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SULZHEIM
Brummschädel und Blutspuren
Der Vorhang im Kutzenberger-Saal öffnete sich und zum Vorschein kam der Sulzheimer Dorfplatz mit allerlei kleinen Geschäften. Den Mitgliedern der Theatergruppe Sulzheim war es wieder gelungen, eine sehr ansprechende Kulisse für ihre diesjährige Aufführung „Döner, Durst und Dosenwurst“ zu bauen. Allerlei technische Finessen wie Leuchtreklame, ein sprudelnder Dorfbrunnen und mehr, bedient von David Großewinkelmann waren eingebaut.
Foto: Karin Nöller | Der Vorhang im Kutzenberger-Saal öffnete sich und zum Vorschein kam der Sulzheimer Dorfplatz mit allerlei kleinen Geschäften.
Karina Nöller
 |  aktualisiert: 19.11.2017 02:47 Uhr

Der Vorhang im Sulzheimer Kutzenberger-Saal öffnet sich und zum Vorschein kommt der Sulzheimer Dorfplatz mit allerlei kleinen Geschäften. Den Mitgliedern der Theatergruppe Sulzheim ist es wieder gelungen, eine sehr ansprechende Kulisse für die Aufführung der Komödie „Döner, Durst und Dosenwurst“ zu bauen. Allerlei technische Finessen wie Leuchtreklame, ein sprudelnder Dorfbrunnen und mehr, bedient von David Großewinkelmann, sind eingebaut.

Der erste Akt gibt den Zuschauern zunächst einen Einblick in die Geschäftswelt des Dorfplatzes. Da ist die Vollblut-Fleischereifachverkäuferin Edeltraud, gespielt von Nadine Hauck. Die Leiterin der Sulzheimer Filiale der Metzgerei Fleischle hat keinen allzu hohen IQ und tut sich vor allem mit Fremdwörtern schwer, die sie zur Erheiterung des Publikums immer wieder durcheinander bringt. Was die Qualität ihrer Ware angeht, vertritt sie die Einstellung „Die Fleischküchli muss man nur gut würzen, dann schmeckt man das Gammelfleisch nicht mehr so.“

Gleich nebenan betreibt Joe (Christian Plettner) ein Tattoo-, Fitness- und Sonnenstudio. Seine Gerätschaften sind ziemlich in die Jahre gekommen.

Bis die Trockenhaube qualmt

Gegenüber befindet sich der Frisörsalon der schlanken, quirligen Gitti (Nadja Zeissner), die schon mal, vertieft ins Tratschen auf dem Dorfplatz, eine Kundin unter der Trockenhaube vergisst, bis Qualm aus der Salontür dringt.

Nebenan öffnet Erkan (Daniel Hauck) einen neuen Dönerladen, der von den anderen Geschäftsleuten, vor allem von Edeltraud, sehr kritisch beäugt wird. Sie ist der festen Überzeugung, dass auf dem Dönerspieß Kuheuter braten.

Die streitbare Grundschulrektorin Gesine Wohlwinder-Niedermüller (Stephanie Burkard), die immer wieder auf dem Dorfplatz auftaucht, regt sich dagegen darüber auf, dass Erkan ihre Grundschüler mit Dönern und Pizza beliefert und keine vegetarische Bio-Ware im Angebot hat.

Als der Streit eskaliert und Erkan sie mit dem Dönermesser bedroht, ist Polizist Edgar (Michael Thilenius), der gerade bei Edeltraud seine Vesperpause macht, keine große Hilfe. Er verkörpert das Klischee vom Beamten, der seine Ruhe haben will und nichts anderes tut, als auf den nächsten Urlaub und schließlich auf die Frühpension zu warten.

Die entsetzte Frage der Rektorin „Sie wollen jetzt zum Frisör? Während der Dienstzeit?“ beantwortet er mit dem Satz: „Die Haare wachsen ja schließlich auch während der Dienstzeit“.

