Als wir uns das letzte Mal mit Christine Tiefel trafen, war der Kiosk gegenüber der Post in der Grabenstraße auf dem Weg zum künftigen Imbiss noch eine große Baustelle. Jetzt blitzt dem Besucher im Innern jede Menge Edelstahl entgegen und die Kaffeemaschine wartet darauf, angeschaltet zu werden. Derweil ist das (noch) verhüllte Postament in der Mauerecke schon Stadtgespräch.
Man sieht, es ist alles angerichtet für die künftige kulinarische, fränkisch-berlinerische Fusion, wenn hier Christine Tiefel am Samstag, 16. Juli, „Curry 01“, wie sie ihren „Imbiss mit Berliner Schnauze“ nennt, offiziell mit Live-Musik eröffnet.
Selbstgemachte Currysauce
Dann treffen hier endgültig die fränkische und die Thüringer Bratwurst auf die „Spandauer ohne Pelle“, wie die Original Berliner Currywurst ohne Darm im Volksmund genannt wird. Die Currysauce ist unter Verwendung ausgesuchter Gewürze einer Abtswinder Kräuterfabrik selbst gemacht.
Auch bei der Wahl der Metzgereien für die Lieferung der Brat-, Knack- und Currywürste überlässt die 53-Jährige nichts dem Zufall, damit diese ganz in ihrem Sinn und nach ihrem Geschmack hergestellt werden. Das ist ihr alles andere als wurst, schließlich geht's um die Wurst.
Ein weiterer Schwerpunkt werden künftig ihre Waffeln in verschiedenen Variationen sein, egal ob süß oder pikant. Dazu gibt es neben den üblichen Getränken, inklusive Bier und Wein, Kakao und Kaffee sowie als Besonderheit aus frischem Obst und Milchprodukten zubereitete Smoothies. Aber auch an ein kleines Eis-Sortiment für die Kinder hat die Imbissbetreiberin mit dem unverkennbaren Berliner Dialekt gedacht. Ein Imbiss für jedes Alter und jeden Geldbeutel soll es nach ihren Vorstellungen werden.
Berliner Bär aus Metall
Wenn am Samstag ab 13 Uhr die Eröffnung im flexiblen Stretchzelt bei musikalischer Unterhaltung durch das Trio „Good choice“ steigt, dann wird auch endgültig der vor dem Imbiss auf einem 1,70 Meter hohen Sockel thronende und beleuchtete Berliner Bär aus Metall enthüllt. Er wird die Gäste künftig mit der rot-weißen Frankenfahne in seinen Tatzen begrüßen.
Geschaffen wurde der Blickfang von dem aus Alitzheim stammenden, jetzt in Volkach beheimateten Metallkünstler Clemens Hegler, einem guten Bekannten von Christine Tiefel und ihrem Lebensgefährten Stefan Markert.
Wer sich allerdings nach den früheren Zeiten auf der Eckbank in dem 1984 beim damaligen Bau des Unterstellhäuschens in der Grabenstraße integrierten Kiosk zurücksehnt, muss enttäuscht werden. Dort lassen die Einrichtung mit den Küchen- und Kühlgeräten sowie Ablagen keinen Platz mehr dafür.
Stattdessen gibt es künftig Stehtische im kleinen Vorhof sowie eine großzügige Außenbewirtschaftung mit aus Eichenstammholz getischlerten Sitzgarnituren auf der Grünfläche rings ums Imbisshäuschen.
Abgewickelt wird das Geschäft über die drei Fenster. Das zur Post zu dient als Verkaufsfenster für den Garten, das zur Vogtei für die Geschirrrückgabe und das im überdachten Bereich für den Straßenverkauf.
Ursprünglich wollte Christine Tiefel schon eher aufmachen. Doch war zuvor allerhand vom Städtischen Bauhof, beauftragten Handwerkern und natürlich von ihr selbst an Arbeiten zu erledigen.
Die Bandbreite reichte vom Einbau neuer Fenster über die nötigen Installationsarbeiten, um aus dem Kiosk einen Imbiss zu machen, bis hin zur Innenausstattung. So hat sich der Termin deutlich nach hinten verschoben.
Und doch ist immer noch nicht alles fertig. So muss der Imbiss gleich nach der Eröffnung für bauliche Restarbeiten zwangsweise nochmals eine Woche lang geschlossen bleiben. So dass der Betrieb offiziell erst ab 25. Juli montags bis freitags von 9.30 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 9.30 bis 13.30 Uhr aufgenommen werden kann. Da die Musik bereits gebucht war, war es nicht mehr möglich die Eröffnung jetzt am Samstag, 16. Juli, zu verschieben.
Bürgermeister Thorsten Wozniak freut sich natürlich über die Wiederbelebung des städtischen Gebäudes und hat Christine Tiefel bereits die ersten Mittagstisch-Anfragen zukommen lassen. Das Stadtoberhaupt: „Es leiten sich schon gewisse Erwartungen ab.“
Noch etwas auf sich warten lässt auch die bereits vor längerer Zeit vom Stadtrat beschlossene Erneuerung der in dem Kioskgebäude integrierten öffentlichen „netten“ Toiletten über das Städtebauförderungsprogramm Soziale Stadt. Der genaue Zeitpunkt für den Ausbau der modernen, barrierefreien Toilettenanlage hängt noch von der Zuschussbewilligung und den Kapazitäten der benötigten Handwerker ab. Spätestens Ende des Jahres, eventuell etwas früher, soll das WC fertig sein.
Die Liebe zu ihrem Lebensgefährten Stefan Markert hat Christine Tiefel nach Franken geführt. Der hatte ihr schließlich den kleinen, damals leerstehenden Kiosk in Gerolzhofen gezeigt, nachdem sich ihr Plan zerschlagen hatte, in Fürth einen Waffel-Treff zu eröffnen, statt weiter mit einer mobilen Saftbar durch die Gegend zu tingeln. Und schon hatte sich Christine Tiefel zum zweiten Mal verliebt, diesmal in den Kiosk an der Post. So war die kulinarische Berlin-Franken-Fusion in Form des Imbisses zu Füßen der Alten Echter?schen Amtsvogtei entstanden.
Mit Unterstützung verschiedener Helfer hat sie dort jetzt die Idee in die Tat umgesetzt und sich den Traum von ihrem ersten Imbiss namens „Curry 01“ erfüllt.