
Die Betonpfeiler stehen schon und lassen die enormen Abmessungen erahnen: In Röthlein baut die BayWa an einem neuen Logistikzentrum, aus dem Waren ins ganze Bundesgebiet verschickt werden sollen. Mehr als 150 000 verschiedene Artikel werden in einer Halle lagern, die mit 11 000 Quadratmetern ein ganzes Stück größer als ein Fußballfeld ausfallen wird. Beim offiziellen Spatenstich am Mittwoch wurden die Bauarbeiten symbolisch begonnen, gebaggert wird aber schon seit einem Monat.
„Es ist die bedeutendste Einzelinvestition der Firma, seit ich in den 90ern zur BayWa gekommen bin“, sagte Peter Stefan, Leiter des Baumanagements des Handelsunternehmens. In Zahlen heißt das: Die BayWa investiert im Röthleiner Gewerbegebiet „Am Etzberg“ 18 Millionen Euro. Das neue Logistikzentrum wird das jetzige Lager in Schweinfurt ablösen, die 70 Mitarbeiter von dort werden mit umziehen. Das seit den 80ern betriebene Ersatzteillager „ist an seine Leistungsgrenze gestoßen“, so Armin Kolditz, Leiter Service & Parts bei der BayWa Aktiengesellschaft. Als „vereinigte Hüttenwerke“ bezeichnete Vorstand Roland Schuler den alten Standort und sagte, dass die Mitarbeiter in Röthlein unter besseren Bedingungen werden arbeiten können.
Im neuen Logistikzentrum werden Computer noch unverzichtbarer. Die BayWa verfolgt den Ausbau „IT-gestützter Logistikprozesse“. Denn der Internethandel für Landmaschinen-Ersatzteile, technisches Zubehör und sonstigem Fachbedarf für Landwirte hat – wie in sämtlichen Handelsbereichen – in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Und in der Landwirtschaft muss es schnell gehen: „Wenn Sie bedenken, dass so ein Mähdrescher im Jahr durchschnittlich 18 Tage im Einsatz ist und eine halbe Million kostet – dann darf das Gerät im Prinzip keine einzige Stunde ausfallen, weil ein Ersatzteil fehlt“, erklärte Vorstand Schuler den Teilnehmern des Spatenstichs.
In Zukunft werde zudem das sogenannte „Smart Farming“ eine immer größere Rolle spielen. Ein mögliches Szenario: Die Elektronik des Mähdreschers erkennt im Voraus, dass in vier Stunden der Keilriemen reißen wird. Das Ersatzteil wird im Hintergrund automatisch bestellt und ist, wenn der Riemen den Geist aufgibt, schon da. Die dafür nötige Technik wird im neuen Zentrum schon verbaut, gleich neben dem Spargelfeld.
Bis diese Zukunftsmusik in Röthlein spielt, ist aber noch einiges zu tun. Geplant ist, den Neubau in genau einem Jahr zu eröffnen. Generalunternehmer Goldbeck und Generalplaner Salzer und Koch setzen den Entwurf des Architekturbüros Dömges aus Regensburg um. Der sieht neben der Lagerhalle auch ein 1000-Quadratmeter-Bürogebäude vor. Auf das Dach der gut zwölf Meter hohen Halle kommt eine Photovoltaikanlage, die an Sonnentagen den Strombedarf des Logistikzentrums komplett decken soll.
Wenn es gut läuft, hat die BayWa Option zur Erweiterung. Auf dem 42 000 Quadratmeter großen Grundstück wäre noch Platz für einen weiteren Hektar Lagerhalle und noch mal 700 Quadratmeter Büros. „Wir waren lange auf Grundstückssuche“, sagte Peter Stefan vom Baumanagement. In Röthlein fanden sie, was sie suchten – und übrigens auch drei Panzersprenggranaten (die wurden gesprengt).
Über das große Projekt freut sich natürlich auch die Politik vor Ort. Landrat Florian Töpper bezeichnete den Neubau als eine Stärkung „für den Logistikstandort Landkreis Schweinfurt“. Der dritte Bürgermeister von Röthlein, Peter Gehring, sieht die Gemeinde in der Ausweisung des Gewerbegebiets bestätigt. „Es gab damals große Zweifel, ob das voll wird“, sagte Gehring. Die Entwicklung gebe dem damaligen Gemeinderat Recht.
Es gab einmal - vor Generationen! - eine Zeit, da hatten derartige Betriebe einen Gleisanschluss.