Einige der Schweinfurter Asylbewerber sollen sehr erstaunt gewesen sein, als die Schützen am Samstag in vollem Ornat durch die Innenstadt zogen, zur Eröffnung des Vogelschusses.
„Sowas kennen sie noch nicht“, vermutete ein Teilnehmer hernach in der Rathausdiele. In der „guten Stube“ der Stadt startete der Eröffnungskommers der Bürgerlichen Schützengesellschaft von 1433 / Freischütz von 1875.
Zunächst traten die Schweinfurter Parforcehornbläser unter Leitung von Hornmeister Reiner Kloss an, mit einer zünftigen Ode an Diana, der Göttin der Jagd. Lutz Beselmüller übernahm als Zweiter Schützenmeister die Begrüßung der zahlreichen Gäste und Honoratioren: darunter den noch amtierenden Vogelkönig Theo Viemann und Silvesterkönig Karl-Heinz Launer, ebenso wie die bisherige Jugendkönigin Sarah Vetter. Bestens vertreten waren auch Schützengau, Stadtrat, Jagdschutzverein sowie „königliche“ Abordnungen der Schützenvereine Gochsheim und Bergrheinfeld. Auch Niederwerrn war mit Bürgermeisterin Bettina Bärmann, Vogelkönigin des Jahres 2011, sowie dem kaum weniger schussfesten Amtsvorgänger und Vizelandrat Peter Seifert repräsentiert. Gründungsmitglieder seien keine mehr anwesend, wurde bei einer der ältesten deutschen Schützenvereinigungen scherzhaft festgestellt.
„Was wäre unser Schützenleben ohne Freundschaft?“ Die Rede von Schützenmeister Volker Buchner drehte sich ganz um diese freiwillige Verbundenheit, dem Kitt, der die Gesellschaft seit Jahrhunderten zusammenhalte.
Zusammenhalt war in der Freien Reichsstadt von Anfang an gefragt, als die Stadt noch „mit Armbrust und frühen Feuerwaffen“ verteidigt werden musste. Bereits seit dem Nürnberger Preisschießen von 1433 sind Schweinfurts Schützen amtlich verbürgt.
Bewährte Freundschaft
Selbst nach der gescheiterten Revolution von 1848 habe sich die Freundschaft und das Wir-Gefühl bewährt: Der in die USA emigrierte Schützenbruder Gindele sei zum Ehrenmitglied ernannt worden, so Buchner – ohne sich um die offizielle Meinung in München zu kümmern. Auf dieses Wir-Gefühl wurde dann gemeinsam das Glas gehoben, mit einem dreifachen Schützen-Heil.
„Tradition ist ein bewahrter Fortschritt“, meinte Bürgermeister Karl-Heinz Kauczok, unter Verweis auf Richard von Weizsäcker, und erinnerte an die lange bürgerliche Schützentradition seiner „Schützenbrüder und -Brüderinnen“. Letzter Freudscher Versprecher sorgte für Schmunzler. Kein Versprecher waren Kauczoks Glückwünsche für die BSG-Schützen Schweinfurt II, die Bezirksmeister geworden sind.
Es erklang die gemeinsame Bayernhymne, dann trat Gauschützenmeister Norbert Mahr ans Pult, der an den Bezirksschützentag am 24. April in Veitshöchheim erinnerte, ebenso wie an einige neue Disziplinen ab 2016, etwa das Schießen mit der Sportpistole Auflage. Ansonsten war es die Stunde der Ehrungen verdienter Mitglieder – allen vorweg Ehrenschützenmeister Klaus Baumbach, der 60 Jahre dabei war, davon 13 Jahre an der Vereinsspitze, ab 1982.
Für 50 Jahre Vereinstreue wurden geehrt: Alfred Springer und Ingrid Springer, Jürgen Baumbach, Hermann Brand, Ottmar Damm, Günther Genßler, Karl Heller, Horst Leonhardt und Lothar Schwarz.
Auf 40 Jahre bei der BSG zurückblicken dürfen Thomas Bandorf, Thomas Bauer, Fritz Beck, Zweiter Schützenmeister Lutz Beselmüller, Heidi Eichner, Lieselotte Herdel, Hugo Heusinger, Dirk Kleinholz, Alois Königer, Michael Mäkert und Ralph Schubert.
Ein Vierteljahrhundert im Verein sind Stefan Bauer, Rene Dietlein, Hans-Jörg Eberle, Gottfried Fuchs, Volker Gerull, Inge Hilsenbeck, Heinz-Werner Kupfer, Doris Kupfer, Maximilian Kupfer, Philipp Kupfer, Günter Weber und Helmut Ziegler.
Das Protektorabzeichen des Bayerischen Sportschützenbunds BSSB erhielten Wolfgang Ammer, Theo Eselgrimm, Hannes Nägle, Ralph Schubert und Christine Viemann.
Die Goldene Ehrennadel mit Kranz erhielten für besonderen Einsatz Karlheinz Launer, die Goldene Ehrennadel Alexander Dahms, Edmund Heilmann, Wolf Pösl und Christian Wehner. „Silber“ geht an Jürgen Baumbach, Johann Döll, Gerhard Fichna, Hans Fiorot sowie Elisabeth Sulzinger.