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Schweinfurt
Bar-Besitzer in Schweinfurt warten auf die große Party
Trotz der Lockerungen fehlt es dem Nachtleben an Perspektiven. Schweinfurter Bar-Besitzer hoffen sich irgendwie über die Zeit retten zu können. Eine Zerreißprobe.
Fiddlers Green Inhaber Mick O'Mahony und sein Mitarbeiter.
Foto: Steffen Krapf | Fiddlers Green Inhaber Mick O'Mahony und sein Mitarbeiter.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 13.02.2024 11:33 Uhr

Es ist wieder spürbar Leben in der Schweinfurter Innenstadt, zumindest tagsüber. Die Gastro-Außenbetriebe können sich seit Anfang der Woche über einen regelrechten Ansturm freuen. Ab nächster Woche ist die Bewirtung unter Einhaltung strikter Hygiene- und Sicherheitsbedingungen grundsätzlich für Gastronomen auch drinnen wieder möglich. Während Restaurants sich für das Geschäft in ihren vier Wänden wappnen, stehen die Bars zum Teil noch vor kaum überwindbaren Hürden. Sind die Lockerungen für Kneipen und Bars überhaupt eine Perspektive?

Ein kühles Stout oder Cider im "Fiddlers Green" durfte vor Corona für Schweinfurter Nachtschwärmer auf keiner ausgedehnten Kneipentour fehlen. Der Irish Pub am Georg-Wichtermann-Platz ist eine echte Institution im städtischen Nachtleben. Seit 28 Jahren bewirtet der aus Cork in Irland stammende Mick O'Mahony in seinem Kellergewölbe bei authentischer Atmosphäre seine Gäste. Schwierige Jahre hat er mit seinem Pub in den nun fast drei Dekaden freilich auch schon mitgemacht, beispielsweise nachdem die US-Streitkräfte die Stadt verlassen hatten. Die aktuelle Situation mit der Corona-Pandemie stellt aber auch ihn vor eine völlig neue Zerreißprobe

Seit dem 15. März, als die bayerische Regierung unter anderem die Schließung aller Gastronomiebetriebe anordnete, hat O'Mahony keine Einnahmen mehr verbuchen können, bei weiter laufenden Kosten. Auf die Frage, wie lange er noch durchhalten könne ohne Geld einzunehmen, findet der eigentlich redselig und lebensfroh wirkende Wirt nur zögerlich eine Antwort. "Vielleicht zwei Monate?", sagt er. "Es ist schwer, aber es ist gerade für die ganze Welt schwer."

Masken, Abstand, Schluss um 22 Uhr: In einer Bar ist das nicht praktikabel

Für die Kneipen rein wirtschaftlich gesehen besonders. Das Grundkonzept eines klassischen Pubs ist nun wirklich nicht gemacht für das Leben in einer Pandemie. Daher schließt das "Fiddlers Green" auch eine Öffnung unter den ab kommender Woche geltenden Bedingungen erstmal kategorisch aus. "Pubs sind doch dafür da, dass sich Leute vermischen", findet O'Mahony. Mindestabstände, Masken, Gäste von nur zwei Haushalten fest an einem Platz, die Daten aller Besucher registrieren, Zapfenstreich um 22 Uhr – alles Dinge, die der Ire für seine Bar für nicht praktikabel hält. Er hofft dagegen auf die Zeit, in der wieder auf Normalbetrieb gestellt werden kann. "Dann wird es bei mir eine riesige Party geben", kündigt er mit glühenden Augen an. Bis dahin muss er irgendwie durchkommen, denn das könnte noch einige Zeit dauern. Auf die Soforthilfe der bayerischen Staatsregierung wartet er bislang noch, seinen Optimismus und Mut verliert er trotzdem nicht: "Es muss weitergehen, am besten noch weitere 28 Jahre."

Mephisto-Inhaberin Pauline Putschka zusammen mit einer Mitarbeiter.
Foto: Steffen Krapf | Mephisto-Inhaberin Pauline Putschka zusammen mit einer Mitarbeiter.

Fast identische Probleme findet man einige Hundert Meter weiter im Zürch beim Mephisto wieder. Die kleine Bar ist vor allem für ihre Cocktails und die intime Atmosphäre beliebt. Dort verfolgt man einen etwas anderen Ansatz. "Wir probieren es jetzt einfach mal", sagt Besitzerin Pauline Putschka angesichts der neuesten Lockerungen. Am Mittwoch eröffnete das Mephisto seinen Außenbereich mit acht Sitzplätzen. Ob der Aufwand sich dafür, mit all den umzusetzenden Auflagen lohnt, weiß sie noch nicht. Ab kommender Woche wird man dann auch den Betrieb in der Bar wieder aufnehmen.

Die Hälfte an Sitzplätzen, die Theke im Mephisto ist abgesperrt

Von den ursprünglich 35 Sitzplätzen bleibt noch gut die Hälfte über. Die Theke, normalerweise das "Herzstück" des Mephisto, die als Begegnungsstätte dient, wie Putschka betont, wird abgesperrt, die Tische stehen wie vorgeschrieben im großzügigen Abstand von mindestens 1,50 Meter voneinander. Als problematisch sieht die Wirtin vor allem die frühen Schließungszeiten. "Scheinbar ist das Corona-Virus diese Woche erst nach 20 Uhr und nächste Woche nach 22 Uhr aktiv", sagt eine Mitarbeiterin scherzend.

In der Tat wird es schwierig am frühen Abend Umsätze zu generieren. Im Normalzustand sorgten vor allem die Partygänger, die erst kurz vor Mitternacht kommen und dann für ein paar Stunden bleiben für Einnahmen. Auch das Mephisto wartet noch auf die Zahlung der Soforthilfe. "Wir hoffen, dass wir durch die Öffnung jetzt zumindest die Unkosten wieder etwas hereinbekommen. Schauen wir mal, ich bin gespannt, ob es den Gästen unter den Umständen überhaupt Spaß macht", meint Putschka.

Das Stereo 117 bleibt vorerst weiter geschlossen

Ob die Lockerungen für Bar- und Kneipenbesitzer überhaupt welche darstellen, erscheint äußerst fraglich. Auch das Stereo 117 wird weiterhin geschlossen bleiben, erklärt Maximilian Kunkel, einer der beiden Inhaber der Cocktailbar in der Bauerngasse: "Es wäre nicht wirtschaftlich für uns aufzumachen". Man könnte ohnehin nur die wenigen Tische besetzen, Bar und Tanzfläche müssten ungenutzt bleiben.

Die Soforthilfe kam immerhin beim Stereo bereits an. Aber auch das erscheint nicht viel mehr als der Tropfen auf dem heißen Stein. "Mir tut es auch leid für unsere 13 Mitarbeiter, die wir auf 450-Euro-Basis beschäftigen, darunter sind viele Studenten, die damit eigentlich ihr Leben mitfinanzieren", erklärt er: "Wir müssen einfach abwarten und hoffen, dass wir so lange überleben, bis wir wieder normal aufmachen können."

 
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