbühl mit einem etwas veränderten Veranstaltungsablauf.
Und selbst wenn man mit Hängen und Würgen den Bürgern noch ein paar Entgegenkommen abtrotzt – oder auch mit der Gesetzeskeule – um noch ein paar Windräder mehr aufzustellen, nutzt es vielleicht den Projektierern, die noch viele Jahre auf ein gutes Geschäft spekulieren, nicht aber der Energiewende, für die geklotzt werden muss!
Dafür ist die Pipline nach Norwegen gut, Nordstream und auch die Südlink Trasse, die soviel Strom in den Süden pumpen wird, dass in einigen Jahren über Windkraft im Binnenland gelacht werden wird!
Und auch die Kernfusion – in Deutschland allerdings kaum beachtet – scheint eine vielversprechende Energieform der Zukunft zu sein...