Gerade im Landkreis Schweinfurt grassiert die gefährliche Rußrindenkrankheit beim Bergahorn und lässt die Bäume sterben. Die Trockenheit der letzten Jahre setzt den vom Pilz befallenen Laubbäumen besonders zu. Bei Schnackenwerth musste gar ein ganzes Waldstück abgeholzt werden. Der Eigentümer, die örtliche Waldkörperschaft, forstet derzeit die kahle Fläche mit viel Arbeit wieder auf: 3400 Setzlinge aus 16 Baumarten hat sie bereits gepflanzt.
Es ist ein Generationenprojekt, das die aktuell 45 Waldrechtler bewältigen. Nicht nur, weil Männer, Frauen und Kinder gemeinsam unentgeltlich unzählige Arbeitsstunden mit Pflanzung und Pflege der Bäumchen verbringen. Sondern weil sie jetzt die Arbeit leisten, von der erst die übernächste Generation einen monetären Erlös sehen wird. Vor allem aber, weil für sie klar ist, wie wichtig der Wald für die Regulierung des Klimas, für eine geringere Wasserverdunstung und für die Grundwasserbildung ist.
Hacken bohren und Pflanzen einsetzen
Geschäftiges Treiben herrscht an diesem Samstag auf der Freifläche am Waldrand des "Löhlein" bei Schnackenwerth. 38 junge und alte Vertreter der Waldrechtler sind am Arbeiten, hacken die Grasnarbe weg, bohren Löcher in den Boden, setzen die kleinen Pflanzen ein, markieren sie mit Stäben und gießen die Setzlinge an.
Auf den 5200 Quadratmetern sind mit Schnüren Felder abgemessen, zwischen 200 und 400 Quadratmeter groß. Darin werden die 2165 Pflänzchen in geraden Reihen gesetzt, je nach Baumart und Feld in unterschiedlichem Abstand. "Sonst würden sich die verschiedenen Arten gegenseitig Konkurrenz machen", hat Johannes Pfister, neuer Vorsitzender der Waldkörperschaft, vom Wernecker Gemeindeforstwirt Klaus Rettner erfahren.
Um das Risiko gegen den immer schneller werdenden Klimawandel zu minimieren, wird hier ein vielfältiger Mischbestand mit klima- und trockenresistenten Baumarten gepflanzt: Traubeneiche, Speierling, Vogelkirsche, Elsbeere, Roteiche, Hainbuche, Mehlbeere, Wildbirne, Walnuss, Schwarznuss, Douglasie und Küstentanne. Für die Pflanzen gibt es eine staatliche Förderung. Darüber hinaus haben die Waldrechtler auch Baumhasel, Schwarzkiefer und Atlas-Zeder gesetzt, die mit Trockenheit gut zurecht kommen. Bereits im vergangenen Jahr haben sie 3300 Quadratmeter der abgeholzten Fläche mit 1235 Setzlingen bepflanzt.
1,4 Hektar sind von der Rußrindenkrankheit betroffen
"Das schmerzt schon sehr, wenn man alle Bäume fällen muss", weist Pfister auf die insgesamt 1,4 Hektar Befallfläche der Rußrindenkrankheit hin. Einen Großteil davon hat die Waldkörperschaft bereits gerodet. Einzelne Kirschen, Eschen, Eichen und Hainbuchen sind übrig geblieben und sollen den Jungpflanzen Schatten spenden.
Das Waldstück war vor circa 40 Jahren fast ausschließlich mit Bergahorn bepflanzt worden, "damals angesichts des Klimas und des nährstoffreichen Bodens an dieser Lage eine richtige Wahl", bestätigt Revierförster Felix Rabe. Doch ab 2017 wurde die aus Kanada stammende Baumkrankheit auch in der Region beobachtet. Die heißen und trockenen Jahre 2018 bis 2020 stressten zusätzlich, so dass sich der Pilz "Cryptostroma corticale", der ein trockenes Milieu braucht, rasant ausbreiten konnte.
Auffällig sind dessen dicke, schwarze Pilzsporenlager unter der abgefallenen Rinde des Ahorns, wie Ruß von einem Diesel-Auspuff. Für den Menschen kann die Krankheit gefährlich sein, wenn die Sporen direkt eingeatmet werden. Dann können sie eine Entzündung der Lungenbläschen hervorrufen. Daher entsorgten die Rechtler einen Teil der Bäume auch im Schweinfurter Gemeinschaftskraftwerk.
Das Kronenholz wurde für eine Totholzhecke an den Waldrand geschafft. Dort pflanzten die Schnackenwerther zusätzlich Sträucher wie Pfaffenhütchen, Schlehe, Hundsrose und Weißdorn. Allerdings haben die Waldeigentümer mit vielen Problemen zu kämpfen. Da ist der hohe Rehverbiss, der kein Bäumchen hochkommen lässt und weswegen das ganze Gelände eingezäunt werden musste. Reine Materialkosten: 1500 Euro.
Schwer zu bekommen waren zudem die Pflanzen. Winterlinden waren trotz Nachfrage bei zehn Baumschulen gar nicht erhältlich. Elsbeeren gab es nur in kleiner Stückzahl aus Hamburg. Auch die Lieferung der Speierlinge lässt noch auf sich warten. "Die Pflanzenversorgung wird im Herbst noch schlimmer werden", weiß Förster Rabe. Weil es überall in Deutschland Kahlflächen wegen Borkenkäfer oder Fichtenschäden gibt, ist Saatgut knapp.
Selbst die Bambusstäbe sind nur schlecht zu bekommen, sagt Pfister. Sie werden gebraucht, um die Setzlinge zu markieren, damit diese im schnell und hoch wachsenden Gras freigeschnitten werden können. Denn angesichts des vollen Sonnenlichts, anstatt eines normalerweise dunklen Waldbodens, gedeiht das Gras viel zu üppig.
Ein Problem sind auch die vielen Mäuse, die am Waldrand hausen und gerne die Setzlinge anknabbern. "Wir haben schon hohe Sitzstangen für Greifvögel aufgestellt", so Pfister. Er wünscht ein regenreiches Frühjahr und keine extremen Temperaturen im Sommer. Andernfalls müssen die Setzlinge von Hand gegossen werden, mit eigens herbeigeschafftem Zisternenwasser.
Für Pfister gilt: "Grundeigentum verpflichtet". Daher hofft er, dass es die Motivation und der Einsatz der Helfer zulassen, in den nächsten Jahren auch das letzte Drittel der alten Bergahornfläche neu zu bepflanzen.