Vorsichtig eroberte sich Edward Elgars Klavierquintett a-Moll op. 84 den Schweinfurter Theatersaal: Martin Helmchen, Klavier, Carolin Widmann und David McCaroll, Violinen, Pauline Sachse, Viola, und Marie-Elisabeth Hecker, Violoncello, sind allesamt bereits international renommierte Künstler. Und sie sind eher der jüngeren Generation zuzurechnen. Doch wie sie das 40-minütige Werk des britischen Komponisten auf die Bühne zauberten, kündete von außergewöhnlicher Reife, fast ist man versucht, von Altersweisheit zu sprechen.
Das Ensemble harmoniert in bester Weise, atmet gemeinsam, schwingt gleich, als würde es ein Leben lang miteinander musiziert haben. Nichts wirkt aufgesetzt, jede Phrasierung, jedes Motiv, jedes noch so kleine Detail ebenso wie das große Ganze wirken völlig natürlich.
Es ist spannend, Elgars Werk in dieser Interpretation mitzuspüren. Liedhaftes gibt es da zu entdecken, Schmelz und üppige Seligkeit. Helmchen greift vollmundig in die Tasten – die Streicher antworten mit filigranen Gesten, dann satte Streicherklänge – der Pianist hingegen zeigt sich samtpfotig, mit größtmöglicher Zurücknahme.
Irisierend, dunkel, erlösend
Betörend gelingt der traumverlorene Schluss des ersten Satzes, das Adagio blüht vor Leidenschaft. Prall dann der Finalsatz: Triumphal sind hier die Gesten, die der Komponist vorgesehen hat und mit denen das Ensemble auch aufwartet. Es gelingen vielfältige Farbschattierungen, Irisierendes, Dunkles, Erlösendes ist da zu hören.
Robert Schumann nach der Pause: Sein Klavierquintett Es-Dur op. 44 eröffnet raumgreifend, bevor Pauline Sachse und Marie-Elisabeth Hecker in einen zärtlichen und liebevollen musikalischen Dialog treten. Widmann als Primaria und McCaroll umspielen, fügen sich ein, greifen auf. Martin Helmchen umbettet das Geschehen, liefert den anspruchsvollen Klavierpart mit großem Einsatz, aber mühelos.
Extreme Kontraste gestalten die fünf Kammermusiker in zweiten Satz „In modo d'una marcia“, spannungsvolle Ruhe und eruptive Ausflüge lösen sich ab. Die große Vitalität und das stürmische Vorwärtsdrängen des Scherzo fordern lustvolles Musizieren, und das hat das Ensemble auch im Angebot. Extrovertiertheit und ein wenig Draufgängertum sind angesagt, Temperament ebenso.
Musiker von großer Klasse
Da haben sich fünf Musiker von großer Klasse gefunden, die sowohl edel und luftig erzählen können, wie auch kraftvoll zupackend zu überzeugen wissen. Dass alle ihr Instrument meisterlich beherrschen, konnte man an diesem Abend nicht nur den einzelnen musikalischen Biographien, den zahlreichen Auszeichnungen entnehmen. Virtuosität, feinfühlige Gestaltungskraft, Tonformung, Dynamik, Tempowahl – alles stimmte hier.
Verspielt ging es ins Finale, welches selbst wie ein imposanter Sieg wirkte, einem Siegel unter ein beeindruckendes Konzert gleich. Wer dieses verpasst hat – und das waren etliche Abonnenten – hätte Großes erleben können. Es gab frenetischen Applaus, spontane Bravorufe und eine kleine, dem Programm entnommene Zugabe.