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SCHWEINFURT
Betriebsrat verbessert Produktivität
Vor den Betriebsratswahlen       -  In der Region Main-Rhön stehen in den kommenden Wochen Betriebsratswahlen an. In 163 Betrieben mit rund 70 000 Beschäftigten geht es um 1300 Betriebsratsmandate.
Foto: Daniel Naupold/dpa | In der Region Main-Rhön stehen in den kommenden Wochen Betriebsratswahlen an. In 163 Betrieben mit rund 70 000 Beschäftigten geht es um 1300 Betriebsratsmandate.
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:35 Uhr

Der DGB Schweinfurt, Vertreter seiner Einzelgewerkschaften und aktive Betriebsräte rufen die Beschäftigten zur Teilnahme an den Wahlen auf. Denn, so DGB-Regionsgeschäftsführer Frank Firsching am Freitag: In Unternehmen mit Betriebsräten gebe es für die Beschäftigten bessere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen, effektiveren Arbeitsschutz – und das seien nur einige von vielen Vorteilen im Vergleich von betriebratslosen Firmen.

Wahlen in 163 Betrieben

Ein guter Teil der Beschäftigten in der Region Main-Rhön (Schweinfurt, Haßberge, die Kreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld) profitierten von Arbeitnehmervertretungen: Genau in 163 Betrieben mit 70 000 Beschäftigten verträten rund 1300 Betriebsräte die Interessen der Beschäftigten. Das bedeute aber auch, dass die Hälfte der Beschäftigten in der Region ohne Betriebsratsvertretung sei. Wichtig sei aber stets die gewerkschaftliche Unterstützung. Firsching: „Ohne die ist ein Betriebsrat nur die Hälfte wert.“

Die Hürden zur Betriebsratgründung seien nicht sehr Hoch, sagt der DGB-Kreisvorsitzende Martin Schmidl: „Unser Appell heißt, gründen Sie einen.“ Schmidl erläutert die gesetzlich verankerten starken Informations- und Beteiligungsrechte des Arbeitnehmergremiums, etwa bei Stellenbesetzungen und Eingruppierungen, Arbeitszeiten, Dienstplänen, Überstunden, aber auch bei Sozialplanverhandlungen. Seine Rechte könne der Betriebsrat auch einklagen. „Ohne Betriebsrat werde kein Unternehmen die Beschäftigten bei diesen wichtigen Fragen, die sie betreffen, miteinbinden“, sagt Schmidl.

Wichtig: Genug Personal für Pflege

„In den Krankenhäusern der Region haben wir starke Betriebsräte“, sagt Marietta Eder, stellvertretende ver.di-Geschäftsführerin und zuständig für den Bereich Gesundheit/Soziales. „Wenn es um ausreichend Personal in der Pflege geht, machen die richtig Druck“, so Eder mit Verweis auf das Leopoldina-Krankenhaus, wo der Betriebsrat die Geschäftsleitung wegen des massiven Überstundenberges verklagt hatte. Seither gebe es im Personalbereich spürbare Verbesserungen.

Viele Pflegeeinrichtungen seien aber auch betriebsratsfrei. „Wenn die Beschäftigten zehn Stunden oder mehr arbeiten müssten, wirke sich das negativ auf die Qualität der Pflege und die Gesundheit der Pflegekräfte aus. „Da muss man dann richtig Druck machen“, sagt Marietta Eder. „Die unternehmerische Freiheit des Arbeitgebers ende dort, wo der Gesundheitsschutz der Mitarbeiter beginnt.“ Oft werde aber auch in guten Häusern gegen Pauseregelungen verstoßen.

Der Betriebsrat kriegt's gebacken

„Die Produktion bei Hiestand in Gerolzhofen ist deshalb recht erfolgreich, weil immer Betriebsräte vor Ort waren“, sagt Betriebsratsvorsitzender Ottmar Montag. Der Betrieb in Gerolzhofen, der im großen Stil Backwaren herstellt und Teil des größten europäischen Backkonzerns sei, sei von 180 Mitarbeitern auf 367 gewachsen. Es habe auch bei Hiestand – nun Teil der „Arista AG“ – schon Verlagerungen gegeben, doch zeitgleich seien neue Arbeitsplätze aufgebaut worden. Und: Managementfehler habe es auch hier schon immer gegeben. Montag ist sicher: „Ohne Betriebsrat wäre Gerolzhofen schon geschlossen.“ Dank Betriebsrat und der Gewerkschaft NGG seien gute Arbeitszeitmodelle mit der nötigen Flexibilität geschaffen worden.

Das Knowhow sitzt im Betrieb

„Das meiste Knowhow sitzt im Betrieb – nicht im Management, das alle paar Jahre durchwechselt“, sagt Sebastian Schierling, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender beim Metall-Industriebetrieb Bosch-Rexroth in Schweinfurt, wo Linearsysteme hergestellt werden. Er verweist auf massive Auftragsrückgänge vor mehreren Jahren aufgrund massiver strategischer Fehlentscheidungen beim Vertriebskonzept. Der Betriebsrat sei es gewesen, der dagegen Front gemacht, die Fehler klar benannt und sich mit seiner Erfahrung durchgesetzt habe.

Der angekündigte massive Stellenabbau sei dank der „Vertriebsoffensive“ des Betriebsrats letztlich ausgeblieben. Heute stehe das Unternehmen mit 1900 Beschäftigten in Schweinfurt/Volkach fast wieder auf dem Niveau vor dem Stellenabbau: „Wir haben jetzt drei Jahre hintereinander die höchsten Auftragseingänge überhaupt.“ Aber, so Schierling: „Jetzt müsste weiter in Maschinen, Gebäude und Mitarbeiter investiert werden.“ Die Investitionsquote in die Lineartechnik hält er für zu gering, was Arbeitsplätze gefährden könnte. Aber dafür gibt's ja den sehr aktiven Betriebsrat, der nun wie überall in der Region neu zur Wahl steht. Die Arbeit geht ihm wohl nicht aus, sagt Schierling.

 
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