
Ein Klassiker der Literatur und des Theaters sorgt auch in Gerolzhofen für ausverkaufte Vorstellungen im Kleinen Stadttheater. Die künstlerische Leiterin Silvia Kirchhof hat Friedrich Dürrenmatts Meisterwerk "Der Besuch der alten Dame" auf die Bühne gebracht.
Die Premiere für die insgesamt sieben Vorstellungen war ein voller Erfolg. Das 21-köpfige Ensemble des Kleinen Stadttheaters um Regisseurin Kirchhof, ergänzt durch fünf "Best Girls", schuf eine beeindruckende und frische Inszenierung des 1956 entstandenen Stücks.
Die Leistung ist umso bemerkenswerter, da alle Darsteller, bis auf Kai Christian Moritz als Bürgermeister, Laien sind. Ihre Hingabe und Leidenschaft, gepaart mit beeindruckenden schauspielerischen Fähigkeiten, faszinierten die Zuschauer. "Man kann keinen der Schauspieler hervorheben, jeder war am richtigen Platz", lobte nach der Vorstellung Besucherin Petra Ruppert aus Wiesentheid.

Die ursprünglich vier geplanten Aufführungen reichten nicht aus, um die Nachfrage zu decken. "Wir haben drei weitere Vorstellungen hinzugefügt, weil sie sofort ausverkauft waren", erklärte Silvia Kirchhof. Mehr Aufführungen waren aufgrund der Verpflichtungen der Laienschauspieler im Alltag jedoch nicht möglich.
Viele Akteure auf der kleinen Bühne des Theaterhauses
Eine besondere Herausforderung war es, so viele Akteure auf der kleinen Bühne des Theaterhauses unterzubringen, erklärt Regisseurin Kirchhof. Oft standen bis zu 15 Personen auf wenigen Quadratmetern, und auch der Zuschauerraum wurde teilweise in die Aufführung integriert. Die Darsteller übernahmen selbst den Bühnenumbau bei Szenenwechseln. "Anders wäre es nicht gegangen", betont Kirchhof.
Ensemblemitglied Bernd Beck, der die Rolle des evangelischen Pfarrers spielte, bestätigt: "Es war sehr viel Arbeit und hat viel Disziplin erfordert. Der häufige Szenenwechsel war nicht einfach." Ingrid Pitter ergänzt, dass eine ganze Probe lang nur das Umbauen geübt wurde.

Bruno Steger, der erneut mitwirkte, fand die ungewöhnliche Sprache Dürrenmatts herausfordernd. "Es ist sehr anspruchsvoll, da es eine spezielle Sprechweise mit kurzen Sätzen ist." Klaus Vogt meisterte die lange Textpassagen seiner Rolle als Kaufmann Alfred Ill mit Bravour. Er spielt das Opfer der Bürger einer Schweizer Kleinstadt, das zentrales Thema des berühmten Stücks ist.
In dem Werk kehrt Ills frühere Geliebte als reiche Dame zurück, um sich an ihm zu rächen. Sie bietet ihrer Heimatstadt eine große Summe Geld für Ills Tod an, was das Stück als Beispiel dafür führt, "wie leicht eine Gesellschaft durch Geld manipulierbar ist und wie schnell moralische Normen in Krisensituationen außer Kraft gesetzt werden können."

Neu im Ensemble war Regine Stumpf, die seit November als Bufdi (Bundesfreiwilligendienst) am Kleinen Stadttheater tätig ist. Die Hamburgerin stieß über ihre aus Gerolzhofen stammende Großmutter zum Theater. Ihre Rolle als Ills Tochter passte perfekt. Regine Stumpf hob die Gemeinschaft und das Miteinander der Akteure hervor, was ihr besonders gefiel. Dem stimmte mit Andrea Drexelius ein zweiter Neuling zu. Erwähnenswert ist die herausragende Darstellung der Eunuchen durch Charly Weickert und Erich Servatius. Witzig auch, dass Jochen Fehlbaum, normalerweise als Fotograf fürs Theater tätig, in der Rolle eines Journalisten auftauchte. Daneben waren es etliche Details, die einen schmunzeln ließen.
Hinter der Bühne leisteten viele weitere Personen einen unschätzbaren Beitrag. Achim Hofmann verantwortete die musikalische Untermalung, und zahlreiche helfende Hände sorgten dafür, dass sich das Publikum wohlfühlte. Wer Karten für die Aufführungen am 3. und 4. April ergattern konnte, darf sich auf ein unvergessliches Erlebnis freuen.



ich teile Ihre Meinung über die tolle Gesamtleistung des Theaterensembles!
In Ihrem Artikel fehlt mir jedoch die namentliche Nennung der weiblichen Hauptrolle, Hiltrud Weinig. Deren Darstellung der „alten Dame“ fand ich gleichermaßen ausgezeichnet, wie die der männlichen Hauptrolle, Klaus Vogt.
Mit freundlichen Grüßen,
Susanne Weisensee,
Gerolzhofen