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Dittelbrunn
Bei den Bio-Lust-Tagen kommt ein Brönnhof-Ochse auf den Tisch
In der Sterneküche hat sich das Fleisch vom Angus-Rind längst etabliert. Jetzt kommt es auch im Dorfwirtshaus auf die Karte – zum Beispiel als Côte de Bœuf vom Brönnhof.
Mit 50 Angus-Rinder betreibt Gerold Ort aus Hambach Landschaftspflege auf dem Brönnhof. Mit den Bio-Lust-Aktionstagen der Ökomodellregion Oberes Werntal will der Landwirt-Meister nun auch in die regionale Vermarktung des hochwertigen Fleisches einsteigen.
Foto: Gerold Ort | Mit 50 Angus-Rinder betreibt Gerold Ort aus Hambach Landschaftspflege auf dem Brönnhof. Mit den Bio-Lust-Aktionstagen der Ökomodellregion Oberes Werntal will der Landwirt-Meister nun auch in die regionale Vermarktung ...
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:47 Uhr

Der Name Angus stammt von den Kelten und heißt auf Gälisch Aonghas, was so viel bedeutet wie "erste Wahl". Das Fleisch der Angus-Rinder zählt folglich zu den besten Fleischsorten der Welt und hat sich als Premiumprodukt in der Sterneküche etabliert. Jetzt soll es auch die heimische Gastronomie erobern. Über die Pfingsfeiertage steht es erstmals auf der Speisekarte von drei Hambacher Gastwirtschaften. Das Besondere daran: Das Fleisch kommt nicht vom schottischen Hochland, der ursprünglichen Heimat dieser hornlosen Rinder, sondern von den hügeligen Weiden des Brönnhofs.

Seit vier Jahren betreibt der Hambacher Landwirt-Meister Gerold Ort mit Angus-Rindern und Konik-Wildpferden Landschaftspflege auf dem Brönnhof. Die Steppenflächen des bis vor fünf Jahren von der US-Armee als Truppenübungsplatz genutzten Areals zwischen den Gemeinden Zell, Weipoltshausen und Madenhausen im Westen sowie Hambach und Pfändhausen im Osten entwickelten sich über Jahrzehnte zu einem Biotop mit heute rund 350 gefährdeten und geschützten Tier- und Pflanzenarten. 13 davon gelten als vom Aussterben bedroht, darunter Hirschkäfer, Bechsteinfledermaus und Kammmolch. Zur Kategorie „besonders schützenwert“ gehören auch Brutvögel wie der Halsbandschnäpper und der Wendehals, Schmetterlinge und Falter, Gelbbauchunke und Zauneidechse, die Türkenbundlilie, die Trollblume und das bärtige Hornkraut. Es ist Bayerns größtes Naturerbe-Projekt, über dessen Entwicklung das Bundesforstamt Hammelburg wacht.

18 Mutterkühe hat Gerold Ort aktuell in seiner Herde auf dem Brönnhof. Die Kälber dürfen – anders als ihre im Stall geborenen Artgenossen – neun Monate bei der Mutter bleiben.
Foto: Gerd Landgraf | 18 Mutterkühe hat Gerold Ort aktuell in seiner Herde auf dem Brönnhof. Die Kälber dürfen – anders als ihre im Stall geborenen Artgenossen – neun Monate bei der Mutter bleiben.

Während der Forst die Wälder im Naturerbeprojekt größtenteils sich selbst überlässt, nur beim Eichenbestand regulierend eingreift, bedarf das offene Land im Zentrum des Brönnhofs steter Pflege, damit es nicht verbuscht. 200 Hektar hat der Bundesforst deshalb verpachtet, davon 80 Hektar an einen Schäfer aus Bad Königshofen, der seine Tiere im Frühsommer und Herbst hier grasen lässt. Die Landschaftspflege für die restlichen 120 Hektar übernimmt Gerold Ort mit seinen 50 Angus-Rindern und 22 Wildpferden, wobei immer nur die Hälfte der Fläche beweidet wird, um auf der anderen Hälfte Winterfutter für die Tiere erzeugen zu können.

440 Kilo schwerer Ochse wurde geschlachtet

"Unsere Tiere bekommen nur Gras und Heu vom Brönnhof", verweist Gerold Ort auf die "andere Art" der Tierhaltung. Seine Herde ist 365 Tage in freier Natur, ernährt sich ausschließlich von Gras, Kräutern und Stauden und hat viel Bewegung. Klar, dass unter diesen Bedingungen die Rinder die doppelte Zeit zum Wachsen brauchen wie Masttiere im Stall. Das wirke sich aber positiv auf die Qualität des Fleisches aus, sagt Ort. Es sei viel hochwertiger, zeichne sich durch eine besondere Zartheit und Marmorierung aus. Und deshalb will der Hambacher Landwirt nun verstärkt die regionale Vermarktung anschieben. Bei den Hambacher Gastronomen sei er sofort auf offene Ohren gestoßen, ebenso bei der Projektmanagerin der Ökomodellregion Oberes Werntal, Anna-Katharina Paar.

365 Tage im Jahr auf der Weide: Die Angus-Rinder auf dem Brönnhof ernähren sich ausschließlich von Gras, Kräutern und Stauden.
Foto: Anand Anders | 365 Tage im Jahr auf der Weide: Die Angus-Rinder auf dem Brönnhof ernähren sich ausschließlich von Gras, Kräutern und Stauden.

Im Rahmen der Bio-Lust-Aktionstage, die noch bis 10. Juni, andauern, werden deshalb nun in Hambach das Dorfwirtshaus Goldene Flasche, das Gasthaus zum Hühnernest und die Gaststätte Geißler am Pfingstwochenende, 8. bis 10. Juni, verschiedene Fleischgerichte vom Brönnhofer Bio-Angus-Weiderind auf ihre Speisekarte setzen. Ort hat dafür eigens einen 440 Kilo schweren Ochsen schlachten lassen.

Tiere werden auf der Weide getötet

Seit Kurzem hat der Hambacher Landwirt-Meister auch die Erlaubnis, Tiere auf der Weide zu töten – im Beisein eines amtlichen Tierarztes. Somit entfällt der für die Tiere sehr stressige Transport zum Schlachthof. Die Kette der Regionalität setzt sich in der Weiterverarbeitung fort. Zerlegt wurde der Brönnhofer Angus-Ochse in einem kleinen EU-zertifizierten Schlachthof in Madenhausen, und verspeist wird er letztlich in den Hambacher Gaststätten. Regionalität also von der Weide bis auf den Teller. 

"Wir möchten die Menschen sensibilisieren, auf heimische Waren zuzugreifen", begründet Ort die gemeinsame Aktion mit den Gastwirten. Bei den Bio-Lust-Tage soll der Verbraucher sozusagen "reinschmecken". Ein Blick auf die Speisekarte macht durchaus Appetit darauf. Neben dem klassischen Kotelett, dem Côte de Bœuf, wie der Franzose sagt, wird es Ochsenbraten, Hamburger und Fränkisches Hochzeitsessen vom Bio-Angusrind geben.

 
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