Gefühlt war es der fünfte Sommer in Folge, in dem die Schweinfurter sich durch die Baustellen ihrer Stadt stauten und in dem auch die Fahrt auf Schleichwegen durch Wohngebiete vor vielen Baugruben auf die Bremse treten ließ. Kein Ende wollte die Erneuerung der Hauptbahnhofstraße und die der Zehntstraße nehmen. Kaum war die Mainberger Straße wieder offen, kam es auf der Weiterfahrt zum Obertor Am Oberen Marienbach zu Sperrungen – und das alles trotz des 2015 im Rathaus eingeführten Baustellenmanangement, über das die Redaktion jetzt mit dem Ordnungsreferenten Jan von Lackum sprach.
Die Jahresplanung
2015 hagelte es Beschwerden. Die Stadtwerke hatten allenthalben für die Erneuerung von Gasleitungen die Straßen aufgerissen. Unter den betroffenen Ämtern seien die Maßnahmen zwar auch damals schon abgesprochen gewesen, so von Lackum, doch die Koordination sei nicht optimal gelaufen. Seitdem setzten sich jeweils im Dezember der Tiefbau, die Stadtwerke und der Bauhof unter Federführung des Ordnungsamtes an einen Tisch und sprechen alle geplanten Maßnahmen für das kommende Jahr ab. Die Ziele: Wo einmal aufgegraben ist, soll alles, was in absehbarer Zeit aus den genannten Bereichen anfällt, gleichzeitig erledigt werden. Und: Entlang der Hauptverkehrsadern soll es möglichst nur jeweils eine größere Baustelle geben.
Die Planung wird jedoch ohne die Telekommunikationsunternehmen gemacht. Deren Termine richten sich weniger nach den örtlichen Gegebenheiten, sondern nach den auch überregionalen Ausbauplänen – etwa die der Telekom. Trotzdem sagt Jan von Lackum: "Die Absprachen funktionieren eigentlich ganz gut."
Überraschungen im Untergrund
Etwas anders sieht es in der Praxis aus. Unter den Asphaltdecken ist vieles, was nach den Unterlagen nicht zu erwarten ist, und etliches, was anders als eingezeichnet in die Erde gebracht wurde. Auch archäologische Funde werfen die Zeitpläne insbesondere im und rund um das Stadtzentrum über den Haufen. Als ein Beispiel nennt von Lackum die Erneuerung der Hauptbahnhofstraße, bei der es zu einer Verzögerung um gleich 19 Wochen kam. Dort waren unter der damals aktuellen Straßendecke gleich zwei weitere Straßenbeläge aufgetaucht, die ebenfalls abzutragen waren. Zusätzlich wurden alte Schächte und ausgediente Rohrleitungen gefunden, weshalb ein tragfähiger Grund erst in einer Tiefe von einem Meter erreicht war.
Minimalinvasive Eingriffe
Beim Einziehen von Leitungen wird heute oft nicht mehr aufgegraben, sondern auf Strecken selbst bis zu mehreren Hundert Metern das Spülbohrverfahren eingesetzt. Bei der Bohrung der unterirdischen Kanäle werden im Rückzug ein oder mehrere Produkt- oder Leerrohre eingezogen oder eingeblasen. Bei den "minimalinvasiven Eingriffen", die eigentlich schnell abgearbeitet sein sollten, käme es aber immer wieder zu Pannen, weil der Bohrer durch Gestein oder sonstiges Festmaterial abgelenkt, ein Hausanschluss getroffen oder gar eine Wasser- oder Gasleitung ramponiert werde und berste, so von Lackum.
Informationen auf Tafeln
Sind im Dezember die Planungen abgesprochen, "wird abgestuft gehandelt", so der Ordnungsreferent. Bei Arbeiten in Neben- und Wohnstraßen wird als einzige Maßnahme eine rechtzeitige Information der Anlieger terminiert. Vor der Baustelleneinrichtung an den Hauptverkehrsstraßen sind mit einem Vorlauf von mindestens zehn Tagen Informationstafeln aufstellen, die erklären, was gemacht wird, ob es zu Sperrungen kommt und wer verantwortlich ist und Beschwerden wie auch Anregungen entgegennimmt.
Seit die "Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern e. V." im Herbst 2019 Schweinfurt mit dem Prädikat "fahrradfreundlich" versehen hat, hat das Rathaus bei Sperrungen nicht nur für die Autofahrer, sondern auch für die Radler eine alternative Wegführung auszuschildern. Allein mit dem Schild "Radfahrer bitte absteigen" ist es nicht mehr getan. Dazu Jan von Lackum: "Wo das geht, machen wir das. Wir haben den Radler im Focus. Wir schicken den Radfahrer auch auf die Fahrbahn der Autos und markieren das dann auch."