Unter dem Titel „Gegen den Strich“ zeigt das Museum Otto Schäfer vom 11. März bis 24. Juni Zeichnungen und Grafiken von Ralf Bergner. Der Maler, Zeichner und Illustrator Ralf Bergner (geboren 1950 in Breitenbach bei Zeitz) studierte von 1976 bis 1982 an der Hochschule für Industrielle Formgestaltung Burg Giebichenstein (Halle, Saale) Malerei und Grafik bei Frank Ruddigkeit und Willi Sitte. Bei dem sich anschließenden Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bis 1985 genoss er auch den Unterricht von Karl-Georg Hirsch. Heute lebt er als freischaffender Künstler in Berlin.
Nicht nur Künstler wie Paul Flora und Alfred Hrdlicka, die er bei Studienaufenthalten in Wien kennengelernt hatte, würdigten das zeichnerische Können Bergners; auch der langjährige Direktor der grafischen Sammlung Albertina Wien, Walter Koschatzky, pries ihn als „einen Zeichner von bestem Format“.
Die besondere Begabung Bergners für das Zeichnerische stellte sich bereits während des Studiums heraus. Hauptgegenstand der künstlerischen Arbeit wurde der Mensch, das Menschliche, das allzu Menschliche. Bergner sieht sich als genauer Beobachter der Welt, der in seinen Arbeiten auch das Unsichtbare sichtbar machen will. Die Themen dazu findet er daher im Leben selbst, in seiner Zeit, aber genauso in der Geschichte und in der Literatur. Wenn auch ohne direkte Orientierung an einzelnen Künstlern, steht Bergner in der reichen Traditionslinie, in der sich beispielsweise Hogarth, Daumier, Busch, Zille und Grosz oder auch jüngere Grafiker wie Janssen, Hirsch oder Hrdlicka finden lassen.
Ralf Bergner erfindet für seine Darstellungen Figuren, bei denen er die Größenverhältnisse der einzelnen Körperteile zueinander neu bestimmt. Mit Bekleidungen und Requisiten, Kopfbedeckungen, Orden, Schmuck, Schirmen oder Waffen wird ähnlich umgegangen. Mit nicht versiegender Fantasie werden bei Bedarf Bildgeschichten auf Frei- oder Zwischenräumen, oder an den Bildrändern weiter- oder neu eingeführt und in Bezug gesetzt. Es wird erzählt und fabuliert, aber auch benannt und bezeichnet.
Die oft klein- und mittelformatigen Blätter wie auch die Lithografien und kolorierten Radierungen sind sehr dicht und äußerst fein gearbeitet, ohne an Leichtigkeit zu verlieren. Bergner zeichnet mit Feder, Kugelschreiber und Kohle, fasst farblich spannend mit Aquarell, Pastell und Gouache. Gern mischt er die Techniken. Seine Blätter wollen gelesen werden, und doch schließen sie sich zu einer größeren Bildwirkung zusammen. Illustrationen, teilweise zu Klassikern der Weltliteratur, erschienen in verschiedenen Verlagen, unter anderem in Zusammenarbeit mit der Berliner Handpresse.
Bergners Arbeiten befinden sich in etlichen Galerien, Museen und Privatsammlungen, etwa im Wilhelm-Busch-Museum Hannover, im Berliner Kupferstichkabinett, im Gulbransson-Museum Tegernsee, im Angermuseum Erfurt, im Karikaturmuseum Krems, im Oberösterreichischen Landesmuseum Linz, in der Stadt- und Staatsbibliothek Augsburg, der Akademie der Künste Berlin, der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages und der Sammlung des rbb Berlin.