Dass Kino auch politisch und unterhaltsam geht, zeigt der Film "Als Susan Sontag im Publikum saß", der am Samstag im Schweinfurter Programmkino KuK seine Premiere feiert. 50 Jahre ist es her, dass die berühmte Panel-Diskussion "A Dialogue on Women's Liberation" in New Yorks Town Hall stattfand: Auf der Bühne streiten, lachen und performen Norman Mailer, Germaine Greer, Jill Johnston, Jacqueline Ceballos und Diana Trilling. Im Publikum saßen Susan Sontag, Cynthia Ozick und Betty Friedan – die intellektuelle Elite New Yorks. Hegedus und Pennebaker ikonisieren das Ereignis später mit ihrem Dokumentarfilm "Town Bloody Hall".

Fünf Dekaden später in Berlin – in einem Reenactment für die Theaterbühne kämpfen Saralisa Volm als Germaine Greer und RP Kahl als Norman Mailer gegen und miteinander – und führen die Diskussion außerhalb ihrer Bühnenrollen gemeinsam mit Luise Helm, Heike-Melba-Fendel und Céline Yildirim weiter. Die Proben für das Reenactment verdichten sich zu einem tiefgründigen Schlagabtausch im Jetzt, dem Zeitalter von "Me Too".

Spielerisch verweben die Filmemacher die Zeitebenen über die kämpferischen Anfänge des Feminismus und ihren Nachhall der Gegenwart. Alte und neue Standpunkte werden abgeglichen und hinterfragt in einem besonderen Stück Kino.

Was den Schweinfurter Christoph Gampl an dem Filmprojekt gereizt hat

Beteiligt am Dokumentarfilm war auch ein gebürtiger Schweinfurter. Von seinem Freund RP Kahl, der die Regie zum Film führte, wurde Christoph Gampl vor zwei Jahren, der zu dieser Zeit mit seinem Film "Man from Beirut" durch Deutschland tourte, gefragt, ob er nicht Lust auf ein filmisches Experiment hätte. Kahl suchte noch nach einem Director of Photography für das Remake eines Dokumentarfilms. Gampl sagte zu – und aus dem Arrangement wurde weit mehr, wie er erklärt: "Am Ende bin ich nicht nur für die Bildgestaltung verantwortlich gewesen, sondern auch als Koproduzent in das Projekt eingestiegen." Ihn faszinierte vor allem, dass das Projekt "waghalsig war". "Keiner wusste, ob das Konzept trägt. Es lebte aus dem Moment. Das mit den Kameras einzufangen war eine echte Herausforderung." Herausgekommen ist ein inspirierender und spannender Beitrag zum Kampf für Geschlechtergleichheit.

Es folgte eine gelungene Premiere auf dem Filmfest Oldenburg in Anwesenheit eines sichtlich begeisterten Michael Mailer, dem Sohn des verstorbenen Norman Mailer, der vor 50 Jahren mitwirkte. Der Film lief auf weiteren zahlreichen Festivals, unter anderem als Eröffnungsfilm des "Achtung Berlin Filmfestivals", beim "Lichter Filmfest" in Frankfurt erhielt er den Hauptpreis.

Neue Serie von Christoph Gampl führt nach Beirut und läuft zum Jahresende auf ARD

Gampl selbst ist gerade zurück aus einem Dreh in Beirut für eine neue Serie, die Ende des Jahres in der ARD zu sehen sein wird. Für die Premiere von "Als Susan Sontag im Publikum saß" am Samstagabend, 25. Juni, im KuK (Beginn: 19.30 Uhr) wird er in der alten Heimat live vor Ort sein. Ab dem 30. Juni wird der Film dann im regulären Programm des KuK zu sehen sein.