zurück
Schweinfurt
Briefe an die Redaktion: Waldbau mit der Büchse betreiben ist widersinnig
Bearbeitet von Jochen Reitwiesner
 |  aktualisiert: 24.01.2025 02:40 Uhr

Zum Artikel "Knoblach: Jäger der Region müssen umdenken" vom 17. Januar, erhielt die Redaktion folgende Zuschrift:

Alle heimischen Wildtiere verdienen Respekt und Würde beim Waldumbau für den Klimawandel. Die Art und Weise wie das Schalenwild, besonders das heimische Reh- und Rotwild seit den letzten Jahren verteufelt wird, wie der Wald vor dem Wild verherrlich wird, wie Jagdzeiten verlängert, Hege und Waidgerechtigkeit ignoriert werden und wie das Motto "erst schießen, dann ansprechen" propagiert wird, da müssten sich ökologische Waldretter aufgefordert fühlen, endgültig die Maske fallen zu lassen. Rehe und Rotwild werden zu Öko-Opfern einer verfehlten Waldpolitik, sie werden zu gefährlichen Schädlingen herabgewürdigt, pausenlos diffamiert und bekämpft. Das Wild ist ursprünglicher Bewohner von Wald, Wiesen, Feldern und Waldrändern. Erst durch den hohen Jagddruck werden sie in die Wälder hineingetrieben, wo sie außer Jungpflanzungen nichts zu äsen finden.

Weil die Lebensansprüche des Wildes unbekannt sind, wird nicht bemerkt, dass durch die derzeitige Intensivjagd Tag und Nacht Schäl- und Verbissschäden gefördert werden. Das heimische Wild braucht mehr Lebensraum zum Leben statt immer höhere Abschüsse. „Wald vor Wild“ ist kein Freibrief für grenzenlose Verfolgung des Schalenwildes. Waldbau mit der Büchse betreiben ist widersinnig. Der Tierschutz darf nicht außer Acht gelassen werden.

Faktoren, die den Verbiss beeinflussen, wie hoher Jagddruck, fehlende Ruhezonen, Fütterungsverbot, Mäuseverbiss, Lichteinfall oder Freizeitbeunruhigung, werden ausgeblendet. Es kommt nicht darauf an, was verbissen ist, sondern darauf, was durchkommt. Solange die Bayerische Forstverwaltung über keine wissenschaftlichen Untersuchungen über den direkten Zusammenhang von Verbissprozent und Wilddichte verfügt und nicht mit Sicherheit beweisen kann, wer der Verursacher ( Nager, Reh- oder  Rotwild) ist, sind die erstellten Gutachten wertlos. Somit sind die Verbissinventuren als Grundlage für eine Abschussplanung ungeeignet und untauglich.

Nicht das Schalenwild hat die Entmischung, das heißt die Armut der Waldökosysteme, verursacht, sondern in erster Linie die Forstleute. Sie erhoben Alleinanspruch auf diese Flächen und verwandelten sie in Holzfabriken.

Über tonnenschwere Holzerntemaschinen, wie Harvester und Forwarder, die tausende Forstpflanzen schädigen und vernichten, wird nicht berichtet. Weiterhin hinterlassen die Maschinen tiefe Spuren. Dadurch wird der Waldboden teilweise stark geschädigt, er ist ein hochkomplexer Organismus.

Reh- und Rotwild sind nicht die Schmuddelkinder der Tierwelt, die den deutschen Wald vernichten, sie sind die Ureinwohner und hatten lange Wohnrecht vor der Forstwirtschaft und der Tourismusindustrie.

Toni Zembsch
97453 Schonungen

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Waldbau
Ökosystem Wald
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Irmgard Lexa-Hofmann
    Dieser Darstellung stimme ich voll zu. Wenn ich ein Reh wäre, würde ich mich so tief wie möglich in den Wald flüchten (oder besser in den Wirtschaftsforst) flüchten. Dort bleiben mir dann nur junge Bäumchen, Triebe oder Rinde zum äsen. Wo sind die artenreichen Wiesen geblieben? Die Waldränder mit Beerensträuchern? Alles wird gespritzt und gemulcht, da ist das Nahrungsangebot knapp und die Kräuter schmecken nicht mehr gut. Der Mensch drängt in meine Lebensbereiche und ich bin dann am Waldsterben schuld. Auch der Bund Naturschutz ist nicht auf meiner Seite. Mensch, Leute: sprecht doch einfach mal aus was gesagt werden muss: der Mensch ist nicht alleine auf der Erde. Andere haben auch das Recht auf Leben. Freut euch wenn ihr mich seht und macht mir das Leben nicht schwerer als ich es eh schon habe.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten