Das strahlende Gelb fällt sofort ins Auge. Im Anwesen Zehntstraße 17 ist im letzten dreiviertel Jahr tüchtig gearbeitet und das um 1750 erbaute Barockhausen der Familie Weppert in frischen Glanz gehüllt worden. Im kommenden Jahr feiert das Unternehmen Weppert sein 175-jähriges Bestehen. Das sei einer der Beweggründe für die Restaurierung gewesen, sagt Geschäftsführer Florian Weppert.
Den Geburtstag will Weppert mit Kunden, mit Nachbarn, ja mit der gesamten Bevölkerung feiern und dafür sollte das markante Haus schön herausgeputzt werden. Das ist aber nur einer der Gründe. „Alle 30 Jahre muss man solch ein Haus generalüberholen“, sagt Vater Karl-Heinz Weppert. Und jetzt war es halt mal wieder so weit.
Die Fassade ist das Auffälligste. „Wir haben nur mineralische Stoffe verwendet, das Haus ist nach wie vor giftfrei“, erklärt Florian Weppert und man sieht, dass der gern lachende junge Mann stolz darauf ist. Das Fachwerkhaus besteht aus Anschwemmgut vom Main, also Schilf, Lehm, Holz und Sandstein aus der Region. Bei regionalen Stoffen ist es geblieben. Eigenhändig haben Vater und Sohn das markante Wappen neu ausgemalt.
Gefreut hat Florian Weppert sich, als sich zeigte, dass der Dachstuhl in einem sehr guten Zustand ist, das Dach lediglich mit neuen Biberschwänzen eingedeckt werden musste. Um die Kosten im Rahmen zu halten, hat Florian Weppert sehr viel selbst gemacht. Marode Hölzer ausgewechselt, Fenster gestrichen, die Steinmetzarbeiten an den Simsen ausgeführt und dabei großes handwerkliches Talent an sich entdeckt. Dass er den Vater fast vorwurfsvoll gefragt haben will, „warum er Bürokaufmann und nicht Handwerker wurde?“, ist freilich nur ein Scherz.
Im Inneren des Hauses, das auf 1000 Quadratmetern Platz für das Weppertsche Schreibwarengeschäft, die Firma weppdesign und eine logopädische Praxis bietet, wurden unter anderem die sanitären Anlagen und die Heizungen völlig erneuert. „Das Haus ist komplett durchmodernisiert“, sagt Florian Weppert in seinem kleinen Büro im ersten Stock, das man über eine schmale Treppe erreicht.
Das Weppertsche Anwesen ist eines der wenigen in der Substanz erhaltenen Häuser aus dem 18. Jahrhundert in Schweinfurt und es steht natürlich unter Denkmalschutz. Das bedeute jedoch nicht, dass es eine finanzielle Förderung gegeben habe, sagt Weppert.
In den Besitz der Familie kam das Haus kurz nach der Firmengründung im Mai 1839. Der Zeichnenlehrer (so hieß der Beruf früher) Georg Lauer beantragte damals beim städtischen Magistrat die Konzession für eine lithografische Kunstanstalt, die er zunächst in der Keßlergasse eröffnete. Als dort der Platz zu klein wurde, erwarb er vom „Ackermann“ Nikolaus Kupfer das stattliche Anwesen Zehntgasse 226/238, die heutige Zehnstraße 17. Der Begriff Ackermann lässt darauf schließen, dass das Haus landwirtschaftlich genutzt wurde. Das Zehnhaus sei es jedenfalls nicht gewesen, wie oft behauptet werde, sagt Karl-Heinz Weppert, schließt aber nicht aus, dass in den tiefen, bis zu sieben Meter in den Boden reichenden Gewölbekellern Teile des Zehnten eingelagert wurden.
Aus Lauer wurde Weppert, als die Tochter des Firmengründers, Margaretha Barbara, den aus Sylbach stammenden Wundarzt Nikolaus Weppert heiratete. Dieser starb bereits 1870. Sohn Heinrich Weppert stieg 1889 in das Geschäft ein. Der 38-jährige Florian Weppert führt die Firma nun in der fünften Generation. 2039 wird Töchterchen Nahla übernehmen. Sie ist gerade einmal 20 Monate alt und Florian ergänzt das Wort „übernehmen“ durch „hoffentlich“. Die nächste Restaurierung des Hauses wird wohl sie leiten.