
Innungssieger, Kammersieger, Landessieger: Dominik Schottroff ist schnurstracks durchmarschiert und hat seine dreijährige Ausbildung zum Maurer bei der Schweinfurter Baufirma Pfister mit einem Tripple gekrönt. Im November tritt er nun beim Bundeswettbewerb in Bad Zwischenahn an, wo der beste Maurer aus ganz Deutschland ermittelt wird. "Er hat auf jeden Fall eine Chance", sagt Polier Martin Hofmann, der den heute 19-Jährigen durch die Ausbildung begleitet hat. Der Erfolg des jungen Mannes macht auch die Firma stolz, ist es doch das erste Mal, dass einer ihrer Auszubildenden es bis zum Bundeswettbewerb geschafft hat.


Dominik Schottroff ist gerade mit dem Radlader auf der Baustelle am Hafen unterwegs. Die Firma Pfister baut hier den ehemaligen Groma-Markt zum Autohaus um. Fundamente müssen betoniert, Kanal- und Wasserleitung verlegt, Boden ausgebaggert, verfüllt und verdichtet oder Brandschutzklappen eingebaut werden. "Wir machen hier alles", beschreibt der 19-Jährige seine tägliche Arbeit. Die Krux dabei: Am wenigsten wird gemauert. Umso erstaunlicher ist der Erfolg des jungen Schweinfurters. Denn bei der Gesellenprüfung und den anschließenden Wettbewerben auf Bezirks- und Landesebene war echte Maurer-Handarbeit gefragt.
Beim Landeswettbewerb beispielsweise musste Dominik einen "Berg mit Funkturm" mauern. Hört sich kompliziert an und ist es auch: Der aus roten Backsteinen gemauerte Berg musste in eine 24er-Wand aus weißen Kalksandsteinen integriert werden und zwei Zentimeter hervorstehen. Im Berg wiederum wurde der Funkturm aus dunklen Keramikklinkern eingemauert – mit drei Zentimetern Überstand, damit es auch plastisch wirkt. Doch das ist noch nicht alles: Die Spitze des Turms, die über das gesamte Mauerwerk hinausragt, musste mit verschieden großen, versetzt angeordneten Steinen aufgemauert werden.

Das ist ein richtiges Wackelspiel. Denn ist der Mörtel nicht schnell genug fest, bekommt der Stein Übergewicht und fällt herab. Mitunter ist dann die ganze Konstruktion im Eimer. "Das war schon anspruchsvoll", gibt der junge Maurer zu. Es kam vor allem auf die Genauigkeit an. Jede Fuge sollte exakt 1,2 Zentimeter breit sein und vier Millimeter tief ausgekratzt werden. "Die Prüfer haben das mit dem Lineal nachgemessen." Obendrein gab es eine Zeitvorgabe: Nach sechseinhalb Stunden fiel sprichwörtlich der Hammer. Wer nicht fertig war, hatte Pech. Dominik hat es geschafft, sogar eineinhalb Stunden schneller.

"Ich wollte schon immer auf den Bau", sagt der 19-Jährige. Er will mit den Händen arbeiten und am Abend sehen, "was ich gemacht habe". Deshalb stand für ihn auch nach der Mittleren Reife fest, dass er eine Ausbildung zum Maurer machen wird. Gute Noten hatte er, räumliches Vorstellungsvermögen auch und handwerkliches Geschick sowieso. Also bewarb er sich bei der Firma Pfister.
Eine Maurer-Lehre läuft folgendermaßen ab: Im ersten Jahr erfolgt die handwerkliche Grundausbildung, im zweiten Lehrjahr die berufliche Fachausbildung und im dritten Jahr die Spezialisierung auf den Bauberuf des Maurers. Hier lernt man dann schwierigere Bauteile zu fertigen, zum Beispiel Rundbögen oder Sichtmauerwerk. Am Ende der dreijährigen Ausbildung steht die Gesellenprüfung mit dem Gesellenstück. Dominik musste eine 1,75 Meter lange, verzahnte Mauer mit Fenstersturz und Rollschicht bauen, bei der die Kopfseite der Steine nach vorne zeigt. Beim Kammerwettbewerb kam ein weiterer Schwierigkeitsgrad hinzu: In die Mauer mussten Steine teilweise schräg und zurückversetzt eingebaut werden. Jeder Stein musste auf Maß geschnitten und exakt eingepasst werden. Und alles immer im Lot und millimetergenau. "Da habe ich sogar mit dem Geodreieck gearbeitet."
Bei der Deutschen Meisterschaft, die über zwei Tage geht, wird noch eine Schippe aufgelegt. Die Aufgabenstellung kennt Dominik noch nicht, sie wird erst am Wettbewerbstag bekanntgegeben, wenn die Zeit läuft. In einer früheren Prüfung mussten die Titelanwärter einmal die Umrisse eines Baggers in ein Mauerwerk einpassen. Oder die eines Betonmischers.
Schon jetzt hat Dominik ein Stipendium in der Tasche, mit dem er sich die Meisterprüfung finanzieren kann. "Das will ich auf jeden Fall machen." Doch erst will der 19-Jährige mal Berufserfahrung sammeln. Bei der Firma Pfister, die hat ihn natürlich gerne als Gesellen übernommen. Denn: "Dominik ist ein richtiger Handwerker, mit Herz und Seele dabei", lobt Firmenchefin Christine Wessing den jungen Mitarbeiter. Und sie hofft, dass er "möglichst lange" der Firma erhalten bleibt.

Der Deutsche Wettbewerb übrigens ist öffentlich, das Publikum kann den Titelanwärtern beim Mauern über die Schulter schauen. Dominik stört das nicht. Er wird seine Kopfhörer aufsetzen und sich konzentriert an die Arbeit machen.