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SCHWEINFURT
Blitze ohne Donner im Hochspannungslabor
Im Hochspannungslabor: Überspannungen entladen sich (Bild). Der direkte Weg zwischen zwei Stahlstiften ist durch eine Platte aus Panzerglas verstellt. Mit steigender Spannung weitet sich der Kreis der Blitze, bis einer den Weg über die Glaskante zum Metallstift unter der Glasplatte schafft und die Entladung erfolgt.
Foto: Josef Lamber | Im Hochspannungslabor: Überspannungen entladen sich (Bild). Der direkte Weg zwischen zwei Stahlstiften ist durch eine Platte aus Panzerglas verstellt.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 05.11.2015 20:42 Uhr

Die Jugend und stärker noch die Erwachsenen waren eifrig bei der Sache und erlebten am Samstag zwei spannende Stunden in den Labors der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) an der Ignaz-Schön-Straße.

Der „Tag der Elektrotechnik“ begann mit dem Schüler-Campus am Vormittag, in dessen Mittelpunkt ein Vortrag vor 80 Jugendlichen von Dr. Ansgar Ackva stand, der sich die „Elektromobilität – Hype oder Ladenhüter“ zum Thema gemacht hatte. Den Erfolgen des E-Bikes hinkt das E-Auto hinterher. Der Referent sieht für den E-Motor auf vier Rädern jedoch eine große Zukunft, allerdings nur in Verbindung mit den regenerativen Energien, denn E-Mobile, gespeist aus Braunkohlekraftwerken, das sei keine Option für die Umwelt.

Angesprochen hat der Tag die 13- bis 16-Jährigen, die vielfach mit ihren Eltern kamen. Im Mechatroniklabor bestand die Möglichkeit, selbst einen Elektromotor zu bauen. Informiert wurde über das TechnologieTransferZentrum Elektromobilität. Das Institut der Hochschule wurde im Januar 2012 in Bad Neustadt gegründet. Die Forschungsprojekte zeichnen sich durch Praxisnähe und Kooperationen mit Firmen aus der Region aus. Ein Schwerpunkt ist die Leistungselektronik, die zwischen Batterie und Motor sitzt, die den Drehmoment regelt und den Fahrkomfort optimiert.

Dr. Bernhard Arndt, Vizepräsident der FHWS, stellte sich hier auch allgemeinen Fragen über die FHWS. Geworben wird für die Elektrotechnik, weil sie derzeit nicht so populär wie der Maschinenbau ist, obwohl das Studium glänzende Berufsaussichten eröffne, – auch und gerade im innovativen Mittelstand. Guter Dinge ist der Vizepräsident mit Blick auf den internationalen Campus, der in der Ledward-Kaserne entstehen soll, sobald aus München die Gelder fließen. Start ist schon heuer mit 100 Studierenden. Finanzieren muss diesen ersten Schritt die FHWS aus den laufenden Mitteln. Klappt alles nach Wunsch, wird der i-Campus in vier Jahren 1000 Studenten und im Jahr 2020 dann 3000 Studierende zählen. Angelaufen sind bereits Englischkurse für das Verwaltungspersonal der „University of Applied Sciences“.

An der Ignaz-Schön-Straße steht das größte Hochspannungslabor aller deutschen Fachhochschulen, das gerade mit einer gewaltigen Gleichspannungsanlage (800 kV) bestückt wird (Kosten: rund 500 000 Euro). Dr. Andreas Küchler informierte, dass der Gleichstrom beim Energietransport eine wichtige Rolle spielt.

In der Halle mit der Backsteinfassade steht auch ein Blitzschussgenerator (bis eine Million Volt) und eine fast haushohe Wechselspannungsanlage. Bei einem der gezeigten Versuche blitzte es zwischen zwei Metallkugeln, zwischen zwei Metallspitzen indes weit früher. Als zwischen die Metallspitzen eine Panzerglasplatte geschoben wurde, knisterte und blitze es, bis die Entladung den Weg über die Glaskante zur unteren Metallspitze fand.

Bei den Fragen zur Energiewende und zum Energietransport machte Küchler deutlich, dass die in Deutschland bestehenden Netze Spannungsunterschiede ausgleichen. Für den Stromtransport über große Distanzen bräuchte man neue und andere Leitungen.

Die Medizintechnik zeigte Grundlagenforschung. So läuft die Entwicklung für ein Buchstabiersystem, das ausschließlich durch die Augenbewegung des Nutzers am PC bedient wird. Die Arbeit an einer Atemluftdiagnostik, die einmal durch die gemessen Gase zur Früherkennung des Lungenkrebs eingesetzt werden soll, ist im Anfangsstadium. Im Labor für Chipdesign und Mikroelektronik fanden Lötversuche statt. Ein weiteres Thema waren hier die Videospiele. Im Labor für Optoelektronik und Messtechnik wurde gezeigt, dass eine 25-Watt-Glühbirne so hell macht wie eine Sparlampe mit neun Watt und eine LED-Leuchte mit drei Watt, weil die Glühbirne die Energie verheizt und stattliche 100 Grad heiß wird. Eine Wärmekamera verpasste den Brillenträgern viereckige Augen, da die Wärme das Glas kaum durchdringt, weshalb es im Sommer in den Autos heiß wird, da die Sonnenstrahlen in den Fahrgastraum rein, die Wärme aber nicht mehr raus kann.

 
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