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Schwemmelsbach
Bräuche rund ums Osterfest: Was die "ewige Anbetung" mit dem "Grumbern legen" zu tun hat
Das ganze Dorf beteiligte sich rege an Prozessionen, bei der der Pfarrer, geschützt unter einem Baldachin, auch Himmel genannt, das Allerheiligste, also eine konsekrierte Hostie, durch die Ortschaft trug. Das Bild zeigt einen Umgang zu Fronleichnam in den 1960er-Jahren.
Foto: Archiv Dominik Zeißner | Das ganze Dorf beteiligte sich rege an Prozessionen, bei der der Pfarrer, geschützt unter einem Baldachin, auch Himmel genannt, das Allerheiligste, also eine konsekrierte Hostie, durch die Ortschaft trug.
Dominik Zeißner
 |  aktualisiert: 19.04.2025 02:35 Uhr

Ostern gilt als Feier der Auferstehung Jesu Christi von den Toten als das wichtigste und älteste Fest der Christenheit. Es ist ein beweglicher Feiertag, sprich, jedes Jahr findet es an einem anderen Datum statt. Das hängt mit dem ersten Vollmond im Frühling zusammen, dieser beginnt am 21. März. Somit könnten die österlichen Feiertage frühestens auf den 22. März, jedoch spätestens auf den 25. April fallen. Mit dem Palmsonntag beginnt die "Heilige Woche", mit der viele Bräuche rund um das Osterfest in den katholisch geprägten Ortschaften des Landkreises ihren Lauf nehmen.

Palmsonntag bildet den Auftakti in die "Heilige Woche"

Mit dem Palmsonntag beginnt in der römisch-katholischen Kirche die Heilige Woche. Die Gläubigen feiern mit einer Prozession und 'Hosiana-Rufen' den Einzug Christi in Jerusalem, der auf einem Esel daher kam. 
Zum Zeichen seines Königtums jubelte das Volk ihm zu und streute Palmzweige. Diese hielt auch Kaplan Solomon heuer in Schwemmelsbach in seinen Händen.
Foto: Dominik Zeißner | Mit dem Palmsonntag beginnt in der römisch-katholischen Kirche die Heilige Woche. Die Gläubigen feiern mit einer Prozession und "Hosiana-Rufen" den Einzug Christi in Jerusalem, der auf einem Esel daher kam.

So versammeln sich am Palmsonntag die Gläubigen mit Weidenkätzchen, die dann vom Priester gesegnet werden. Viele Gläubigen stecken zu Hause ihre gesegneten Palmkätzchen an ein Kruzifix. Früher sogar unter das Hausdach oder auch in die Stallungen, um diese vor Unglück zu bewahren. Mit den Zweigen soll der Einzug Jesu in Jerusalem dargestellt werden.

Gängige Mode war vor den Osterfeiertagen auch immer die Osterbeichte. Reger Andrang herrschte damals, als der Ortspfarrer nebst einem fremden Beichtvater, meistens ein Bruder aus dem nahegelegenen Kloster aus Hammelburg, die Sünden vergab. Dazu bekamen die Gläubigen sogenannte "Beichtbilder" als Erinnerung der Buße.

Ab Gründonnerstag schweigen die Glocken

Vier Tage später, am Gründonnerstag, beginnen die drei österlichen Tage vom Leiden und Sterben, von der Grabesruhe und der Auferstehung des Herrn. Der Gründonnerstag hat seinen Namen nicht etwa von der Farbe grün, sondern wird abgeleitet von "greinen", also weinen. An diesem Tag gedenken die Christen des letzten Abendmahles Jesu mit den zwölf Aposteln am Vorabend seiner Kreuzigung.

Ein Bild von den 'Klapperern' aus dem letzten Jahr 2024.
Foto: Archivbild Dominik Zeißner | Ein Bild von den "Klapperern" aus dem letzten Jahr 2024.

In manchen Gemeinden findet sogar eine Fußwaschung statt. Nachdem das Gloria beendet ist, ruht bis zur Osternacht die Orgel im Gotteshaus, ebenso schweigen die Kirchenglocken, die in dieser Zeit dem Volksmund nach, nach Rom fliegen. Dann kommen in den Ortschaften wieder die "Klapperer" zum Einsatz. Kinder und Jugendliche ersetzen mit ihren lauten Instrumenten die Glocken und künden Gottesdienste und Gebetszeiten an. Eine traditionelle Speise ist am Gründonnerstag Spinat.

