So viel Glanz und Schimmer war bei einem Konzert der Bamberger selten. Hochpoliert wirkte ihr Klang schon bei den ersten Takten des Konzertes, in dem die musikalische Traumwelt des Orients ganz im Mittelpunkt stand. Fremde Sehnsuchtsorte, wie sie in den Geschichten von Tausendundeiner Nacht erzählt werden, zeichneten sie nach, als gehörten schwere Brokat- und Seidenstoffe und zu ihrem Handwerkszeug. Die goldfarbenen Wandgestaltung an den Seitenwänden des Theaters nahmen diese Stimmung auf. Mit Constantinos Carydis am Pult wurde es ein Abend, der zur Lektüre orientalischer Märchen verführte.
Komponisten im 19. Jahrhundert verfielen im Nachgang zu Türkenkriegen der Mode zum Exotischen. Dass dabei mehr die gewählten Themen die Sehnsuchtsorte im Kopf entstehen ließen und weniger die Musik und das Instrumentarium dem Original entsprachen tat der Mode keinen Abbruch. So waren Triangel- und Beckeneinsatz Luigi Cherubinis in seiner Ouvertüre zur Oper "Ali Baba und die vierzig Räuber" das einzige musikalische Zugeständnis an den Orient.
Funkelnder Sopran
Mit funkelndem Sopran lockte und verzauberte die griechische Sopranistin Myrtò Papatanasiu ihre Zuhörerschaft, spiegelte Wunsch und Traum in Maurice Ravels drei Orchesterliedern "Shéhérazade". In feinen Harmonie- und Stimmungswechseln entführte sie nach China, Indien und Persien. Mit großer Sensibilität agierten die Bamberger, nahmen gehauchte Passagen ebenso auf wie große Ausbrüche. Es entstand ein wundersamer Schwebezustand, wie Ravel ihn meisterlich zu schreiben verstand.
Carydis funktionierte kurzerhand Carl Maria von Webers Ouvertüre der Oper "Abu Hassan" zum Vorspiel zu Nikolai Rimski-Korsakows "Scheherazade" um, so nahe sind sich die Werke, dass dies kaum auffiel. Nun schlug die Stunde der Solisten im Orchester. Schmeichelnd elegant interpretierte der Konzertmeister das Motiv der Scheherazade, Harfe und Holzbläser krönten die sich aufbäumenden Wellentürme der Streicher.
Einer kolorierten Zeichnung gleich blieb jedes Detail hörbar, begierig rutschte der geneigte Zuhörer in die Rolle des Sultans, der nicht genug von Scheherazades Geschichten bekommen konnte. Keineswegs hemdsärmelig formte Carydis mit vielsagenden Händen seine Vorgaben, duckte sich hinter dem Pult weg, um ein kaum hörbares Piano zu erreichen, visierte mit scharfem Blick die angesprochenen Instrumentengruppen sehr direkt an. Mit erhobenen Händen ließ er einen langen Moment die Musik nachklingen, ehe dann der Jubel über ihn und die Bamberger hereinbrach.