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Gerolzhofen
Betrugsversuche: Unterschrift von Pfarrer Stefan Mai gefälscht
Aufmerksame Mitarbeiter der VR-Bank haben zwei Betrügereien zulasten der Katholischen Kirchenstiftung Gerolzhofen verhindert. Der Schaden wäre enorm gewesen.
Der Gerolzhöfer Pfarrer Stefan Mai an seinem Schreibtisch. Ein unbekannter Täter hat nun zweimal versucht, mit der gefälschten Unterschrift des Pfarrers an Geld der Katholischen Kirchenstiftung Gerolzhofen zu gelangen.
Foto: Michael Mößlein | Der Gerolzhöfer Pfarrer Stefan Mai an seinem Schreibtisch. Ein unbekannter Täter hat nun zweimal versucht, mit der gefälschten Unterschrift des Pfarrers an Geld der Katholischen Kirchenstiftung Gerolzhofen zu gelangen.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:31 Uhr

Durch die Aufmerksamkeit von Mitarbeitern der VR-Bank in Gerolzhofen (Lkr. Schweinfurt) sind zwei Betrugsversuche zulasten der Katholischen Kirchenstiftung Gerolzhofen verhindert worden. Unbekannte Täter haben versucht, hohe Geldbeträge ins Ausland zu überweisen. Auf den bei der Bank eingereichten Überweisungsträgern fälschten sie dazu die Unterschrift von Pfarrer Stefan Mai.

Der erste Versuch ereignete sich im Juni diesen Jahres. Im Posteingang der VR-Bank befand sich ein an die Bank adressierter Brief mit einem handschriftlich ausgefüllten Überweisungsträger. Zulasten der Katholischen Kirchenstiftung sollten rund 16 000 Euro an eine Person überwiesen werden, die bei der Internetbank "N 26" ein Konto hat. Am 31. Juli erfolgte dann der nächste Versuch eines Überweisungsbetrugs. Diesmal sollten über 18 000 Euro an eine Frau in Paris überwiesen werden.

Mit der gefälschten Unterschrift von Pfarrer Stefan Mai hat ein unbekannter Betrüger versucht, mehrere Zehntausend Euro von der Katholischen Kirchenstiftung Gerolzhofen zu ergaunern.
Foto: Klaus Vogt | Mit der gefälschten Unterschrift von Pfarrer Stefan Mai hat ein unbekannter Betrüger versucht, mehrere Zehntausend Euro von der Katholischen Kirchenstiftung Gerolzhofen zu ergaunern.

Beide Versuche scheiterten. Die Mitarbeiter der VR-Bank Gerolzhofen überprüfen alle handschriftlich ausgefüllten Überweisungsträger, egal, ob sie per Post in die Bank gekommen sind oder in den Briefkasten eingeworfen wurden. "Und bei Überweisungen ab 500 Euro ins Ausland und ab 1000 Euro im Inland lassen wir besondere Vorsicht walten", sagt VR-Bankdirektor Hubert Zinkl. Zur Verifizierung gehöre es dann auch, die bei der Bank hinterlegten Schriftproben des Kunden mit der Unterschrift auf dem Überweisungsträger zu vergleichen.

Mitarbeiter schöpften Verdacht

Bei beiden Überweisungsträgern zulasten der Kirchenstiftung schöpften die Bankmitarbeiter Verdacht. Sie führten die beantragten Überweisungen nicht aus, sondern legten die mutmaßlich gefälschten Formulare ihrem Direktor Hubert Zinkl vor. Für den war schnell klar, dass es sich um Betrügereien handelt. Denn - und das haben die Täter mit Sicherheit nicht gewusst - der Bankdirektor engagiert sich in seiner Freizeit ehrenamtlich als Kirchenpfleger der Katholischen Kirchenstiftung. Und wenn jemand von größeren Geldüberweisungen der Pfarrei weiß, dann ist es Hubert Zinkl.

Eine Kopie des beim zweiten Betrugsversuchs benutzten Überweisungsträger liegt der Redaktion vor. Recherchen hinsichtlich der verwendeten IBAN und der Bankleitzahl ergeben, dass die Überweisung von 18 604,33 Euro an eine Frau gehen sollte, die ein Konto bei der Olinda-Bank in der französischen Hauptstadt Paris in der "Rue du Sentier" hat.

