Alle zwei Jahre veranstaltet der Kreisverband der Europa-Union ein festliches Konzert. In diesem Jahr hatte Kreisvorsitzende Christiane Fenn Mitglieder und Freunde für einige schöne besinnliche Stunden ins Alte Rathaus nach Gochsheim geladen. Auf dem kontrastreichen und spannenden Programm standen verschiedene Highlights, die den Brücken schlagenden Charakter des europäischen Gedankens akustisch eindrucksvoll versinnbildlichten.
Gestaltet wurde der Abend von Jugendlichen der Musikschule Schweinfurt und dem St. Daniels Chor aus Moskau. Den Auftakt machte der junge Schweinfurter Sandro Ortloff (Harfenklasse: Christine Eberherr), als Bundespreisträger Jugend musiziert mit seinen 13 Jahren schon fast „ein alter Hase“ und dementsprechend unaufgeregt bei seinem Auftritt vor vielen Bürgermeistern und kommunalen Würdenträgern. Mit dem wunderbaren „Danses et Toccata“ von Laruelle und später dann mit dem poetischen „Haiku“ entlockte er der Königin der Instrumente zarte Klangperlen voller Magie und sphärischer Dichte. Erst zwei Jahre spielt der ebenfalls 13-jährige Jareem Willmore (Klavierklasse Barbara Anton-Klügler) Klavier, im festlichen Ambiente des historischen Ratssaals bot er erst Beethovens „Sonate f-Moll“ und dann Chopins „Trauermarsch“ mit solcher Intensität und Dynamik dar, dass man die Kürze der Ausbildung kaum glauben konnte, ein guter Tipp der Musikschulleiterin Andrea Schärringer.
Passend zu den auf Europa bezogenen Worten der gastgebenden Gochsheimer Bürgermeisterin Helga Fleischer schlug dann das vierstimmige Vokalensemble des St. Daniels Chors unter der Leitung von Dr. Vladislav Belikov den völkerumspannenden musikalischen Bogen zwischen Russland und Deutschland. Mit vielen interessanten Erläuterungen zur russischen Musik präsentierten die ausgebildeten Kirchensänger im ersten Teil orthodoxe Liturgie im traditionellen Chorgewand. Rachmaninow und Tschaikowsky kamen zur Aufführung und dann als „geistige Brücke“ der „Große Zapfenstreich“ mit der eingefügten Melodie Dmitri Bortnjanskis für die Choralstrophe „Ich bete an die Macht der Liebe“, vom Chor auf Russisch und Deutsch gesungen.
Im zweiten Teil bot das Konzert dann weitere überraschende Spannungsbögen, die Mitglieder des St. Daniels Chores hatten sich in weltliche „Schale geschmissen“ und intonierten bekannte russische Weisen und Volkslieder mit genau der richtigen Mischung zwischen dem typisch schwermütigem Pathos russischer Musik und beschwingter Freude. Tenor Artem Pawlow gab Lehars „Soldaten am Wolgastrand“, Anatoly Obrazeston hauchte mit seinen dramatischen Bass Tschaikowskys Komposition romantisches Leben ein und das jüngste Ensemblemitglied Pavel Klimeskov kolorierte mit seinem Tenor die hübschen lyrischen Miniaturen Rachmaninows, begleitet vom Leiter Belikov am Konzertflügel. Als Zugabe gab es dann einen vierstimmigen russischen orthodoxen Segenswunsch, der gut für alle Lebenslagen passt.
Und auch die Jugend hatte nach der Pause weitere Auftritte: Jareem ließ in virtuoser Fingerfertigkeit Griegs Zwerge am Klavier marschieren und Sandro kredenzte dann zum Konzertabschluss das richtige vorweihnachtliche Feeling von „Adeste Fideles“ über „Süßer die Glocken nie klingen“ bis hin zu „es ist eine Ros' entsprungen“.
Es waren interessante Konzertstunden, die im Gedanken an Zusammenhalt, Völkerverständigung und der „Einheit in Vielfalt“ einen schönen Einblick in die russische Seele und die engagierte Arbeit der Schweinfurter Musikschule boten und mit langanhaltendem Applaus gebührend belohnt wurden.