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Geldersheim
Berührungslos die Hände desinfizieren
Geldersheimer Firma hat in Corona-Zeiten umgedacht und fertigt als Ableitung ihrer Schmierstoffpumpen jetzt auch innovative Spender für Desinfektionsmittel. 
Abgeleitet von ihren Schmiermittelpumpen hat die Firma TriboServ in Geldersheim berührungslose Hand-Desinfektionsmittelspender entwickelt und gefertigt. Geschäftsführer Michael Weigand (Mitte) und Prokurist Gerhard Halbig (rechts) zeigen mit ihrem Mitarbeiter Stanislav Susak (links) die Spender.
Foto: Silvia Eidel | Abgeleitet von ihren Schmiermittelpumpen hat die Firma TriboServ in Geldersheim berührungslose Hand-Desinfektionsmittelspender entwickelt und gefertigt.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:40 Uhr

"Made in Germany", steht weltweit für Qualität. "Made in Geldersheim" beinhaltet auch den damit verbundenen Innovationsfaktor. Dort hat die Firma TriboServ, die Schmiertechnik für die Industrie entwickelt und baut, in Corona-Zeiten umgedacht: Sie fertigt als Ableitung ihrer Schmierstoffpumpen jetzt auch einen Spender für Hand-Desinfektionsmittel, der ohne Berührung automatisch funktioniert.

"Eigentlich war es nur ein kleiner Schritt", erklärt TriboServ-Inhaber und Geschäftsführer Michael Weigand. Denn seine Pumpen, die mittels Mikroelektronik diverse Maschinen mit Öl und Fett versorgen, leisten den gleichen Spendervorgang nun – mit Desinfektionsmittel – für die Hände. "Wir mussten natürlich noch einen Sensor dafür entwickeln".

Der Clou der "Flexx Pump Hygiene"

Denn der Clou der "Flexx Pump Hygiene", so der Name der neuen Entwicklung, ist die berührungslose Betätigung des batteriebetriebenen Spenders. "Das Problem bei den Handspendern ist doch, dass alle Leute drauf drücken müssen", denkt er an den Eingangsbereich von Baumärkten, Geschäften, Restaurants oder sonstigen Institutionen, wenn Kunden angehalten werden, ihre Hände mit diversen Flaschenspendern zu desinfizieren, bei denen gedrückt oder gezogen werden muss. "Das hat nur Alibi-Funktion für echte Handhygiene", meint Weigand dazu.

Es reicht die Hände unter den Sensor zu halten

Beim TriboServ-Spender sind die Hände nur unter den Sensor zu halten, woraufhin die vorher eingestellte Menge an Desinfektionsmittel herausfließt. "Drei Milliliter empfiehlt die WHO". Damit die Hände damit lange genug verrieben werden können – laut WHO 30 Sekunden – und keine weitere Flüssigkeit nachläuft, legt zum einen die Pumpe mittels Sensor eine kleine Pause ein. Zum anderen ist für diesen Zweck eine große Spritz- und Tropfschale unter den Ausfluss montiert, damit das Mittel nicht auf den Fußboden gelangt und ihn verunreinigt.

In der Schale liegt eine spezielle, saugfähige Schaumstoffmatte, aus der das Desinfektionsmittel wieder verdunsten kann. "Aus solchem Material fertigen wir normalerwiese unsere Schmierzahnräder", erklärt Weigand.

Schmiertechnik ist das Kerngeschäft seiner Firma, die er 2009 in den angemieteten Räumen der ehemaligen Schreinerei Erhard im Geldersheimer Gewerbegebiet gründete. Zuvor hatte er im Schweinfurter Gründer- und Innovationszentrum GRIBS Entwicklungen in diesem Bereich unternommen.

Auf dem Display erscheint "run", also Mittel "läuft", wenn die Hände unter den Sensor des Desinfektionsmittelspenders gehalten werden.
Foto: Silvia Eidel | Auf dem Display erscheint "run", also Mittel "läuft", wenn die Hände unter den Sensor des Desinfektionsmittelspenders gehalten werden.

"Wir sind aber nicht nur ein Ingenieurbüro", erläutert der 58jährige Maschinenbauingenieur mit Doktortitel, "wir fertigen auch". Mittlerweile 35 Mitarbeiter – sechs davon in der Entwicklung – arbeiten in seinem Unternehmen in Geldersheim. Der Name TriboServ weist übrigens auf Tribologie, die Reibungslehre hin.

Verschleißschutz für Maschinen aller Art

Und damit beschäftigt sich die Firma: Es geht um Fettversorgungsanlagen und Verschleißschutz für Maschinen, um Service auf dem Gebiet der Wälzlagertechnik. Kunden sind die Automobilindustrie, Windkraftanlagen, aber auch Roboter oder Skilift-Anlagen. "Da müssen die Rollen auch geschmiert werden".

Sein Kernstück, der Schmiermittelspender "Flexx Pump", ist zwar patentiert. Aber es gibt mittlerweile Nachahmer aus Taiwan, bedauert Weigand, der mit seinem Produkt international unterwegs ist. Ausgelöst wird die Fettpumpe dabei durch einen Impuls der Maschine, der je nach Betriebsstunden oder nach bestimmten Intervallen wiederkehrt. Statt des Sensors, wie beim Desinfektionsmittelspender, sorgt eine Steuerung mittels entsprechend programmierter Mikroprozessoren für eine Gabe von Öl oder Fett.

Viele Zulieferer aus der Region 

Die Erfahrungen aus seinen Industrieprodukten nutzte er, als die Corona-Krise auch TriboServ traf und Aufträge ausblieben. Aus Kontakten mit einem Apotheker erkannte sein Entwicklungsleiter das Problem bei der Handdesinfektion. "Wir bauen leistungsstarke und robuste Pumpen, wir haben die Elektronik, warum sollen wir nicht auch Desinfektionsspender bauen?", lautete die Frage.

Etliche Komponenten für den Spender aus Edelstahl – als Wand-, Tisch- oder Standgerät – wie auch für die bisherige Schmiermittelpumpe bezieht TriboServ von Zulieferern, vorwiegend aus der Region. Programmiert werden die Prozessoren im eigenen Haus. Wie auch die Montage mit viel Handarbeit "wie in einer Manufaktur" erledigt wird. "Aus der Region, für die Region", unterstreicht Weigand.

Auch wenn das Kerngeschäft von TriboServ die Schmiermitteltechnik bleiben wird, hofft Michael Weigand, dass auch nach Corona einiges von den aktuellen Hygienemaßnahmen bleiben wird. "Weil es Sinn macht".

Zu den eigentlichen Produkten der Firma TriboServ zählen solche Schmierzahnräder, deren saugfähiges Material auch beim neuen Desinfektionsspender Verwendung findet.
Foto: Silvia Eidel | Zu den eigentlichen Produkten der Firma TriboServ zählen solche Schmierzahnräder, deren saugfähiges Material auch beim neuen Desinfektionsspender Verwendung findet.
 
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