"Es ist wie am Zeugnistag", sagte Bettina Bärmann, als strahlende Siegerin in Niederwerrn, nachdem sie zuvor mit sichtlicher Anspannung aufs Wahlergebnis gewartet hatte. Die Versetzung in die zweite Amtszeit war aber nicht gefährdet. Der Erfolg der Freien Wählerin fiel mit 64 Prozent der Stimmen besser aus als selbst von manchen Unterstützern erwartet.
Wechselstimmung war an der Wern nicht in der Luft gelegen und manche Stolperfalle, etwa eine mögliche Neuverschuldung, rechtzeitig entschärft worden. Bärmann erfuhr vom Kantersieg nach fast einer Stunde geduldigen Wartens vor der Schule, via Landratsamt-Seite und Handy. Da vor den Wahllokalen weitere Kandidaten und deren Parteifreunde ausharrten, herrschte wirklich Examens-Atmosphäre.
Ein wenig verloren wirkte dort Jennifer Köhler, die 23 Jahre junge CSU-Herausforderin aus Oberwerrn. Ihr Ergebnis von 14,7 Prozent fällt eher in die Kategorie "politisches Lehrgeld" an eine erfahrene Amtsinhaberin in krisen- und grippegeschüttelten Zeiten. Die Neueinsteigerin in der Kommunalpolitik nahm es gelassen und will als Gemeinderätin am Ball bleiben: "Ich bin jung, ich habe Zeit."
SPD-Bewerber und Vizebürgermeister Thomas Wohlfahrt (21,3 Prozent) schaffte es ebenfalls nicht, einen echten Kontrast herauszuarbeiten: weder zur Politik der Ersten Bürgermeisterin noch zum Wahlergebnis von 2014. Damals waren es 20,7 Prozent gewesen, der vorletzte Platz unter vier Kandidaten. Die Zweitplatzierung bot jetzt nur schwachen Trost. Unsympathisch war nach einem gemäßigten Bürgermeister-Wettkampf aber nur die Wahlbeteiligung von 57 Prozent.
Bärmann sieht sich in ihrer Arbeit bestätigt
Die Freien Wähler feierten mit Sekt und Blumen für die Siegerin. Angestossen wurde in der Aula, zusammen mit Familie und Team. Wahlleiter Bernd Greubel hatte noch mit der Auszählung in einem Bezirk gekämpft und verkündete die exakten Zahlen erst dann "live". Bettina Bärmann, der die Erleichterung anzumerken war, sah die 64 Prozent als klare Bestätigung ihrer Arbeit. Sie wolle die Gemeinde "mit Energie und Herzbut", zusammen mit Bürgern und Gemeinderat, in eine "sichere Zukunft" führen. Ein Bettina-Ruf antwortete von der Empore, wo der Daumen nach oben ging.
Spannend wurde es dann bei der Auszählung der Gemeinderatswahlen: Schon aufgrund der innerparteilichen Kippelei zwischen der CSU Niederwerrn (die erstmals Oberwerrner Kandidaten auf ihrer Liste hatte) sowie der Oberwerrner CWVO war mit Stühlerücken gerechnet worden. Von vorneherein gute Chancen wurden dem jungen grünen Ortsverband eingeräumt.
Ergebnisse gab's erst spät in der Nacht, Hausmeister Klaus Böhm musste den Automaten nochmal mit Kaffeepulver aufmunitionieren. Am Ende schafften die Grünen mit drei Sitzen (14,2 Prozent) einen noch kraftvolleren Sprung ins Kommunalparlament als erwartet. Die SPD muss schmerzhafte Verluste verkraften: Ihre 15,2 Prozent sorgen für einen Absturz von fünf auf drei Sitze. Die Freien Wähler kehren unter Bettina Bärmann zu den Glanzzeiten von 2008 zurück, mit sieben statt fünf Sitzen (35,3 Prozent). Einen Dämpfer erhielten sowohl die CSU als auch CWVO. Erstere verfügt jetzt über vier Sitze (22,7 Prozent), letztere über drei Sitze (12,7 Prozent) – womit der Wähler den christsozialen Listen jeweils zwei bzw. einen ihrer Ratssitze weggenommen hat.