
„Baut eure Krippen zur Ehre Gottes, aber baut sie, wie eure Heimat ist.“ Dieser Satz des heiligen Franziskus scheidet unter Krippenbauern die Geister, auch wenn er kein Diktat ist. Die einen sagen, das Heilsgeschehen habe nun mal in Palästina stattgefunden, also müsse eine Krippe auch einen orientalischen Charakter haben. Die andern versetzen die
Darstellung der Geburt Christi dagegen getreu Franziskus in die Räume, in denen sie leben.
Zu ihnen gehört der Gerolzhöfer Krippenbauer Bruno Steger. Unzählige Geburtsszenen hat er sich schon ausgedacht, viele davon direkt nach Gerolzhofen verlegt, etwa an den Bibraturm oder in den Weißen Hof.
Ebenso wichtig wie der Franziskus-Satz sind für Bruno Steger die drei Dinge, die einen Krippenbauer zu seinem Werk befähigen: die genaue Kenntnis der Heiligen Schrift, die tiefe Liebe zur Sache und die reiche Fantasie und unermüdliche Geduld, all das schließlich zusammengefasst in einem gläubigen Herzen.
Der Glaube also ist Bruno Steger wichtig bei seiner Arbeit. Er kann sich nicht vorstellen, dass jemand eine Krippe baut, der nicht religiös ist. Eine Krippe ist für ihn ein Stück Verkündigung.
Aufbau der Krippe im Steigerwalddom
Jetzt in den Tagen vor weihnachten ist wieder Krippen-Hochzeit für Bruno Steger. Für die katholische Pfarrei hat er die Aufgabe übernommen, jedes Jahr die große fränkische Krippe in der Stadtpfarrkirche aufzustellen. Beim Besuch im Steigerwalddom gehen ihm neben weiteren Helfern seine Frau Gisela und Emil Felkl zur Hand, der für den elektrischen Part zuständig ist.
Schon im Oktober und November ziehen Bruno Steger und seine Frau hinaus in die Wälder, um frisches Moos für die Krippe zu holen. „Der Duft des Mooses gehört zu einer Krippe. Mich erinnert er immer an meine Kindheit“, sagt der 68-Jährige. Jetzt wird das Grün sorgfältig in der weitläufigen Krippe ausgelegt, die mit Ausnahme der Figuren natürlich aus der Hand von Bruno Steger stammt. Die Figuren hat der frühere Stadtpfarrer Franz Bauer nach und nach aus seinen Urlauben in den Tiroler Bergen mitgebracht.
Die Mooslappen verschmelzen langsam zu einer zusammenhängenden Grünfläche. Dabei bleibt es erst einmal. Die Figuren sollen nämlich erst am Heiligen Abend in die Landschaft gestellt werden. Aber schon jetzt diskutieren die drei über Standorte. Klar, dass der Verkündigungsengel eine erhöhte Position haben muss. Bruno Steger zeigt schon mal, wo das ist.
Initialzündung am Bamberger Krippenweg
Das Aufstellen der Krippe ist für Bruno Steger indes nur ein Nebenjob. Seit 1996 baut er unermüdlich Krippen. Damals hat er bei einem Besuch des Bamberger Krippenwegs gesehen, was es alles an Möglichkeiten beim Krippenbau gibt. Das war die Initialzündung für ihn.
Gearbeitet wird fast das ganze Jahr, bis auf die Sommermonate. Dann schwingt sich der rüstige, pensionierte Berufsschullehrer lieber aufs Fahrrad. Doch selbst hier ist der Krippenbau nicht ganz ausgeblendet. Wenn er irgendwo Materialien entdeckt, die für einen Krippe taugen, nimmt er sie mit, etwa eine Wurzel im Wald oder Abfälle auf einer Baustelle. Von September bis März verarbeitet er dann Ideen und Material.
Viele, aber bei weitem nicht alle seiner Werke sind im Gerolzhöfer Kripperlesstüble bei ihm daheim in der Saarstraße aufgebaut. Jeder, der will, kann die rund 30 Krippen nach Anmeldung das ganz Jahr über besichtigen besichtigen, bis auf September und Oktober. In dieser Zeit stellt der Bastler neue Exponate zusammen.
Besucht haben die Kripperlesstraße schon viele. Es kommen Einzelne und Gruppen oder Kirchengremien, die sich Anregungen holen, wenn sie für ihre Kirche eine neue Krippe brauchen.
Stall oder Höhle?
Immer wieder mischt sich in die Arbeit der Satz des Franziskus ein. In fast allen von Bruno Stegers Krippen ist ein Stall der Geburtsort Jesu. Ein Anhänger der Ostkirche hat ihm aber bei einem Besuch gesagt, dass er von dieser Darstellung nichts hält, denn Jesus sei definitiv in einer Höhle geboren. Im damaligen Palästina hätten die Bauern und Hirten ihre Tiere vielfach in Höhlen gehalten. Auch wenn das historisch stimmen mag, Bruno Steger bleibt dem Tipp des Franziskus treu.
Noch etwas ist ihm wichtig: „Ich lege Wert darauf, nicht als Künstler bezeichnet zu werden. Ich bin ein biederer Bastler und Handwerker.“ Bescheidenheit – das gehört für ihn zum Wesen der Krippe. Die Geschichte der Menschwerdung Gottes sei schließlich selbst eine Geschichte der Bescheidenheit.
Bruno Steger will seine Krippen so bauen, dass der Betrachter in das Geschehen hineingezogen wird. Wie im Theater darf eine Figur nie mit dem Rücken zum Betrachter stehen. Eine Krippe soll „gefrorenes Theater“ sein.
Weihnachtskrippe immer noch weit verbreitet
Die Weihnachtskrippe ist immer noch ein weit verbreitetes Phänomen. „Wenn ich bei Führungen Schulkinder frage, ob daheim noch eine Krippe aufgestellt wird, dann melden sich schon noch 80 Prozent“, berichtet Steger. Die Krippe ist immer noch ein Kulturgut, auch wenn der Bezug zur christlichen Religion nachlässt.
Bruno Steger kann sich nicht vorstellen, irgendwann einmal aufzuhören mit dem Krippenbauen. „Selbst wenn ich einmal krank werden würde, gäbe es immer noch die Möglichkeit der Papierkrippen zum Ausschneiden.“