Eine große "Gewissheit" stand am Ende dieses Abends im Raum: Das Priestertum im Sinne des "Kultmanagers" als einfache Adaption aus dem jüdischen Ursprung war nicht im Sinne Jesu.
Überraschend und erhellend war der Blick auf die Entwicklung des Priestertums im Gleichschritt mit dem Kultritus im Jerusalemer Tempel bis zur Zeit Jesu. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Thema "Sündenvergebung" durch rituelles Blutvergießen nach strengen Regeln. Standesunterschiede und Exklusivität waren dabei wichtige Elemente, gegen die sich Jesu befreiende Botschaft der Gleichheit aller Menschen und der Wunsch nach einem spirituellen Tempel aus lebendigen Steinen richtete.
Der Referent konnte dann einen plausiblen Bogen über die weitere Geschichte der Entwicklung des Priestertums nach den ersten Jahrhunderten (ohne ausgewiesene hauptamtliche Priesterpersonen) bis in die Gegenwart schlagen. Wie würde Kirche, Gemeindeleben und gläubige Versammlung von Menschen aussehen, wenn die Rückbesinnung auf die Wurzeln christlicher Verkündigung im Vordergrund stünde? Es könnte, ja müsste sogar ohne Priesterstand im herkömmlichen Sinn funktionieren, wenn Menschen den Schritt wagen, sich auf neue Modelle der christlichen Gemeinde einzulassen und mitzugehen.
Pointiert, oft auch gewagt, aber stets in mitreißender Weise vorgetragen, gelang es Ebner, die Zuhörer zum Nachdenken, später auch im geselligen Austausch zum Nachfragen und zum Hinterfragen zu bewegen. Auch das ökumenische Anliegen von gemeinsamem Glaubensleben im Gottesdienst und darüber hinaus fände mit einer Neuorientierung der Leitungsstrukturen Chancen und Zukunft.
Das abschließende Gedankenspiel eines Briefes aus Würzburg, der aus Versorgungsgründen keine neuen Priester mehr für die Gemeinden ankündigt und so die vorhandenen Talente in einer Gemeinde aktivieren will, lud zum Weiterdenken ein und zeigte eine mutmachende Perspektive in die Zukunft.
Die Initiatoren, die Gemeinde St. Anton und der ökumenische Arbeitskreis Maria Hilf, St. Anton, Christuskirche, freuten sich über den regen Zuspruch und auch über die zahlreichen Gespräche bei anschließenden Dämmerschoppen in der Kirche. Die Räumlichkeiten boten dazu ideale Bedingungen.
Von: Joachim Werb (Gemeindeleiter, Gemeinde St. Anton, Pfarrei Heilig Geist Schweinfurt)