Äpfel, Birnen, Karotten, Kräuter, Kräuter, Milch und Joghurt zählen im Brebersdorfer Kindergarten Sankt Josef seit kurzem zur regelmäßigen Extraportion der Kinder. Alles ist Bio und ist auch noch kostenlos für die Kleinen. Denn die Einrichtung beteiligt sich am EU-Schulprogramm, für das seit kurzem zwei Bio-Höfe der Ökomodellregion Oberes Werntal als Lieferanten gelistet sind.
Wieder einmal hat Petra Sandjohann vom Gut Obbach eine Kiste voller Obst, Gemüse und Milchprodukte aus ihrem Hofladen für den Brebersdorfer Kindergarten gepackt. Seit Beginn des neuen Kindergartenjahres nimmt ihr Bio-Betrieb an dem EU-Programm teil und beliefert neben dem Brebersdorfer Kindergarten auch den in Sömmersdorf, Wülfershausen und ab Februar in Obbach.
Berufskollege und Direktvermarkter Benedikt Karg aus Kronungen ist jetzt ebenfalls Lieferant für Kindergärten in Oberwerrn, Maibach, Kronungen und Poppenhausen. Damit sind die beiden Höfe in der Öko-Modellregion Oberes Werntal die einzigen Erzeugerbetriebe im Landkreis Schweinfurt für das EU-Schulprogramm.
Kinder bekommen Lust auf Obst und Gemüse
"Uns ist frisches und regionales Obst und Gemüse für unsere Kinder wichtig", erklärt Kindergartenleiterin Gudrun Hofmann-Dees. "Wir schneiden das mit den Kindern klein, sprechen darüber oder machen kleine Projekte damit." Der Apfel-Schwan, den sie geschnitzt hat, ist bei den Kleinen der Hit: Wer bekommt die Flügel, wer den Hals? "Wir machen den Kindern so Lust auf Obst und Gemüse." Auch der Naturjoghurt wird damit angereichert, selbst die frischen Kräuter rühren die Kleinen unter ihren Quark. "Das schmeckt ihnen richtig gut."
Seit 2010 schon nimmt der Kindergarten das EU-Programm in Anspruch. Damals gab es noch ein eigenes Schulobst- und -gemüseprogramm sowie ein Schulmilchprogramm. 2017 wurde beides im EU-Schulprogramm zusammengefasst. Es wird aus EU-Mitteln sowie aus bayerischen Landesmitteln finanziert. Grundschüler sowie Kinder in Kindergärten ab drei Jahren bis zum Schuleintritt erhalten kostenlos bevorzugt regionale und saisonale Produkte.
Allerdings sind die Portionen, die pro Kind und Woche finanziert werden, relativ klein: 100 Gramm Obst und Gemüse und 200 Milliliter Milch oder 150 Gramm Joghurt oder 30 Gramm Käse. "Das sind gerade mal ein Apfel und ein Glas Milch pro Kind", weiß Karg. Aber das Programm soll auch nur Anschub sein und nicht die Mahlzeiten ersetzen, erklärt Anja Scheurich, Projektmanagerin der Öko-Modellregion.
Ihre Vorgängerin hatte die Direktvermarkter im Oberen Werntal auf das Programm aufmerksam gemacht, das nicht nur den Bio- , sondern auch den konventionellen Landwirten offen steht. "Viele wissen gar nicht, dass es das gibt", sagt Scheurich. Auch viele Kindergärten und Schulen nicht.
Frühzeitig einer ungesunden Ernährung gegensteuern
Ziel des EU-Programms ist es, frühzeitig einer ungesunden Ernährung gegenzusteuern und Lust auf Obst, Gemüse und frische Milchprodukte zu machen. Mit begleitenden pädagogischen Maßnahmen wie Bauernhofbesuchen sollen die Kinder außerdem die landwirtschaftliche Erzeugung und die Vielfalt der dort produzierten Lebensmittel erleben. "Es geht um die Wertschätzung der Produkte", sagt Scheurich, hier der bio-regionalen.
Bis vor wenigen Monaten holte sich der Kindergarten Sankt Josef einmal in der Woche die Lebensmittel in einem teilnehmenden Supermarkt ab. "Aber da war alles mit Plastik verpackt, und wir wollten das nicht mehr", erklärt die Leiterin. Umso erfreuter war sie, als das nahe Gut Obbach von der staatlichen Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in die Lieferantenliste aufgenommen wurde.
Auf Südfrüchte wie Orangen oder Bananen, die im Programm erlaubt sind, verzichten die Brebersdorfer. "Bei uns gibt es Äpfel und Birnen, Zwetschen, Aprikosen oder Erdbeeren", zählt Petra Sandjohann auf. Überzeugungsarbeit muss Direktvermarkter Karg häufig für saisonale Produkte leisten. "Tomaten im Winter muss nicht sein."
Einfach in der Küche verschwinden dürfen die Zuteilungen aber nicht. "Das muss explizit mit den Kindern zubereitet werden, das Rohprodukt ist wichtig", weiß Petra Sandjohann.
Die Vorschriften des EU-Programms sind äußerst genau, der Verwaltungsakt recht aufwändig, gesteht sie. Großen Umsatz würden sie und ihr Berufskollege mit dem EU-Programm nicht machen. Pro Kind und Woche gibt es 42 Cent für Bio-Produkte, 34 Cent für konventionelle. "Es ist eher der Werbeeffekt", meint Benedikt Karg, "es sind die Synergien für meinen Hofladen." Und: "Da ist auch Idealismus dabei."
Für ÖMR-Managerin Anja Scheurich steht das Projekt vor allem im Einklang mit den Zielen der Öko-Modellregion: Nämlich die regionale Vermarktung der Bio-Produkte zu fördern und den Bildungsauftrag umzusetzen.
Hinweis: Kindergärten und Direktvermarkter finden Informationen zum EU-Schulprogramm unter dem Link www.stmelf.bayern.de/agrarpolitik/foerderung/154596. Sie können sich auch bei der Öko-Modellregion Oberes Werntal informieren: Telefon (09726) 906724.