Seit Montag dieser Woche gibt es für die Abschlussklassen in Bayern Wechselunterricht. Das heißt: ein Teil der Schüler geht in die Schule, der andere Teil bekommt Distanzunterricht. Die Woche darauf wird gewechselt. Keine gute Idee, finden Schülerinnen und Schüler am Bayernkolleg. Schüler der Gruppe 2 der KIII, so heißt die Oberstufe an Bayernkolleg, verweigern den Präsenzunterricht seit 3. Februar. Bis 5. Februar wollen sie nicht in das Schulgebäude. Stattdessen wünschten sie sich, am Distanzunterricht teilzunehmen. Das ist aber nicht möglich.
"Das geht weder gegen die Schule noch gegen die Schulleitung": das ist Gregor Lettowsky wichtig. Lettowsky bereitet sich auf das Abitur vor, ist stellvertretenden Jahrgangsstufensprecher KIII und hat im Namen seiner Gruppe die Entscheidung der Schulleitung mitgeteilt. "Wir stellen uns gegen die Maßnahmen des Kultusministeriums. Sie machen keinen Sinn", so Lettwosky. Der Distanzunterricht habe gut funktioniert. Die Klasse lernte und arbeitete zusammen. Im Wechselunterricht dagegen wird die Klasse geteilt. "Ganz oder gar nicht", ist Lettowskys Meinung. Entweder gehen alle in die Schule, oder alle machen Distanzunterricht.
Sorgen um Gesundheit
"Einige Schülerinnen und Schüler sind aufgrund der neuartigen und infektiöseren Mutationen des Corona-Virus sehr um die eigene Gesundheit besorgt. Bei der Durchführung von Präsenzunterricht – wenn auch nur für einen Teil der Klasse – ist das Ansteckungs- und Verbreitungsrisiko enorm höher. Auch wenn die Mindestabstände sowie Maskenpflicht eingehalten werden, geht nach wie vor eine gewisse Gefahr aus", heißt es in dem Schreiben an die Schulleitung.
"Wir legen in wenigen Monaten die Abiturprüfungen ab und haben weder Zeit noch Nerven für Experimente." Die vergangenen drei Wochen haben gezeigt, dass Online-Unterricht gut funktionieren kann und während des aktuellen Infektionsgeschehens die beste Lösung ist. Dieses System nun teilweise aufzubrechen ist eine erhebliche Störung im Ablauf; kurz nachdem wir eine gewisse Routine bekommen haben", machen die Schüler deutlich in ihrem Brief.
Wunsch: Mehr Entscheidungsfreiheit für das Bayernkolleg
Lettowsky wünscht sich mehr Entscheidungsfreiheit für die Schule. "Eine Erlaubnis für eigene Regelungen wäre gut", meint er. Schließlich sei das Bayernkolleg, das auf dem zweiten Bildungsweg zum Abitur führt, kein Gymnasium wie jedes andere. Es gäbe Schüler, die selbst Kinder haben. Betreuungsmöglichkeiten zu finden sei nicht einfach.
Einfach bei der zweiten Gruppe mitzumachen, die im Distanzunterreicht ist, wie es sich die Oberstufen-Schüler gewünscht haben, geht allerdings nicht. Das widerspräche den Anordnungen des Kultusminsteriums. "Wir gelten als unentschuldigt fehlend", sagt Lettowsky. Er und seine Mitschüler und Mitschülerinnen bedauern, dass auch das wieder zu einer Mehrbelastung für Lehrer und Schule führt, weil das dokumentiert werden muss. "Die haben genug zu tun." Es sei aber einfach wichtig, zu versuchen etwas zu bewegen. Lettowsky ist es auch wichtig, zu erwähnen, dass jeder Schüler individuell für sich entscheiden soll, ob er sich den ministeriellen Anweisungen widersetzt. Es wurde Wert darauf gelegt, dass kein Gruppenzwang entstehe, heißt es in dem Schreiben an die Schulleitung.
Nächste Woche ist die Gruppe 2 offiziell wieder im Distanzunterricht. Was danach passiert? Das können weder Gregor Lettowsky noch die Schulleiterin Gabriele Seelmann sagen. Vielleicht gebe es dann wieder Präsenzunterreicht für alle.
Gabriele Seelmann freut sich sehr über den angenehmen Dialog mit den Schülern. Die Anliegen hat sie via Monika Zeyer-Müller, Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Bayern, an das Kultusministerium weitergeleitet. Man sehe keinen Grund, eine Ausnahme für das Bayernkolleg zu machen, hat sie erfahren.
Seelmann hat Verständnis für die Einstellung der Schüler. Sie kann verstehen, dass der Wechselunterricht erstmal als Verschlechterung empfunden wird. "Wir kriegen Routine", ist sie sich sicher. Ihrer Meinung nach ist es auch wichtig für die Abschlussschüler, wieder persönlichen Kontakt zu den Lehrern zu haben.
"Wir stehen solidarisch zu den Lehrern", sagt Schulsprecher Manuel Häpp. Wie Lettowsky legt er Wert darauf, dass sich der Brief und die Aktion nicht gegen Schule und Schulleitung richten. "Wir sehen uns als Schulgemeinschaft." Wie Häpp informiert, gab es eine Reaktion der Ministerialbeauftragten Monika Zeyer-Müller. Sie habe ein Gespräch angeboten. "Das nehmen wir an."
In einer früheren Version war der Name des Schülersprechers mit Maunel Hepp angegeben. Richtig ist Manuel Häpp.
Referate, Kurzreferate
Rechenschaftsablagen, mündliche Leistungserhebungen
Vorstellen von Arbeitsergebnissen
Unterrichtsbeiträge (z. B. im Rahmen einer Videokonferenz)
https://www.km.bayern.de/allgemein/meldung/7047/faq-zum-unterrichtsbetrieb-an-bayerns-schulen.html