Stammgast auf dem Dorfplatz ist auch Bauer Karl Häberle (Rudi Bandorf), der die Schweine für die Metzgerei Fleischle liefert und verzweifelt eine Frau für seinen Sohn August sucht, einen ewigen Junggesellen. Dabei hat er die korpulente Edeltraud im Visier.

Im zweiten Akt feiert die ganze Gemeinde Dorfplatzfest und die Eröffnung von Erkans Dönerladen. Der Stoff, den Erkan von seinem Kumpel Mustafa aus der Türkei bezogen hat und den anderen zum Rauchen anbietet, lässt die Feier allerdings aus dem Ruder laufen.

Großpackung Kopfschmerztabletten

Als sich der Vorhang zum dritten Akt öffnet, versinkt der Dorfplatz daher in einem Chaos leerer Flaschen und umgekippter Bistrotische. Nach und nach kriechen die Geschäftsleute schlaftrunken mit Brummschädeln aus ihren Läden. Sie bedienen sich zuerst an Edeltrauds Großpackung Kopfschmerztabletten.

Keiner kann sich an die Geschehnisse der Nacht erinnern und so ist das Entsetzen groß, als Erkan eine riesige Schweinekopf-Tätowierung auf seinem Bauch vorfindet, während Edeltrauds großer Vorbau von einem Dönerspieß-Tattoo geziert wird.

Es kommt noch schlimmer. Die unbeliebte Grundschulrektorin ist spurlos verschwunden. Und auch Bauernsohn August fehlt. Erkans Kühlraum dagegen und Joes Sonnenbank sind ganz blutig. Man ahnt das Schlimmste.

Makabere Vertuschungspläne wie „Dönerspieß“ oder „Dosenwurst“ werden geschmiedet. Polizist Edgar bekommt den Auftrag, den Fall zu lösen, als das Auto der Rektorin im Straßengraben gefunden wird – darin Fleischermesser, Dönerspieß, Lockenwickler und Tätowierbesteck und jeden Menge Blutspuren.

Wenigstens eine hat in der Nacht nichts getrunken oder geraucht, Bäuerin Magda Häberle (Tina Paulik). Sie klärt den Fall schnell auf.

Edeltraud hatte mit Erkan gewettet, dass, wenn er auf seinem Dönerspieß Schweinefleisch anbiete, sie im Gegenzug Kuheuter verkaufen würde. Sogleich waren Erkan, Edeltraud, Gitti, Joe, die Rektorin und Polizist Edgar zu Bauer Häberle gefahren, um ein Schwein für den Spezialdöner zu schlachten.

Unterkühlter Bauernsohn

Edeltraud hatten Schweinskopf und Ringelschwänzchen gut gefallen, als Deko fürs Schaufenster. Gitti hatte ihr mit ihrer Frisierkunst geholfen, beides noch hübscher zu machen. Und da der Schweinskopf etwas blass gewesen war, war er im Rausch kurzerhand auf Joes Sonnenbank gelegt worden. Auch über den Verbleib der Rektorin konnte Bäuerin Häberle Auskunft geben. Ihr war bei der blutigen nächtlichen Aktion schlecht geworden. Man hatte sie einfach auf dem Heuboden schlafen gelegt.

Wer nach wie vor fehlt, ist August. Nach kurzem Nachdenken kommt Edeltraud doch noch ein Fetzen Erinnerung. Sie hatte in der Nacht einen heißen Flirt mit August im Kühlraum gehabt und ihn dort schlichtweg vergessen. Der Bauernsohn wird befreit, ziemlich unterkühlt, aber endlich heiß verliebt.

In gewohnt souveräner Weise erfüllten die Laienschauspieler der Theatergruppe Sulzheim unter der Regie von Angelika Thurn ihre Rollen mit Leben, versetzten den Saal immer wieder in schallendes Gelächter. Alle vier Aufführungen waren ausverkauft.

 
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