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GEROLZHOFEN
Bildende und wortbildende Kunst
Musik und Literatur mit bildender Kunst in der Erlöserkirche: Im Rahmen der Ausstellung „In Gedenken an“ lasen und spielten (von links) Organist Reiner Gaar, die Vorleser Bettina Meinnert, Philip Errington-Zietlow und Stefanie Lembcke, sowie Pianist Achim Hofmann.
Foto: Matthias Beck | Musik und Literatur mit bildender Kunst in der Erlöserkirche: Im Rahmen der Ausstellung „In Gedenken an“ lasen und spielten (von links) Organist Reiner Gaar, die Vorleser Bettina Meinnert, Philip ...
Michael Mahr
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:28 Uhr

Von Ikonen und Schneewittchen handelte eine Lesung in der Erlöserkirche im Rahmen der Ausstellung „In Gedenken an“. Die Dresdner Künstlerin Susan Donath wählte hierfür Texte aus, die mit ihren derzeit dort befindlichen Werken zusammenhängen.

Sie selbst war nicht anwesend. Stattdessen trugen Mitglieder des kleinen Stadttheaters Gerolzhofen Erzählungen von Wladimir Solouchin, Anne Sexton und Franz Werfel vor. Vorwiegend durch eigene Kompositionen wirkten Dekanatskantor Reiner Gaar an der Orgel und Achim Hofmann am Klavier an der Veranstaltung mit.

Zwei Augen und die Fähigkeit, sich berühren zu lassen – das brauche man, um die Texte und Kunstwerke zu verstehen. So zitierte Pfarrer Jean-Pierre Barraud die Künstlerin zu Beginn. Den Gästen standen zu den Lesungstexten und zu deren Zusammenstellung keine Erklärungen zur Verfügung. Barraud meinte aber, die Texte würden sich dennoch auf eigentümliche Art und Weise ergänzen.

„Nun ja, um so mehr war ich erstaunt, als ich die an den Wänden hängenden Ikonen sah“, so Stefanie Lembcke beim Vorlesen von Passagen aus Solouchins „Schwarze Ikonen“. Die Geschichte des russischen Schriftstellers handelt von einem Ich-Erzähler, der sich auf die Suche nach alten Ikonen begibt.

Der Zusammenhang zur Ausstellung liegt wohl in den religiösen Motiven begründet, die die Künstlerin Donath in ihren Werken verarbeitet hat: In einem der verlesenen Abschnitte aus „Schwarze Ikonen“, besuchte der Erzähler beispielsweise die Werkstatt eines Moskauer Künstlers. Dort ließ er sich die Heiligenbilder zeigen und erklären. Eine dieser Ikonen sei so ausdrucksstark, dass sie trotz ihrer kleinen Fläche eine „große Wand eines modernen Hauses“ vollständig fülle.

Die Betonungen und der Wechsel von Figuren- und Erzählerrede unterstrich die Wirkung der vorgetragenen Werke bei allen Vorlesern. Ebenso trug das stimmungsvolle Ambiente seinen Teil bei: Die Besucher saßen im abgedunkelten Kirchenraum, der erleuchteten Eingangshalle zugewandt. Lediglich Vorlesern und Musikern stand das dezente Licht einer Lampe zur Verfügung.

Zudem wechselten die Vorleser ihre Positionen. Als Philip Errington-Zietlow aus Franz Werfels „Das Lied von Bernadette“ las, stand er in der Eingangshalle vor Donaths Werk „Army of me“. Das zog den Blick auf die 67 Lourdes-Madonnen, die sich dort auf einem Glasschrank befinden. In Werfels Text über eine Flucht während des zweiten Weltkriegs spielt die Zwischenstation Lourdes eine besondere Rolle.

Und als Bettina Meinnert „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ von Anne Sexton verlas, tat sie das vor einer anderen Arbeit Donaths, einem Sarg, in dem eine 1,60 Meter hohe Figur Schneewittchens liegen soll. „Es war einmal“, fing dieser Text zwar märchenhaft an, aber wenn die Stiefmutter einen Spiegel hat, den sie „ungefähr so wie den Wetterbericht“ konsultieret, offenbart sich die Geschichte als eine aus dem 20. Jahrhundert.

 
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