Im August veranstaltet der Stadtjugendring sein 66. Jugendcamp auf dem Bauersberg in der Rhön. Interimsgeschäftsführer Helmuth Backhaus und der zweite SJR-Vorsitzende Philippe Heinelt haben diese „besondere Jahreszahl“ zum Anlass für einen Blick auf die Historie und in die Zukunft genommen. „Natürlich hätten wir zum 65. Geburtstag letztes Jahr oder in vier Jahren zum 70. etwas machen können, aber die Jugend macht es immer anders…“, sagt Backhaus.
Zwei Durchgänge im August für Neun- bis 13-Jährige
Die beiden Durchgänge für neun- bis 13-jährige Mädchen und Jungs aus Schweinfurt finden vom 13. bis 19. August sowie vom 19. bis 25. August statt. Woche eins ist mit 40 Kindern weitgehend ausgebucht, für Woche zwei sind noch ein paar Plätze frei. Der zahlenmäßige Aufwärtstrend hält laut Heinelt an, der heuer bereits zum zehnten Mal als Betreuer auf dem Bauersberg mitmischt.
Vor Jahren hatte es einen regelrechten Einbruch mit dem Tiefpunkt 2013 gegeben, als an den Freizeiten nicht einmal 60 Kinder Interesse zeigten. Mit ein Grund war wohl die Diskussion um das Camp. Seit 1997 ist das Schullandheimwerk Unterfranken Betreiber des Hauses, Besitzer von Gebäude und Gelände aber ist nach wie vor die Stadt Schweinfurt. Laut Vertrag, der bis 2022 läuft, beteiligt sie sich mit 25 000 Euro jährlich am Bauunterhalt. Versuche der Stadt, den Bauersberg loszuwerden, scheiterten. Das Schullandheimwerk konnte die Einrichtung mangels Mittel nicht selbst übernehmen. Die Stadt Bischofsheim hätte das Haus übernommen, aber nur im sanierten Zustand, den die konservative Mehrheit im Stadtrat trotz überschaubarer Kosten aber ablehnte.
Philosophie ist leben und erleben
„Zum Glück hat der Verkauf nicht geklappt“, sagt heute Heinelt und sagt auch warum: „Eine eigene Einrichtung erleichtert Vieles, man ist nicht Bittsteller“. Er dankt an dieser Stelle der Stadt- und Wohnbau, die letztes Jahr für einen nicht unerheblichen Betrag vor allem Wasserschäden behob. Bürgermeisterin Sorya Lippert hatte der SJR die baulichen Mängel beim obligaten Bürgermeisterbesuch gezeigt, sie habe eine Lösung zugesagt und Wort gehalten.
Backhaus und Heinelt präsentieren beim Pressetermin eine erst jüngst zusammengestellte Fotosammlung von den Urzeiten am Berg. Ein Foto zeigt den legendären Bauersberg-„Gründer“ Ludwig Lupper Vogel, viele Bilder aus den 1950er Jahren bestätigen den damaligen Run auf das Feriencamp. An der Philosophie hat sich nichts geändert. „Es geht uns ums erleben und leben, erleben von Abenteuern und Natur“, sagt Heinelt. Er weiß, dass auf dem Bauersberg Freundschaften geschlossen werden, die halten. „Zusammenhalt und Freundschaft wird in den Camps groß geschrieben“.
Ein Ort für nachhaltige Freundschaften
Backhaus und Heinelt erinnern auch dran, dass Bauersberg-Teilnehmer selbstbewusster zurückkehren und auch lernen, selbstständiger zu werden. Heinelt zitiert Eltern, die völlig erstaunt berichten, dass ihre Kinder nach der Rückkehr unaufgefordert den Tisch abgedeckt und die Teller und Tassen in die Spülmaschine geräumt haben. „Für eine dauerhafte Wesensänderung braucht es aber sicher mehr als eine Woche Bauersberg“, sagt Heinelt einschränkend. Der hauptberufliche Sozialpädagoge, zur Zeit in der Jugendsozialarbeit an Schulen in Sennfeld, ab nächstes Jahr an der Alfons-Goppel -Berufsschule tätig, grinst dabei.
Zwei Vorbereitungskurse haben die 15 ehrenamtlichen Betreuer absolviert. Einige kommen aus dem SJR-verbänden, darunter alte Hasen wie eben Heinelt oder Philipp Hoffelner, der zum zwölften Mal dabei ist. Aber auch Schüler der Fachakademie für Sozialpädagogik sind dabei, nutzen den Bauersberg für ihr nötiges Praktikum.
Stadtjugendring hofft auf steigende Zahlen und ist bestens vorbereitet
Heinelt und Backhaus hoffen nicht nur, dass das Aufwärts anhält, sie rechnen damit, „weil der Bedarf da ist“, sagt Backhaus und erinnert an die steigenden Zahl der Kinder allein durch die Flüchtlinge mit Bleiberecht. Bei zwei Durchgängen müsse es also nicht bleiben, „wir können auch drei Freizeiten oder verdoppeln“, sagt Heinelt. Die Küche am Bauersberg sei groß genug, Zelte ausreichend vorhanden und „Betreuer finden wir auch genug“. Wer noch Lust hat, heuer mitzugehen: Einige Plätze sind noch frei.
Der Bauersberg
In den 1930er-Jahren wurde auf dem Bauersberg ein Reichsarbeitsdienstlager für Straßenbauer gebaut. Nach 1945 wurden in den Baracken Flüchtlinge untergebracht. Die Baracken wurden später abgerissen.
1951 begann die Schweinfurter Geschichte auf dem Bauersberg. Bischofsheim stellte der Stadt das Grundstück für ein großes Zeltlager zur Verfügung, auf dem in den folgenden Jahrzehnten unzählige Schweinfurter Kinder ein bis zwei Sommerwochen verbrachten. Ein Versorgungsgebäude wurde gebaut, wegen der Nutzung als Jugendherberge war 1954 der Um- und Ausbau des Hauptgebäudes notwendig. Noch heute sieht es aus wie damals. Seit 1997 betreibt das Schullandheimwerk Unterfranken das 100-Betten-Haus, das der Stadt gehört. Das Schullandheimwerk bietet Lehrgänge für Lehrer an, die ihren Aufenthalt vorbereiten. Auch die Betreuung durch eine Geo-Ökologin ist möglich.
Ich wäre dabei. War 1987 - 1990 auf Zeltlager am Bauersberg.