Oberflächen keimfrei, sauber und glänzend zu bekommen - mit verschiedensten Chemikalien wird das perfektioniert. Oft haben die Mittel aber negative Nebeneffekte und schädigen den putzenden Verbraucher. Eine Langzeitstudie der norwegischen Universität Bergen kam 2018 zu dem Ergebnis, dass Reinigungsmittel sogar ähnlich wie das Rauchen die Lungen schädigen können. Auch die Folgen für die Umwelt sind erheblich. Laut Umweltbundesamt kommen in deutschen Haushalten jährlich rund 480.000 Tonnen chemische Reinigungs- und Pflegemittel zusammen. Mit dem Reinigungswasser gelangen entsprechend viele Substanzen in die Umwelt, die nur teilweise oder gar nicht in Kläranlagen abgebaut werden - zum Schaden des gesamten Ökosystems.
Nachhaltigkeitssiegel sorgen für Gewissheit
Können biologische Reinigungsmittel diese Probleme lösen? So einfach sei das leider nicht, sagt Elke Messerschmidt vom Kompetenzzentrum Hauswirtschaft Triesdorf: „Das Problem ist, dass der Name 'Biologische Reinigungsmittel' nicht gesetzlich geschützt ist.“ Eine Norm, die definiert, was biologisch ist, gebe es nicht. Ein biologischer Anteil von 40 Prozent reicht in Reinigungsmitteln schon aus, um als "biologisch" zu gelten. "Allerdings gibt es umweltfreundliche Siegel für Reiniger, auf die man achten sollte" sagt Messerschmidt und nennt beispielsweise Blauer Engel, Euroblume oder Ecocert.
Die Siegel stehen dafür, dass nicht nur die Verpackung, sondern vor allem der Inhalt biologisch ist. Sie lassen den Verbraucher erkennen, dass die jeweiligen Tenside aus nachwachsenden Rohstoffen wie Sonnenblumen, Raps oder Oliven gewonnen werden und nicht mehr als fünf Prozent künstliche Konservierungsstoffe enthalten sind.
Tenside sind die zentralen Substanzen zur Reinigung. Sie setzen die Oberflächenspannung des Wassers herab. Dadurch kann die zu säubernde Oberfläche wirksam benetzt werden, um festhaftenden Schmutz abzulösen und zu entfernen. Tenside aus heimischen Rohstoffen sind in der Herstellung allerdings teurer als die chemische Konkurrenz.
100 Prozent biologisch - und biologisch abbaubar
Durch den Einsatz von regionalen Ölen – vor allem aus Sonnenblumen und Raps – und mit speziellen Bakterienkulturen lässt sich die Herstellung von Tensiden in Bioreaktoren verbessern. So arbeitet im Projekt „Innovationsallianz funktionsoptimierte Biotenside“ das Unternehmen Biofilon aus Schweinfurt beispielsweise an biotechnischen Methoden, mit denen Biotenside wirtschaftlich produziert werden können. „Vor ein paar Jahren waren echte biologische Reinigungsmittel noch unbezahlbar“, sagt Geschäftsführer Manfred Knittel. Neue Methoden in der Herstellung hätten das aber geändert.
Biofilon will Verbrauchern im privaten und industriellen Bereichen umweltverträgliche Reinigungsmittel bieten, die erschwinglich sind. Zwar könne vor allem in der Industrie im Moment noch nicht alles durch rein biologische Mittel ersetzt werden, so Knittel: „Aber sie können einen großen Teil der chemischen Reiniger ersetzen.“
Das Unternehmen setzt nicht nur bei Verpackung und Logistik mit Flaschen aus Biokunststoff und zertifizierten Kartonagen auf Nachhaltigkeit. „Unsere wasserlöslichen Reinigungskonzentrate sind aus ökologischer Herstellung“, sagt Knittel. Die Inhaltsstoffe seien vollständig biologisch abbaubar. Biofilon verwendet das Tensid Rhapynal, dessen Hauptbestandteil Rhamnolipide ist mikrobiellen Ursprungs. In ihrer Wirkung sei dies effektiver als synthetisch produzierte oder auf Erdöl basierende Tenside, wirbt Knittel.
Bewusster Umgang mit Reinigungsmitteln ist wichtig
Auch auf den Verbraucher kommt es an: „Viel hilft viel“ ist der falsche Ansatz. Allzweckreiniger, Sanitärreiniger, Glasreiniger und Zitrone oder Essig reichen vollkommen aus, um Fett, Kalk und Flecken zu entfernen. „Die Menge der Mittel muss richtig sein. Dosierungshinweise müssen beachtet werden“, rät Elke Messerschmidt vom Kompetenzzentrum Hauswirtschaft. Man könne auch Reinigungsmittel sparen, wenn man Tücher verwendet, die mehr Schmutz aufnehmen.
Trotz des gewachsenen Umweltbewusstseins greifen Verbraucher noch immer lieber zu chemischen als zu biologischen Produkten. Hauptgrund: der Preis. Manfred Knittel ist optimistisch: „Da passiert viel momentan. Der Wille, wirklich etwas zu verändern, ist da.“