Jetzt können die Planer richtig loslegen: Der Kreisausschuss des Kreistags hat die Pläne für den Neubau des Berufsschulzentrums Alfons Goppel freigegeben. Das heißt: Es werden nun Detailpläne erstellt und auch die ersten Auftragsvergaben können vorbereitet werden. Baubeginn ist im November 2020, erste Vorbereitungen starten schon im April. Parallel zum Schulneubau wird ab März 2021 die Turnhalle aufwändig saniert.
Zum Schuljahresbeginn 2022/23 soll in beiden Gebäuden der Unterricht aufgenommen werden. Nach dem Umzug wird das jetzige Schulhaus abgerissen, an seiner Stelle entsteht eine Grünfläche. Mit über 53,7 Millionen Euro ist es das größte Einzelprojekt in der Geschichte des Landkreises, dem die Schule in der Geschwister-Scholl-Straße in Schweinfurt gehört.
Zusätzliche Investitionen
In den politischen Gremien des Kreises ist das Projekt im Grundsatz unumstritten. Und so genehmigte der Kreisausschuss auch zusätzliche Investitionen von 870 000 Euro, die das ursprüngliche Volumen von 52,8 Millionen Euro nun erhöht haben. Der Landkreis erwartet an Zuschüssen 18,5 Millionen Euro, muss somit etwa 35 Millionen Euro selbst finanzieren.
Peter Schwinde vom gleichnamigen Architekturbüro in München stellte die Baupläne und auch erstmals Computeranimationen vor: Die Schule besteht künftig aus einem viergeschossigen würfelförmigen Bau, der an der Stelle der heutigen Parkplätze entsteht. Markante Elemente sind der Innenhof, der sich zur Turnhalle hin öffnet, und eine Aula mit Mensa im Zentrum des Hauses, die für Veranstaltungen mit etwa 500 Besuchern genutzt werden kann.
Puristische Optik
Nach Abstimmung mit der Schulverwaltung ziehen die Großküche, die Werkstatt und die Musikräume ins Erdgeschoss ein. Im ersten Obergeschoss kommen Lehrküchen, die Bäckerei und die Verwaltung unter. Im zweiten Geschoss finden sämtliche Klassenzimmer für den theoretischen Unterricht und die Lehrerzimmer Platz. Im obersten Stockwerk sind die Lehrräume für Pflegeberufe, Werkstätten für Textilarbeiten, Unterrichtsräume für Religion und die EDV angesiedelt.
Eichenholz als Parkettboden und Sichtbetonwände dominieren die Optik. Für Birgid Röder (Grüne) etwas zu puristisch und zu wenig "Jugendlichkeit": Sie forderte Möglichkeiten, damit sich die Schüler auch gestalterisch am Erscheinungsbild der Schule und deren Räume beteiligen können. Mit (geregelten) Graffiti-Gemälden etwa.
Der Strom kommt vom Dach
Die Leitlinien der Planung ließen die Kreisräte unangetastet. Es waren eher Ausführungsdetails, die für Diskussionen sorgten. Unstrittig war im Grundsatz das Vorhaben, eine Photovoltaikanlage zu bauen, die einen Großteil des Strombedarfs decken soll. Mit Interesse nahmen die Verwaltung und Landrat Florian Töpper (SPD) die Expertise von Elektromeister Hubert Zink (Freie Wähler) entgegen, so genannte Mover aufzustellen. Sie können sich mit dem Sonnenstand drehen und zudem individuell und ästhetisch gestaltet werden. Diese Idee wird nun auf ihre Wirtschaftlichkeit geprüft.
Auf Kritik bei Röder stieß die "stagnationsfreie Trinkwasserinstallation": Sie ist so eingestellt, dass Wasserhähne automatisch Wasser ablassen, wenn sie 72 Stunden lang (etwa am Wochenende und in den Schulferien) nicht benutzt werden. Im ganzen System wird nach 72 Stunden das Wasser bei Nichtnutzung ausgetauscht. Röder bezeichnete dies als Verschwendung, Ingenieur Rainer Illner (Schweinfurt) dagegen als notwendig, um der Bildung von Legionellen-Krankheitserregern vorzubeugen: "Es geht nicht anders". Sämtliche Rohre manuell, etwa durch den Hausmeister, spülen zu lassen, sei nicht leistbar, sagte Hochbauamtsleiter Frank Hart. Das Regenwasser wird in einer Zisterne gesammelt, um es für die Bewässerung der Grünflächen zu nutzen, jedoch nicht für die Toilettenspülung.
Als sinnvoll werteten die Kreisräte die Zusatzinvestitionen, die das Projekt um 0,87 Millionen Euro verteuern. Dies sind neben der Photovoltaikanlage eine Vorkühlung für die Zuluft im Belüftungssystem, Heiz- und Kühldecken im Verwaltungsbereich, Fenster mit höherem Energiestandard als bislang geplant und eine Fassadenbegrünung in Bereichen des Innenhofs. Im Vergleich zum Neubau der Schule nimmt sich die Modernisierung der Turnhalle eher bescheiden aus.
CSU und SPD kritisieren Stadt
Grundsätzlich bezeichneten die Fraktionen die Investition als zukunftsweisend. Kritik äußerten aber Friedel Heckenlauer (CSU) und Hartmut Bräuer (SPD) an der Stadt Schweinfurt, die nicht zugelassen hatte, dass die Zufahrt, wie vom Landkreis favorisiert, über die Geldersheimer Straße an der hinteren Seite des Grundstücks erfolgt. Künftig muss man die Schule auch weiterhin von der Geschwister-Scholl-Straße aus ansteuern
Und einen kleinen Seitenhieb in Richtung CSU, die das Tempo bei der Umsetzung des Projekts bemängelt hat, konnte sich SPD-Fraktionschef Bräuer nicht verkneifen. Der Zeitplan könne eingehalten werden: "Das freut uns."