
Wer kennt den Ort Hausen noch nicht, aus dem die Well-Brüder stammen, die mit Gerhard Polt zum Kultursommer nach Schweinfurt kamen? Ein Ort im südlichen Bayern, der genauso in Unterfranken liegen könnte, bis auf den Dialekt natürlich. In diesem Dialekt und in vielen weiteren Weltdialekten erfreuten sie ihr Publikum. Da konnte kein Regenschauer das Glück beeinträchtigen, solche Großmeister ihres Fachs zu erleben.
Welches Fach eigentlich? Gerhard Polt lässt sich nicht einordnen, er ist unvergleichlich und schaut besser aus denn je. Auch die Well-Brüder schauen gut aus und sie machen beste Musik auf den unterschiedlichsten Instrumenten. Da spricht die Tuba, da verkündet die Trompete, das Alphorn tutet dunkel, die Gitarre erzählt und die Harfe flüstert zärtliche Dinge ins Ohr. Polt sitzt daneben und wartet stoisch und dann bricht er mit seinen Beiträgen so gnadenlos jegliches Klischee auseinander, indem er es erst besetzt und dann knackt. Das Publikum staunt und lacht und lauscht nach innen, dort knackt es auch.

Aber zurück nach Hausen. Das Dorf ist berühmt wegen seiner Rohrlegerfirma und wegen seiner zahllosen Vereine, besonders dem Feuerwehrverein. Wenn der sein 120. Jubiläum feiert mit 70 Ehrenjungfrauen und dem Kreisheimatpfleger, dann erkennen wir uns alle wieder. Und der Polt? Ja mei, der philosophiert über die Meinung und über die Zeiten, in denen die Meinung meistens irgendwo drin steht, bei Google zum Beispiel, und darüber, wie ein Mensch sein Gesicht verliert, "sofern er eins hat und keine Visage". Und auch darüber sinniert er, wo denn diese Leut mit der niedrigsten Gesinnung momentan herkommen! "Ich mag sie ja, diese Menschen, ich denk gerne über sie nach."
Er erzählt über Nachbarschaftserlebnisse, die in Hausen oder sonstwo passieren können, und ruft altersweise ein "Bubi, pass obacht!" hinein. Und lässt das Publikum daran teilhaben, wie er seine Drohne über die 19 Personen hat fliegen lassen, die nebenan im Lockdown 84 Bratwürste gegrillt haben und wie er seine Denunziation an "die Huml, die Trutschn" geschickt hat. Ja, der Mensch! Der ist ein Biotop, "ein Paradies für alle Schädlinge, das fängt an mit die Läus und die Flöh, dem Virus, dem Auto- und dem Waffenhändler, den Religionen …"

Zwischendurch spielen die Well-Brüder die Feuerwehrmusik von Georg Friedrich Händel und dann spielt der Polt einen indischen Pfarrer, der brabrawand den Katholizismus reformieren will. Diese Mischung aus Sprachen, dieser erhellende Kauderwelsch ist unvergleichlich! "Ei äm ä Scheppert, bat in Bäväria not Schiep in se tschörtsch! Halleluja!"
Die Well-Brüder starten mit der "Bavaria one" und der gesamten CSU ins Weltall und landen im schwarzen Loch, die Corona-Wellen verwandeln sich in eine Dauerwelle und Markus, der Baumumarmer, verwandelt sich in einen Wellenreiter.
Ja, und die Realität! Darüber erzählt der Polt auch und darüber, warum man Seen in Parkplätze verwandeln muss heutzutage, um Nichtschwimmer zu retten. Über die Verantwortlichkeit von Politikern und über die Nächstenliebe und den eigenen Geldbeutel.

Apropos Seen – es gab am Kessler Field nur einmal schwarze Wolken und einen ganz kleinen Regenschauer und danach machte der Polt weiter und alle blieben da. Was für ein Sprachkünstler! Wenn er eine Radionachricht in mehreren Sprachen vorträgt, vermittelt er den Ulk und den Schalk in jede Pore des Publikums, genauso wie es die Well-Brüder auch tun, wenn sie mit ihren Instrumenten und Stimmen ein Feuerwerk an Lust und Laune und hintersinniger Klugheit in die Menge blasen.
Da wäre noch unbedingt von den schweigenden Schneekanonen zu berichten: "Alpinismo tropical" in den Berghütten, die jetzt "Haziendas" heißen. Genauso wichtig, dass Polt vor dem Publikum einen "Krakrüh" probiert und sich über die Gastronomie im Allgemeinen fachkundig äußert: "Wir müssen aufpassen, dass wir hinten nicht von den Engländern überholt werden!" Und dass es in Deutschland Schraubverschlüsse gibt, die korkeln. Die Scheidung von seiner Jessica wäre auch noch erwähnenswert und dabei besonders sein Einsatz für die Fleischfresser aller Länder!
Ich glaube, dass er heimlich, in echt und in Wahrheit bestimmt schon zu den Haferbreischlürfern gewechselt ist, so gut wie er ausschaut, zehn Jahre jünger und fitter. Mögen er und seine Well-Brüder noch recht oft nach Schweinfurt kommen und den "Drang nach Stanzl-G'sang" des hiesigen Publikums befriedigen!
