Im Rahmen des bundesweiten Aktionstages zur geschlechtergerechten Berufsorientierung, dem „Girls’ Day und Boys’ Day“, öffnete das Amtsgericht Schweinfurt seine Türen für potenzielle Nachwuchskräfte. Der Direktor des Amtsgerichts, Holger Ebert, begrüßte neun Mädchen und neun Jungen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren, schreibt eine Pressemitteilung des Landgerichtes Schweinfurt, der die nachfolgenden Informationen entnommen sind. Ebert betonte, dass ein Amtsgericht vielfältige berufliche Möglichkeiten bietet, da weniger als 20 der über 120 Beschäftigten Richter sind. Ohne die Wachtmeisterei sowie die vielen Justizfachwirte und Rechtspfleger würde ein Gericht nicht funktionieren.
Die Teilnehmer durchliefen eine flughafenähnliche Sicherheitsschleuse und durften die Wachtmeisterausrüstung, einschließlich Handfesseln, ausprobieren. Ein Team des Amtsgerichts führte die Jugendlichen in Gruppen durch verschiedene Abteilungen, um ihnen die unterschiedlichen Aufgabenbereiche näherzubringen. Sie erfuhren, was das Nachlassgericht im Todesfall einer Person macht, warum nur das Familiengericht eine Ehe scheiden kann und wie eine Versteigerung am Vollstreckungsgericht abläuft. Zudem erhielten sie Einblicke in eine echte Strafverhandlung.
Die Jugendlichen waren überrascht von der Vielzahl der Berufsbilder und Aufgabengebiete am Amtsgericht. Ebert räumte mit einigen Rollenklischees auf: „In alten Gerichtsfilmen ertönt meist der Ruf nach dem ‚Herrn Wachtmeister‘. Bei uns im Haus wird dann zu fast genau 50 Prozent eine Frau erscheinen.“ Auch das Klischee des männlichen, ergrauten Richters sei überholt, da die Mehrheit der neuen Richterstellen an Frauen vergeben werde. „Es gilt das Leistungsprinzip – egal ob Mann oder Frau“, betonte Ebert.
In seinen Schlussworten erinnerte Ebert an den Auftrag von Justitia: „Vor dem Gesetz ist jede und jeder gleich, unabhängig von seinem Geschlecht. Das spiegelt sich natürlich auch bei einer Karriere in der Justiz wider.“
Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger entscheiden in den ihnen durch das Rechtspflegergesetz übertragenen Aufgaben in sachlicher Unabhängigkeit. Sie sind in Familien- und Vormundschaftssachen tätig, überwachen Betreuer und erteilen vormundschaftsgerichtliche Genehmigungen. In Nachlasssachen eröffnen sie Testamente und erteilen Erbscheine. In Zwangsversteigerungssachen sind sie für Versteigerungen von Grundstücken, Erbbaurechten und Wohnungseigentum zuständig.
Justizfachwirte übernehmen bei der bayerischen Justiz wichtige Aufgaben, darunter die Protokollführung und die (elektronische) Aktenverwaltung. Sie erteilen Auskünfte, nehmen Anträge auf und informieren Beteiligte über den Stand des Verfahrens.