Unterschrift im Internet

Auch dieser Überweisungsträger trägt die gefälschte Unterschrift von Pfarrer Stefan Mai. Die Fälschung sieht auf den ersten Blick der Originalunterschrift des Pfarrers täuschend ähnlich. Wie aber schafften es der oder die Täter, die Unterschrift so täuschend echt hinzubekommen? Das ist einfach: In Zeiten des Internets ist es heutzutage kein Problem, an ein Unterschriften-Muster von Stefan Mai zu gelangen. Auf der Homepage der Pfarreiengemeinschaft "St. Franziskus am Steigerwald" zum Beispiel ist die Handschrift von Mai auf mehreren Dokumenten zu finden.  

Hubert Zinkl, einer der beiden Direktoren der VR-Bank Gerolzhofen, engagiert sich ehrenamtlich als Kirchenpfleger in der Gerolzhöfer Pfarrei.
Foto: Anne Bauerfeld | Hubert Zinkl, einer der beiden Direktoren der VR-Bank Gerolzhofen, engagiert sich ehrenamtlich als Kirchenpfleger in der Gerolzhöfer Pfarrei.

Das Muster der diesmal gescheiterten Betrügereien ist in solchen Fällen immer gleich, berichtet Hubert Zinkl: Eine meist völlig mittellose Person wird von den Tätern, die im Ausland agieren, als Empfänger der Geldbeträge angeworben. Sie erhält dafür eine kleine Provision. Ist das Geld auf dem Konto dieses Mittelsmanns eingetroffen, überweist er es schnellstmöglich weiter an den eigentlichen Täter im Hintergrund, der das Geld abhebt und sein Konto danach sofort auflöst.

Von Deutschland aus dann noch einen Überweisungsrückruf bei der ausländischen Bank zu starten, ist praktisch erfolglos, sagt Hubert Zinkl. Auch bei dem angeworbenen Mittelsmann, dessen Namen auf dem Überweisungsträger steht, ist in der Regel nichts zu holen, weil der kein Vermögen hat. Die Folge: Der betrogene Kunde bekommt sein Geld zwar von seiner Hausbank zurück, die Bank selbst aber guckt in die Röhre und muss den Schaden ihrer Versicherung melden.

Kaum Chancen für die Polizei

Die Chancen, die Hintermänner der zwei aktuellen Betrugsversuche zulasten der Katholischen Kirchenstiftung zu erwischen, sind - realistisch gesehen - gleich Null. Da gibt sich Direktor Hubert Zinkl keinen Illusionen hin. Beide Fälle wurden zwar bei der Polizeiinspektion Gerolzhofen zur Anzeige gebracht. Doch auch dort versprüht man keinen allzu großen Optimismus, die Fälle aufklären zu können. Man führe derzeit Ermittlungen durch, bestätigt Margit Endres, die Leiterin der Inspektion. Auch die Staatsanwaltschaft Schweinfurt sei eingeschaltet.

Weitere Betrugsfälle

Die zwei Betrugsversuche gegenüber der Kirchenstiftung waren nicht die einzigen in den vergangenen Monaten. Laut Hubert Zinkl habe es in diesem Jahr bei der VR-Bank schon rund fünf Versuche gegeben, illegal an das Geld fremder Leute zu kommen. Er rät deshalb allen Bankkunden, die Kontoauszüge so oft wie möglich zu überprüfen, um schnellstmöglich nicht autorisierte Überweisungen zu entdecken. Wer Online-Banking nutzt, der sollte seine Kontobewegungen über die Handy-App im Auge behalten. Sinnvoll seien in diesem Zusammenhang Push-Meldungen auf das Smartphone, sobald es Bewegungen auf dem eigenen Konto gebe.

Bei der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, insbesondere bei der Zweigstelle in Gerolzhofen, sind aktuell keine Betrugsversuche aufgelaufen, erklärt der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, Thomas Engert, auf Nachfrage dieser Redaktion.

 
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