zurück
SCHWEINFURT
Blechmusik und Wiener Schmäh
Die Mnozil Brass Band brillierte im Theater Schweinfurt.
Foto: Carsten Brunnemann | Die Mnozil Brass Band brillierte im Theater Schweinfurt.
Manfred Herker
 |  aktualisiert: 18.11.2016 03:43 Uhr

Die aktiven und passiven Jünger der Blechblasmusik aus Unterfranken hatten schnell für ein ausverkauftes Konzert der österreichischen Formation „Mnozil Brass“ im Theater gesorgt.

Wer deren Geschichte noch nicht kennt: Das Ensemble wurde 1992 im Zuge des Musikerstammtischs im Wirtshaus Mnozil in Wien von sieben Studenten der Musikhochschule als Nebenjob ins Leben gerufen. Denn einige der Studiosi bliesen schon in der Wiener Staatsoper, hospitierten bei den Philharmonikern und bewährten sich bei Nikolaus Harnoncourt und seinem Concentus Musicus.

Richtig bekannt aber wurden sie als „Mnozil Brass“: Einmal durch ihre hohe Virtuosität mit einem Tonumfang vom Subkontra Ges der Tuba bis zum viergestrichenen C der Trompeten. Mehr noch durch die spezielle Präsentation ihrer Musik: Slapstick, schwarzer Humor, Clownerien, Wiener Schmäh – alles ist erlaubt und höchst willkommen. Heute stehen neben Europa Japan, Kanada, USA und Russland auf ihrem Tourneeplan, gastiert wurde unter anderem in der Royal Albert Hall in London, im Burgtheater Wien, im Tschaikowsky-Konservatorium in Moskau und 2013 im Theater Schweinfurt mit einem Wagner-Verschnitt. Auch diesmal feiert das Publikum die Erzmusikanten mit Beifallsstürmen und Begeisterungspfiffen.

Hier die Namen der unerschrockenen Sieben: Thomas Gansch, Robert Rother, Roman Rindberger (Trompeten), Leonhard Paul, Gerhard Füßl, Zoltan Kiss (Posaunen) und Albert Wieder (Tuba). Mit dem Fanfaren-Thema aus dem Film „Herr der sieben Meere“ eröffnet Mnozil Brass das kunterbunte Programm noch ganz konventionell. Doch schon bei „Tango“ hält es die Musikanten nicht mehr auf ihren Stühlen, mit raffinierten abrupten Tangoschritten nähern sie sich der Rampe, werfen balzende Blicke ins Publikum. „Discjockey“ Zoltan bittet eine Zuschauerin zum Tanz auf die Bühne.

So kann man abwechselnd die makellose Technik und die raffinierten Arrangements der Band bewundern oder über ihren Unsinn lachen. Im Adagio aus „Spartacus“ von Aram Khatschaturian glänzt Thomas Gansch mit einem silber-strahlenden Trompetensolo, den dritten Satz aus Dmitry Shostakovichs Streichquartett Nummer 3 setzen die Blechbläser perfekt als gewollte Parodie auf einen preußischen Militärmarsch um.

Doch meist vermischen sich Musik und Comedy: In der Komposition „Axel F“ aus „Beverly Hills Cop“ tauchen Robotergestalten auf, die Humoreske „Eine kleine Frühlingsweise“ machen die Sieben zu einer umwerfenden Persiflage auf die Comedian Harmonists.

Den Titel „Pavane“ von Gabriel Fauré haben die Mnozils anscheinend falsch verstanden: Zu diesem Schreittanz des 16. Jahrhunderts bevölkert plötzlich eine Pavianherde die Bühne. In der Musikcomedy „Mac Arthur Park“ will Leonhard Paul einen Bären bändigen, später bedient er mit den Füßen zwei Posaunen seiner Kollegen. Ihre große musikalische Klasse auch als Jazzmusiker zeigen Gansch, Paul und Wieder im Trio: Blitzende Triolenketten der Trompete, elegante Variationen der Posaune und unglaublich exakte Läufe der Tuba. Erst nach den Zugaben „Lonely Boy“ von Paul Anka und „Alone again“ von Gilbert O'Sullivan lässt das begeisterte Publikum die großartigen Tonkünstler aus Wien ziehen. Manfred Herker

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Manfred Herker
Gabriel Urbain Fauré
Gerhard Füßl
Gilbert O'Sullivan
Nikolaus Harnoncourt
Paul Anka
Theater Schweinfurt
Wiener Staatsoper
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top