Der Charme, mit dem die Bleichstraße in Gerolzhofen einst punkten konnte, hat schon lange Risse. Diese ziehen sich durch das Bett des künstlich angelegten Bachlaufs. Dieser führt längst kein Wasser mehr. Unkraut wuchert. Auch die Froschfigur, die der Straße unter Einheimischen den Namen "Fröschgass" einbrachte, speit kein Wasser mehr. Kurzum: Das einst schmucke Ambiente des Sträßchens am südlichen Rand des Altstadtkerns wirkt etwas trostlos.
Vor dieser Erkenntnis machte sich vor drei Jahren der Gerolzhöfer Stadtrat Gedanken dazu, wie es mit dem markanten Froschbrunnen und dem Bachlauf, der früher das Biotop am Ende der Straße "Auf der Weth" gespeist hat, weitergeht. Seinerzeit stellte Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann dem Gremium einige Varianten zum Umgang mit dem einst als Schmuckstück angelegten Bächlein vor. Passiert ist danach nichts. Das Thema versickerte wie das Regenwasser im maroden Bachbett.
Thema ploppt immer wieder auf
Am Montagabend stand der Bleichstraße-Bach erneut auf der Tagesordnung des Stadtrats. Das Thema würde immer wieder an ihn herangetragen, nicht nur von Anwohnerinnen und Anwohnern, sagte Bürgermeister Thorsten Wozniak. Es gelte zu entscheiden, wie die Stadt weiter verfahren soll. Aktuell ist die Sanierung des Bachlaufs als Maßnahme im Rahmen der Förderprogramms "Sozialer Zusammenhalt" gelistet – für das Jahr 2026.
Hierfür stellte die Stadtbaumeisterin den Stadtratsmitgliedern nochmals die grundsätzlich möglichen Varianten vor, die dem Stadtrat offen stehen, wobei die genannten Kosten auf Schätzungen aus dem Jahr 2020 beruhen und heute höher lägen:
Variante 1: Umgestaltung ohne Wasserlauf
Es fließt kein Wasser mehr. Der Untergrund des bisherigen Wasserlaufs wird teilweise aufgebrochen, die Rinne verfüllt und auf Straßenniveau verdichtet. Der "Frösch-Brunnen" bleibt als Erinnerung stehen, ohne Wasserauslauf. Im Bereich des ehemaligen Bachbetts entstehen im Wechsel Parkplätze, Straßenflächen und Grünstreifen. Alle vier befahrbare Brücken werden beseitigt. Kosten: 155.000 Euro.
Variante 2: Umgestaltung mit Wasserlauf
In dieser Variante soll der Frosch weiter Wasser in ein Bachbett speien, das rund 20 Meter lang sein soll. Dabei bleibt die erste Brücke mit dem Holzbelag bestehen. Im weiteren Verlauf schließt sich eine vier Meter lange Treppenanlage aus Blockstufen an, über die man hinunter zum Wasser gelangen kann. Dieser 20-Meter-Bach soll einen eigenen Wasserkreislauf erhalten, inklusive Zisterne mit Pumpwerk, von der aus Wasser immer wieder zum Frosch zurück umgewälzt wird.
An diesen "Bach-Brunnen" schließt sich eine 27 Meter lange Grünfläche an. Im weiteren Verlauf wird die Rinne – wie in Variante eins – verfüllt und zum Straßenniveau angehoben und integriert. Die drei Brücken werden abgebrochen. Es entstehen drei neue Stellplätze sowie ein Fahrradabstellplatz. Kosten: 205.000 Euro.
Für beide Varianten ließen sich laut Hoffmann nur dann Gelder aus dem Förderprogramm beantragen, wenn die Maßnahmen ausgeschrieben und an Firmen vergeben würden. Eine – vielleicht kostengünstigere – Übernahme der Arbeiten durch den Stadtbauhof schieden aus.
Variante 3: Mit Erde verfüllen und bepflanzen
Bürgermeister Wozniak brachte noch einen dritten Gedanken ins Spiel: Der Bachlauf könnte mit Erde verfüllt und angepflanzt werden. Fertig. Für diese einfachste und billigste Lösung gäbe es keine Förderung, die Arbeiten könnten damit aber in Eigenregie der Stadt erfolgen.
Auf eine Frage von Markus Reuß (CSU) antwortete Hoffmann, dass die Froschfigur nur mit großem Aufwand wieder Wasser speien könnte. Reuß plädierte dafür, die Rinne des Baches zu schließen und dort Parkplätze anzulegen.
Für Burkhard Wächter (CSU) ist der Bachlauf "von Anfang an eine Fehlplanung" gewesen, weil hierfür nie ausreichend Wasser zur Verfügung stand. Dieses wurde auf Höhe des Geomaris aus der Volkach gezapft und zum "Frösch-Brunnen" gepumpt. Wächter möchte das Bachbett am liebsten zuschütten und anpflanzen.
Geld fehlt hinten und vorne
In Anbetracht der Haushaltslage sei für keine Maßnahme Geld vorhanden, meinte Günter Iff (Freie Wähler). Die Stadt habe zudem deutlich dringlichere Aufgaben als die Sanierung des Baches, wofür er auch nicht mehr als 30.000 Euro investieren würde. Allerdings sei es für ihn undenkbar, irgendetwas zu beschließen, ohne die genauen Kosten zu kennen.
Ins gleiche Horn blies Thomas Vizl (Geo-net): "Wir können uns das nicht leisten." Die begrenzten Kapazitäten des Stadtbauamts müssten zuvorderst für die dringlichsten Aufgaben eingesetzt werden, für den Bau der Grund- und Mittelschule und den zusätzlichen Kindergarten. Martin Zink (Freie Wähler) schlug vor, die im Zuge der Markplatzsanierung nicht mehr benötigten Pflastersteine zu verwenden, um die Fläche des Baches in der Bleichstraße zu schließen.
Direkte Folgen werden diese Gedankenspiele nicht haben. Denn der Stadtrat beschloss mit 11:6 Stimmen, das Projekt "Bachlauf Bleichstraße" vorerst nicht weiter zu verfolgen. Wie es dort weitergehen wird, steht damit in den Sternen.