
Für Bürgermeister Christian Keller "geht eine Ära zu Ende": Nach über 50 Jahren ziehen Verena und Rudolf Fischer aus Grafenrheinfeld fort. Viele Jahre haben sie die Bildung im Ort maßgeblich mitgestaltet. Als Lehrer an der Hauptschule und später Rektor der Grundschule unterrichtete Rudolf Fischer Generationen von Grafenrheinfeldern. Schon Kellers Mutter war bei ihm in der Schule, und auch der Bürgermeister hat viele Erinnerungen an den Schulleiter.
Dazu haben die Fischers gemeinsam die Außenstelle der Volkshochschule Gerolzhofen aufgebaut und sie in 40 Jahren zu dem gemacht, was sie heute ist: Eine Bildungsstätte mit umfangreichem Programm von Sprach- und Kochkursen, den berühmten Rathauskonzerten bis hin zu den verschiedensten Fachvorträgen.
Rudolf Fischer erinnert sich an die Anfänge: 1980 fragte ihn der heutige Altbürgermeister Robert Gießübel, ob er es sich vorstellen könne, die Volkshochschule in Grafenrheinfeld zu "machen". Fischer zögert, er denkt, er solle dort Vorträge halten. Als klar wird, dass er die Leitung der neuen Vhs-Außenstelle übernehmen soll, stimmt er gerne zu, zumal seine Frau Verena ihre Unterstützung gleich signalisierte. 1992, Rudolf Fischer ist inzwischen Schulleiter und engagiert sich darüber hinaus im Gemeinderat und Pfarrgemeinderat, übernimmt sie die Leitung.
Programm ergänzt
Sie ergänzt das bewährte Programm durch Studien- und Theaterfahrten und ergreift nach der Eröffnung der Kulturhalle die Möglichkeit, dort große Multivisionen anzubieten. Eine ehrenamtliche Herausforderung, die bis zum letzten Tag "viel Freude gemacht hat", wie Verena Fischer nun mit einem Lächeln feststellt. Von der Zusammenstellung des Programms mit Auswahl und Buchung der Dozenten, über die Anmeldungen, Abrechnungen und Werbung bis hin zur Auswahl des Veranstaltungsortes und der persönlichen Organisation vor Ort stemmen die Fischers 40 Jahre den für viele Interessierte liebgewonnen, aber bei weitem nicht selbstverständlichen "Vhs-Alltag".
Anfänglich wurden abends noch die Plakate eigenhändig gestaltet, das ist natürlich heute anders, und auch die Episode vom durchgebrannten Dia-Projektor-Birnchen, das ein Besucher flugs durch sein eigenes ersetzte, längst Geschichte. Sonst ist eigentlich alles immer wie am Schnürchen gelaufen, und die vielen Besucher waren meist begeistert vom abwechslungsreichen Angebot.
Abruptes Ende
Das Ende hätte sich Verena Fischer natürlich etwas weniger abrupt gewünscht: Im März fand ein letzter Multivisions-Vortrag statt, danach machte Corona dem sanften Ausstieg aus dem Vhs-Leben einen Strich durch die Rechnung. Mit dem sprichwörtlichen weinenden und lachenden Auge ziehen die Fischers nun nach Schweinfurt. "53 Jahre Grafenrheinfeld lassen sich nicht so einfach wegwischen." Aber als ehemalige Schweinfurter freuen sie sich auch auf die "alte Heimat". Schließlich haben dort die Fischers ihr zukünftiges Domizil schon vor Jahren als Altersruhesitz erworben. "Nun müssen wir uns halt nach Grafenrheinfeld aufmachen", meint Rudolf Fischer. Vieles dort von den Lokalen bis hin zur Bank am alten Main sind Lieblingsplätze der Fischers.
Bürgermeister Christian Keller verabschiedet die beiden Fischers mit Wehmut, ist aber sehr zuversichtlich, mit Florina Schreglmann eine hoch motivierte Nachfolgerin gefunden zu haben. Seit 2015 lebt die neue Vhs-Leiterin in Grafenrheinfeld und möchte sich gerne, so ihre Erläuterungen bei der offiziellen Übergabe im Rathaus, noch mehr ehrenamtlich für ihre neue Heimatgemeinde einbringen. Das gerade erschienene Programm für das Herbst/Winter-Semester hat sie bereits zusammengestellt.