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Alitzheim
Bayern als Vorstufe zum Paradies
Als König Ludwig macht sich Wolfgang Krebs in Alitzheim große Sorgen um den bayerischen Himmel.
Foto: Peter Pfannes | Als König Ludwig macht sich Wolfgang Krebs in Alitzheim große Sorgen um den bayerischen Himmel.
Peter Pfannes
 |  aktualisiert: 05.11.2021 02:42 Uhr

Keine und keiner aus der CSU, keine und keiner aus der CDU: Wenn man Wolfgang Krebs Glauben schenkt, gibt es im Himmel aktuell keine "schwarzen" Bewohner. Der bekannte Kabarettist skizzierte am Samstagabend in der DJK-Halle in Alitzheim eine dramatische Situation: "Da oben im Paradies herrscht Notstand." In der Hölle hingegen bummeln sich die Politiker des Freistaats. Über 220 Besucher waren begeistert vom zweistündigen Spaßgemetzel. Sie dankten es dem 55-jährigen Humoristen mit langem, rhythmischen Beifall.

"Vergelt´s Gott!" lautete der Titel der heiteren Soloschau, in der gewandte Wortspiele und gewollte Versprecher für Bauchmuskelkater sorgten. Im Mittelpunkt standen Reden des ehemaligen bayerischen Ministerpräsident Edmund Stoiber, der als blauweißer Engel keinen "Mund vor das Blatt" nahm. Bevor Krebs zum Auftakt als König Ludwig die Bühne betrat, begrüßte Werner Herkert von der veranstaltenden Comedy Alitzheim die Kabarettfreunde zur mittlerweile 22. Live-Veranstaltung.

Kritischer Blick auf die Bundestagswahl

Er brauchte sich keine Sorgen um die Beliebtheit der Sketch-Reihe machen, im Gegensatz zu König Ludwig, der sich Sorgen um den bayerischen Himmel machte. Kritisch beäugte der Kabarettist als Polit-Kultfigur Edmund Stoiber die jüngsten Bundestagswahlen. Weil in Berlin die Stimmzettel fehlten und kein Nachschub kam, wurde der Berlin-Marathon zur entscheidenden Spielfigur, mutmaßte der gebürtige Oberbayer: "Da wird gewählt und die Leute laufen davon."

Im Engelsgewand des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber lässt Wortakrobat Wolfgang Krebs die politische Sau raus.
Foto: Peter Pfannes | Im Engelsgewand des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber lässt Wortakrobat Wolfgang Krebs die politische Sau raus.

Für Krebs alias Stoiber war die Bundestagswahl eine einzige Katastrophe. Kein Wunder, meinte Krebs, wenn der Name des Kanzlerkandidaten aus vier Silben besteht und zwei davon "arm" und "lasch" sind.

Im Aiwanger-Outfit forderte der Wortakrobat: "Die CSU muss jetzt die Frauenquote erhöhen." Gleichzeitig sei dies eine Chance für die Freien Wähler. Er forderte alle politisch ambitionierten Männer auf: "Kommt zu uns, wir haben Platz für euch." Bayern sei die Vorstufe zum Paradies, schaute Krebs als Horst Seehofer gen Himmel. Wäre da nicht Ehrgeizling Markus Söder.

Seehofer möchte da eher seine Ruhe haben und fühlt sich fit: "Noch zweimal Joggen, dann ist Weihnachten." Weil ihm alles "wurscht" ist, chillt er im Bundestag. Und wenn er mal müde ist, dann schaut er auf Angela Merkel – "dann geht’s wieder". Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sieht er als "trolligen Tanzbär", der immer alleine kocht und natürlich dann alles auch alleine aufisst.

Heitere Ein-Mann-Schau

In der heiteren Ein-Mann-Schau durfte Markus Söder nicht fehlen. "Servus, ich bin´s, der Allerbeste", rief die Kopie des bayerischen Ministerpräsidenten ins Volk. Auch der Papst habe ihn schon angerufen und ihm gesagt: "Es ist Zeit für einen Franken im Vatikan."

Dem Publikum riet er: "Wenn Sie eine Parteispende für die CSU machen, kommen Sie ins Himmelreich." Gewichtsprobleme habe er nicht. Und Frauen, die ein paar Pfunde zu viel auf der Hüfte haben, leben länger als Männer, die es ihnen sagen.

Auch Angela Merkel war im Polit-Karussell des Entertainers vertreten. Krebs als Vereinsmeier mit 30 Vorsitzen und als Schlagersänger aus dem Allgäu, dem eine Scheidung das letzte Hemd kosten würde, rundeten den gelungenen Auftritt ab.

Die Rolle von Bundeskanzlerin Angela Merkel beherrscht Kabarettist Wolfgang Krebs ausgezeichnet.
Foto: Peter Pfannes | Die Rolle von Bundeskanzlerin Angela Merkel beherrscht Kabarettist Wolfgang Krebs ausgezeichnet.

In der Halbzeitpause plauderte Krebs im stillen DJK-Kämmerchen aus dem Nähkästchen. Auf Corona geht er in seinem Programm nicht ein. "Ich glaube, die Leute sind jetzt lang genug davon genervt." Verschweigen will der Künstler 80 Prozent Umsatzrückgang in der Lockdown-Zeit nicht. "Zum Glück arbeite ich auch bei Bayern 1." Mittlerweile habe sich alles wieder einigermaßen eingespielt, sagt er und hofft auf möglichst hohe Impfquoten. "Für unsere Jobs ist das überlebenswichtig."

Trotz zweifacher Impfung wird Krebs regelmäßig getestet. Er erinnert sich an den ersten Auftritt nach dem ersten Lockdown: "Da hätte ich vor Glück weinen können." Wenn der Parodist nicht auf der Bühne steht und über den Privatmenschen Krebs spricht, dann bezeichnet sich der verheiratete Vater zweier Söhne lachend als bösartigen, gemeinen und lustigen Typen.

 
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