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Schweinfurt
Bertuchs „Bilderbuch für Kinder" im Museum Otto Schäfer
Gemeinsame Ausstellung des Museums Otto Schäfer und des Stadtarchivs zeigt das wohl bedeutendste deutsche Kindersachbuch.
Kurator Georg Drescher (links) und Stadtarchivar Uwe Müller zeigen Bertuchs 'Bilderbuch für Kinder'.
Foto: Karl-Heinz Körblein | Kurator Georg Drescher (links) und Stadtarchivar Uwe Müller zeigen Bertuchs "Bilderbuch für Kinder".
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 19.10.2019 02:11 Uhr

Als die Stadt Schweinfurt 1957 die Sammlung Rüdiger Rückerts erwarb, wurde sie auch Besitzerin eines Exemplars des "Bilderbuch für Kinder", das 1790 in Weimar im Verlag von Friedrich Justin Bertuch (1747-1822) erstmals erschien und jetzt in einer gemeinsamen Ausstellung des Museums Otto Schäfer und des Stadtarchivs zum ersten Mal umfänglich öffentlich gezeigt wird.

Das wohl bedeutendste deutsche Kindersachbuch erschien bis 1843 in 237 Heften mit jeweils fünf Abbildungen, die den jungen Lesern über 6000 Tiere, Pflanzen, Bauwerke, Stadtansichten oder technische Errungenschaften vorstellten. Die einzelnen Hefte konnten von ihren Besitzern nach Gutdünken zu Büchern gebunden werden. Ein solches ist das Exemplar aus dem Bertuchschen Verlag, das über mehrere Erbschaften zu Rüdiger Rückert und schließlich zur Stadt kam. Dem Band fehlen zwar Titelblatt und Register, das Konvolut enthält jedoch auch 200 zusätzliche Abbildungen, mit denen Kurator Georg Drescher im Museum Otto Schäfer eine äußert sehenswerte Ausstellung konzipiert hat.

Chinesische Zwergsperlinge in Bertuchs 'Bilderbuch für Kinder'. 
Foto: MOS/Katalog | Chinesische Zwergsperlinge in Bertuchs "Bilderbuch für Kinder". 

Bemerkenswert ist, wie weltumfassend und aktuell das Bilderbuch vor über 200 Jahren bereits unterwegs war. So übernimmt es die russische Weltumsegelung von 1803 bis 1806 zeitnah. Die im Verlag gestochenen Abbildungen wurden Stück für Stück coloriert, was erklärt, dass als Abnehmer nur ein betuchter Kundenkreis in Frage kam. Als Autoren wurden auch namhafte Wissenschaftler beschäftigt.

Die Ausstellung zeigt auch das 1658 erstmals publizierte "Orbis pictus sensualium" des Johann Amos Comenius, der die sichtbare Welt in Bildern und Kommentaren darstellte. Im Gegensatz dazu lehnte Bertuch eine strenge Systematik ab, griff ständig wechselnde Themen auf, wollte Kinder überraschen, "den Reiz des Raren und Wunderbaren haben."

Dies verbindet ihn mit dem gleichaltrigen Schweinfurter Theologen und Pädagogen Johann Peter Voit, der Mitarbeiter an dem viersprachigen Werk "Schauplatz der Natur und Künste" war, das, so Drescher, seinen jungen Lesern ebenso wahllos unterschiedlichste Tiere, Gegenstände oder Berufs vorstellte.

Bertuch hatte Theologie und Jura studiert, arbeitete zunächst als Privatlehrer, dann als Kabinettsekretär am Weimarer Hof. 1775 wurde er Teilhaber an Christoph Martin Wielands Zeitschrift "Der Teutsche Merkur". In dieser Zeit veröffentlichte er die erste Übersetzung des "Don Quijote". Sein Verlag, der Landes-Industrie-Comtoir, beschäftigte mehrere 100 Mitarbeiter.

Die Ausstellung ist bis zum 1. März im Museum Otto Schäfer in der Judithstraße zu sehen. Geöffnet ist sie samstags von 14 bis 17 Uhr, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung: Tel. (09721) 3870970. Jeden ersten und dritten Sonntag im Monat gibt es um 15 Uhr Führungen.

 
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