Es sei immer wieder ein Geschenk, den wunderbaren Klangkörper der Bamberger Symphoniker erleben zu dürfen, so Theaterdirektor Christian Kreppel beim letzten Auftritt des Orchesters der Saison in Schweinfurt.
Er freute sich nicht nur darüber, dass Chefdirigent Jakub Hrùša das Konzert leitete, sondern auch über die Anwesenheit des Bamberger Intendanten Markus Axt und von Betriebsdirektor Christian Schmölder. Für die nächste Saison kündigte Kreppel das 500. Konzert der „Bamberger“ in Schweinfurt an.
Dann betrat Yulianna Avdeeva die Bühne: Mit der preisgekrönten russischen Pianistin wird das Orchester demnächst auf Japan-Tournee gehen; gespielt wird dann wie an diesem Abend das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-Moll op. 15 von Johannes Brahms.
Ein ausladendes und anspruchsvolles Werk, das bei seiner Uraufführung 1859 so gnadenlos zerrissen, das als öde, dürr und voll misslautender Klänge bezeichnet wurde – kaum nachzuvollziehen ist das angesichts des musikalischen Erlebnisses, das Solistin und Orchester dem Schweinfurter Publikum bereiteten.
Beeindruckende Virtuosität
Dumpf grollend und energiegeladen setzt sich das Maestoso in Bewegung, der Aufbau gelingt Hrùša imposant, eine leicht melancholische Note fügt sich hinzu, das Orchester spielt lyrisch und leicht. Dann greift Avdeeva ein, spielt wuchtig, energisch, bestimmt. Ihre Virtuosität ist beeindruckend, ihre Gestaltungskraft fesselnd.
Elegant gelingt die Abstimmung, wenn das Orchester Avdeevas musikalische Fäden weiterspinnt, selbst das Blech klingt ungeheuer luftig und duftig. Nuancierteste Tempoveränderungen gestalten sich wie von selbst und absolut geschlossen, Spannung und Entladung bestimmen das Geschehen.
Das Adagio – eine zärtliche Liebeserklärung. Die Musik schwebt; die ungeheure Zurücknahme, die der Dirigent fordern kann, zeugt von erlesener Orchesterkultur.
Alle Spielarten des Gefühls leuchten aus dieser Interpretation, atemlos lauscht das Publikum dem traumverlorenen Spiel der Pianistin, die beherzt ins abschließende Rondo eintaucht.
Bravorufe
Delikat, flink wandern die Motive durch die Stimmen, Jakub Hrùša genügen auch hier winzige Gesten. So opulent, wie sich das Werk entfalten durfte, zieht es sich in sich zurück, es entsteht fast so etwas wie Abschiedsstimmung. Auf den triumphalen Abschluss folgen Bravorufe, prasselnder Applaus und ein exquisit servierte Zugabe von Avdeeva.
Bei Antonín Dvoøáks Symphonie Nr. 8 G-Dur durfte man sodann in allem baden, was Dvoøáks Musik ausmacht: Vollmundigkeit, Kantabilität, ein wenig Volkston, idyllische Naturstimmung, prächtige Orchesterfarben, donnernde Bläserpassagen, züngelnde Dynamik und lodernde Intensität. Jakub Hrùša erwies sich auch hier wieder als Meister der leisen Töne und des Spannungsaufbaus.
Leichtfüßig begann das Orchester den dritten Satz, ließ ihn vom Elfenreigen in einen rauschenden Ball mit frech-derbem Ausgang übergehen. Würdevoll auch im Finalsatz die immer wieder tragenden Celli, dann ein feines Flötensolo; nach tosenden Urgewalten bei den Bläsern und einem entfesselten Schluss entlud sich die Begeisterung in einem Applausfeuerwerk.
Ein wenig Pfeffer gab's mit einem Ungarischen Tanz von Johannes Brahms als Zugabe obendrauf – ein imposanter Abend.