Mit ihren 'Klappern' weisen die Kinder und Jugendlichen während der Kartage die Ortsbevölkerung auf die Gottesdienstzeiten hin, denn in dieser Zeit schweigen die Glocken im Kirchturm.
Foto: Archiv Dominik Zeißner | Mit ihren "Klappern" weisen die Kinder und Jugendlichen während der Kartage die Ortsbevölkerung auf die Gottesdienstzeiten hin, denn in dieser Zeit schweigen die Glocken im Kirchturm.

Es folgt der Karfreitag, an dem die Christen des Leidens und Sterbens Jesu Christi am Kreuz gedenken. Der Karfreitag zählt als stiller Freitag. Vormittags versammelt sich die Gemeinde zum gemeinsamen Kreuzweg. Zur Todesstunde um 15 Uhr findet dann eine Liturgiefeier mit Verkündigung des Leidensevangeliums Christi, der großen Fürbitten und der Kreuzverehrung statt. In wenigen Orten wird dann noch ein heiliges Grab aufgebaut, wie etwa in Schwemmelsbach. Dann liegt bis zur Osternacht der Leichnam des Gekreuzigten in einer von zwei Engeln flankierten schlichten Grotte, bis er über dem leeren Grab triumphiert. Schnitzkunst im Nazarenerstil führt das Heilsgeschehen naturalistisch vor Augen.

In der Schwemmelsbacher Dorfkirche steht von Karfreitag bis Christi Himmelfahrt noch ein 'Heiliges Grab', welches das Ostergeschehen sinnbildlich vor Augen halten soll.
Foto: Dominik Zeißner | In der Schwemmelsbacher Dorfkirche steht von Karfreitag bis Christi Himmelfahrt noch ein "Heiliges Grab", welches das Ostergeschehen sinnbildlich vor Augen halten soll.

Die Osternacht kündet vom Sieg über den Tod

Am Abend des Karsamstags wird der Höhepunkt begangen – die Feier der Osternacht. Meistens versammelt sich die Gemeinde an einem Feuer, um das auch der Priester und die Ministranten stehen. Dort wird die Osterkerze bereitet und am Feuer entzündet, mit der dann der Kirchenmann in das dunkle Gotteshaus einzieht. Dabei ruft er dreimal "Lumen Christi" (Licht Christi), worauf die Gemeinde "Deo gratias" antwortet. Die Ministranten geben das Licht an die Gottesdienstbesucher weiter.

Zum Gloria läuten festlich wieder alle Kirchenglocken und verkünden die Auferstehung des Herrn. Auch die Orgel spielt wieder. Zudem wird neues Weihwasser gesegnet und mit dem Taufversprechen an die eigene Taufe erinnert. Mit dem Ostersonntag beginnt die Osterzeit, die 50 Tage bis zum Pfingstfest andauert. Die ersten acht Tage der Osterzeit bilden die Osteroktav und werden wie Hochfeste des Herrn begangen.

Ewige Anbetung gerät in Vergessenheit

Als Erinnerung an die Osterbeichte, händigte der Priester ein sogenanntes 'Beichtbildchen' aus. Dieses stammt aus dem Jahre 1969.
Foto: Archiv Dominik Zeißner | Als Erinnerung an die Osterbeichte, händigte der Priester ein sogenanntes "Beichtbildchen" aus. Dieses stammt aus dem Jahre 1969.

Im Gegensatz zum Osterfest, welches ein bewegliches Datum hat, hatte anno dazumal in Schwemmelsbach die "Ewige Anbetung" einen festen Platz – und zwar immer am 11. April. Die ewige Anbetung ist eine alte Tradition der Anbetung in der katholischen Kirche. Grundlage dafür ist der Glaube an die Gegenwart Jesu Christi in den Gestalten der Eucharistie. Die Arbeit, überwiegend war früher die Dorfbevölkerung in der Landwirtschaft tätig, wurde dazu niedergelegt.

Die Anbetung startete mit einem Gottesdienst, bei dem das "Allerheiligste" ausgesetzt wurde. Anschließend wurde drei Stunden lang gebetet. Den Abschluss des Anbetungstags bildete eine Prozession "ums kleine Dorf". Auch diese Tradition verschwindet immer mehr und mehr. In diesem Jahr fiel jedoch die ewige Anbetung zufällig auf den 11. April, mittlerweile mit einer Betstunde und einer anschließenden Messfeier. Dieser Tag gibt in Schwemmelsbach auch bekanntermaßen den Startschuss für das "Grumbern" (Kartoffel) legen, die dann im August geerntet werden.

 
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