In vollem Gange ist derzeit der Bau der neuen Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Kolitzheim-Sulzheim bei Zeilitzheim sowie die Anlagen, die das Abwasser dorthin transportieren. Vor wenigen Wochen wurde daher auch mit dem Bau der Pumpstation und der Mischwasserbehandlungsanlage im Südwesten von Herlheim begonnen. Dabei haben die Arbeiter in der Baugrube mit starkem Zufluss von Grundwasser zu kämpfen.
Das Wasser muss zeitweise mit zwei Pumpen entfernt werden. Mindestens eine dieser Pumpen läuft rund um die Uhr, auch an den Tagen, an denen auf der Baustelle nicht gearbeitet wird. Sie transportiert über die Leitung pro Sekunde etwa sechs bis sieben Liter Wasser aus der Grube.
Damit sich die Erde im Wasser absetzen kann, wird das Wasser zuerst in ein kleines Auffangbecken gepumpt und dann durch ein Rohr in den angrenzenden Bach geleitet.
Was die Bauarbeiter zuviel an Wasser haben, fehlt nun allerdings an anderer Stelle. Zunehmend wird in Herlheim das Wasser in den Brunnen knapp. Zwar werden die Haushalte im Ort durch Wasserleitungen weiter gut versorgt. Gartenbesitzer schätzen allerdings für die Bewässerung ihrer Pflanzen den eigenen Brunnen. Und nicht alle Gärten liegen in Herlheim direkt neben dem Wohnhaus der Besitzer.
Deshalb ist der Mangel an Grundwasser bei den derzeit oft hochsommerlichen Temperaturen besonders ärgerlich. Gleich nach dem Beginn der Ausschachtung der Baugrube für die Pumpstation versiegte das Wasser in Brunnen in der unmittelbaren Umgebung der Baustelle. Mittlerweile sind aber auch in weiter entfernten Bereichen Brunnen trockengefallen, beziehungsweise das Wasser ist in ihnen bereits sehr knapp.
Brunnen im Anwesen der Familie Fledering neben der Baustelle fördern schon seit Beginn der Bauarbeiten kein Wasser mehr. Auch die umliegenden Gärten sind von Anfang an betroffen. Wenn er vor diesen Auswirkungen gewarnt worden wäre hätte er sich keine teueren Pflanzen gekauft, sondern seinen Garten brach liegen lassen, äußerte sich Otto Braun ziemlich verärgert. Nun füllt der nicht mehr junge Gartenbesitzer alle paar Tage an seinem Hofbrunnen ein Fass, das er dann wiederum zur Bewässerung seiner Pflanzen in den Garten fährt.
Auch an anderen Gärten sieht man immer häufiger mit Wasser befüllte Behälter zur Bewässerung der Pflanzen stehen, deren Inhalt häufig aus alten Hofbrunnen stammt. Fraglich ist allerdings, wie lange diese Brunnen durchhalten, denn beim Blick in die Tiefe zeigt sich auch hier bereits ein deutlicher Tiefstand.
Leer ist zum Beispiel der Brunnen von Anton Bedenk zirka 500 Meter südlich des Dorfes. Zwar liegt Bedenks Werkstatt auf einer Anhöhe, allerdings ist sein Brunnen auch 35 Meter tief. Trotzdem könne er derzeit nicht einmal Hände waschen, ärgert sich Bedenk.
In zirka 14 Tagen sei die erste Bodenplatte für die Pumpstation fertig, dann müsste das Wasser aus der Baugrube nicht mehr abgepumpt werden. Das könnte für Entspannung der Situation sorgen, zeigt sich der Vorarbeiter der ausführenden Firma HTS hoffnungsvoll. Mit Zustimmung seiner Vorgesetzten und der Gemeinde sei es vielleicht auch möglich eine Pumpe im Auffangbecken anzubringen, an der Interessierte ihre Wasserbehälter füllen könnten, so ein Vorschlag des Vorarbeiters.
Bürgermeister Horst Herbert wäre damit voll einverstanden, wie er sich auf Nachfrage erfreut äußerte. Man sei sich vor den Bauarbeiten schon bewusst gewesen, dass das Grundwasser sinke, allerdings nicht in welchem Ausmaß, sagte das Gemeindeoberhaupt zu dem Problem.
Auch sei versucht worden, das Becken abzudichten, indem die Baugrube eingespundet wurde. Einen Grund für die Misere sieht Herbert auch in der extremen Trockenheit der vergangenen Monate. Das Gemeindeoberhaupt hofft ebenfalls, dass sich die Lage bessert, wenn die Bodenplatte für die Pumpstation erst einmal fertig ist.
Denn er hat noch eine andere Sorge. Beim Sinken des Grundwassers könnte es auch Schäden an Häusern geben. Wenn Hausbesitzer etwas bemerken, sollten sie dies bei der Gemeinde melden.
Der Grundwasserspiegel wird wohl erst wieder nach Beendigung der Bauarbeiten steigen. Dies wird voraussichtlich Ende des Sommers sein. Bis zur Gartensaison im nächsten Jahr gibt es dann vermutlich wieder genügend Brunnenwasser.
In diesem Jahr müssen sich die Gartenbesitzer aber anders behelfen oder darauf hoffen, dass regelmäßig Wasser zum Gießen vom Himmel fällt.