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Schweinfurt
Briefe an die Redaktion: Appell: Kein Ackerland opfern
Bearbeitet von Ralf Hein
 |  aktualisiert: 25.09.2023 02:49 Uhr

Zum Artikel "Investor verweist auf positives Feedback in Oberndorf" vom 21. September erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:

Warum ist Ackerland so wichtig? Spätestens der Ukrainekrieg hat uns vor Augen gehalten, dass wir gerade bei unserer Ernährung unabhängig werden müssen. Bei der Entscheidung, ob in Oberndorf ein Einkaufszentrum entstehen oder die Natur erhalten bleiben soll, bitte ich alle Bürger im Sinne einer nachhaltigen Zukunft für uns, unsere Kinder und Enkel, mit "Ja" zu entscheiden.

Die Ackerböden in Oberndorf gehören zu den besten, die wir in der Region haben. Leider haben wir in den letzten Jahren Raubbau an Ackerflächen betrieben. Detlef Grimski vom Umweltbundesamt hat erläutert, dass wir in den Jahren 1992 bis 2020 1,45 Millionen Hektar Nutzfläche verloren haben. Das entspricht der Fläche des Bundeslandes Schleswig-Holstein.

Gleichzeitig haben wir mit einem dramatischen Artensterben zu kämpfen. Der Weltbiodiversitätsrat (rund 150 Wissenschaftler aus 50 Ländern) hat festgestellt, dass wir ohne drastische Veränderungen unsere eigene Existenz gefährden. Wir haben bereits rund 80 Prozent unserer Insekten und 20 Prozent unserer Vögel verloren.

Da ein Teil des Artensterbens von der intensiven, konventionellen Landwirtschaft verursacht wird, hat sich die EU entschlossen zu handeln. Schon 2030, also in etwas mehr als sechs Jahren, soll der "Green Deal" für erhebliche Veränderungen sorgen. Mehr Flächen an Land sowie Flüsse und Seen sollen renaturiert und unter Schutz gestellt werden.

In der Landwirtschaft sollen 30 bis 50 Prozent weniger Kunstdünger und Pestizide verwendet werden. Gleichzeitig sollen 25 Prozent der Flächen biologisch bewirtschaftet werden. Die biologische Bewirtschaftung hat zur Folge, dass die Erträge um bis zu 50 Prozent gegenüber der Hochleistungslandwirtschaft sinken werden.

Deshalb brauchen wir mehr Ackerfläche, um die gleiche Menge zu erzeugen. Wir können aber nicht auf Stilllegungsflächen oder Blühstreifen zurückgreifen, weil dies wiederum zu einem Verlust wertvoller Pflanzen und Bestäuberinsekten führen würde. Auch der Klimawandel mit seinen Extremwettererscheinungen wird uns in Zukunft viele Ernteausfälle bescheren.

Letztlich müssen wir auch an unsere Importländer denken. Wie sieht es in Zukunft mit Griechenland, Italien oder Spanien aus? Spanien leidet jetzt schon unter erheblichem Wassermangel. Wir beziehen 20 Prozent unseres Gemüses und 26 Prozent unseres Obstes von dort. Ich glaube, wir können langfristig nicht mit diesen Ländern rechnen.

Zum Schluss möchte ich aber noch ein moralisches Argument anbringen. Es ist ein Stück weit widersprüchlich, wenn wir uns über die Abholzung der Urwälder aufregen, aber selbst wertvolles Ackerland zugunsten eines Einkaufzentrums opfern wollen, das im Grunde niemand braucht. Ich würde mir wünschen, dass die Schweinfurter mit einem "Ja" ein Zeichen setzten. Ein Zeichen für die Natur und gegen wirtschaftliche Interessen.

Roland Merz 
97424 Schweinfurt

 
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  • Anette Kommer
    Der Acker ist Bauerwartungsland. Hoffentlich wird bei der demnächst anstehenden Planung für Wohnbebauung ebenso zäh und leidenschaftlich für die „Nichtbebauung“ gekämpft.
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