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SCHWEINFURT
Baurecht fürs Toiletten-Denkmal
Das anmutige Häuschen hinter dem Harmoniegebäude, ein Denkmal, wird zur öffentlichen Toilette – für 210 000 Euro.
Foto: Gerd Landgraf | Das anmutige Häuschen hinter dem Harmoniegebäude, ein Denkmal, wird zur öffentlichen Toilette – für 210 000 Euro.
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 17.07.2017 03:51 Uhr

Dass das schmucke Häuschen mit Fachwerk an der breiten Treppenanlage vom Paul-Rummert-Ring zur Mainlände zur öffentlichen Toilettenanlage ausgebaut wird, ist schon im Dezember letzten Jahres beschlossen worden. Damit erfährt das Häuschen, das dem Vogelschutzverein bisher als Vereinsheim diente, eine ganz neue Nutzung. Im Bau- und Umweltausschuss ging es am Donnerstagmorgen eigentlich nur noch um die baurechtliche Genehmigung. Diskutiert wurde das Vorhaben mit seinen möglichen Folgen trotzdem noch einmal recht ausführlich.

Wird der Klo-Container des Stadtstrandes dann obsolet?

Als Erste fand es Ulrike Schneider (Schweinfurter Liste/SWL) „schade, dass in so ein Gebäude eine Toilette reinkommt“. Wie zum eigenen Trost fügte sie hinzu, dass dann doch hoffentlich das hässliche Container-Klo des Stadtstrand-Betreibers obsolet sein werde. Und: „Was macht man, damit eine Toilettenanlage 210 000 Euro kostet?“

Was die Kosten betrifft, konnte Baureferent Ralf Brettin weiterhelfen: „Es ist ein kleines, schönes Baudenkmal, erfordert aber einen höheren Aufwand als ein herkömmliches Gebäude.“ Und: Es gebe nichts, was stärker beansprucht werde als eine öffentliche Toilettenanlage. Von der Ausstattung her müsse diese absolut „vandalensicher“ gebaut und ausgestattet werden, was ebenfalls entsprechende Kosten verursache.

Nicht nur Stadtstrand-Besucher, alle dürfen dort Pipi machen

Schneider wie auch Herbert Wiener (SPD) fragten, ob denn der Stadtstrandbetreiber an den Unterhaltskosten des öffentlichen Klos angemessen beteiligt werde, ziehe er doch für seine Kundschaft dann den größten Vorteil daraus. Das werde sicher angestrebt, sagte Baujurist Jan von Lackum, grundsätzlich sei die öffentliche Bedürfnisanstalt für alle da – Passanten und Radfahrer, die den Maintalradweg passieren – und nicht nur für Stadtstrand-Besucher.

Uli Hader (CSU) meinte, man könne den Stadtstrand-Betreiber vielleicht gar nicht zwingen, sich am neuen Klo für alle zu beteiligen, wenn er seine Container-Toilette behalten wolle. Dem widersprach der Stadt-Jurist von Lackum umgehend: „Da reden wir schon mit. Wir geben vor, dass der Container weg muss.“

Denkmäler, die nicht sinnvoll genutzt werden, verfallen

Ralf Brettin sagte dann noch etwas Grundsätzliches zu Baudenkmäler. Diese seien zwar schön anzusehen, das Problem sei aber, „dass sie verfallen, wenn sie nicht sinnvoll genutzt werden“. In der Tat füllte die Frage den Sitzungsraum, ob es nicht sinnvollere, beziehungsweise passendere Nutzungen geben könnte, als ein putziges Häuschen mit Historie und Denkmalanspruch zur öffentlichen städtischen Bedürfnisanstalt auszugestalten. Bislang hatten Vogelschützer darin Sitzungen abgehalten, Nistkästen und Vogelhäuschen zusammengebaut – seit 1966. Die aber haben einen neuen Standort gefunden an der bisherigen Adresse des Kleintierzuchtvereins im Kleinflürleinsweg in der Gartenstadt.

Das Denkmal braucht eine Komplettsanierung

Bis die Toilettenanlage aber fertig ist und ihrer Bestimmung übergeben werden kann, fließt noch einiges Wasser den Main hinunter. Denn der Zustand des Gebäudes mit einem Sandsteinsockel und dem Fachwerkaufbau erfordere eine Komplettsanierung, wie es schon beim Umnutzungsbeschluss im Dezember hieß. Alle Elektro-, Wasser- und Abwasserleitungen müssten erneuert werden, und auch eine neue Decke scheine nötig zu sein. Ins Untergeschoss kommen ein Behinderten-WC sowie ein Putz- und Lagerraum rein, ins Obergeschoss die Damen- und Herrentoiletten. Die heutige Ansicht des künftigen Toiletten-Denkmals – im Volksmund bisher als „Vogelschutzhäuschen“ bekannt – bleibt weitgehend erhalten.

„Das ist fast schon ein Schildbürgerstreich“

Einer konnte sich mit der Umnutzung des früheren Gartenhäuschens einfach nicht anfreunden. „Ich werde nicht zustimmen“, sagte Linke-Stadtrat Sinan Öztürk. „Wir stecken da viel Geld in ein Baudenkmal und bauen es in ein öffentliches WC um. Das ist fast schon ein Schildbürgerstreich.“ Am Ende bekam die künftige Toilette ihr baurechtliches Einverständnis. Alle Ausschussmitglieder stimmten zu – bis auf Öztürk.

 
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  • Bleibt nur noch zu hoffen, dass es nicht die einzige Behindertentoilette in Stadtnähe bleibt. Für uns Rollstuhlfahrer ist diese Toilette zu weit vom Marktplatz entfernt und zudem nur über ein Gefälle bzw. Steigung erreichbar. Nutzbar bleibt sie faktisch nur aus Sicht der Behinderten im Bereich Stadtstrand und Jugendgästehaus.
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