Bekanntlich ist ja das Auto des Deutschen liebstes Kind. Das aber musste am Sonntag allerdings stehen bleiben, von Grafenrheinfeld bis Volkach gehörte die Straße allen, die radeln und rollen wollten – und zwar ohne Motor.
Acht Stunden lang hieß es sich bewegen und genießen, sowohl die Bewegung als auch die zahlreichen kulinarischen Stationen entlang der Route – von den Weinbergen an der Volkacher Mainschleife zu den kulturellen Schätzen im Schweinfurter Mainbogen.
Zum elften Mal galt heuer „Bahn frei“ für alles, was nicht motorisiert ist. Das Wetter ist perfekt, trocken, sonnig und zumindest am Vormittag nicht zu heiß. Tausende machen sich auf den Weg durch die frische Luft und genießen die idyllische Landschaft einmal ohne Verkehrslärm. Autofreie Sonntage liegen im Trend. Während die einen an diesem Tag ganz bewusst ein Zeichen für umweltfreundliche Fortbewegungsmittel setzten wollen, genießen die anderen ihn als Familienausflug, wieder andere messen ihre Kräfte in kleineren Wettkämpfen auf Inlinern oder Skateboards.
Ausgangspunkt Ölkrise
„Die Menschen wissen das Angebot zu schätzen“ erlebt Ursula Weidinger, die Allianzmanagerin des Schweinfurter Mainbogens. Während die „gemütlichen Fahrer“ vor allem die vielen Stationen auf dem Weg genießen, machen sich die schnellen Fahrer gleich früh um 10 Uhr auf, um die ganze Strecke zu im Eiltempo hinter sich zu bringen, nicht wenige fahren sie auch wieder zurück.
Ihre Entstehung verdanken die autofreien Sonntage der Ölkrise vor über 40 Jahren. „Wenn der Scheich es will, stehen alle Räder still“, hieß es damals. Die Drosselung der Öllieferungen durch die erdölexportierenden arabischen Länder führte damals dazu, dass man an vier Sonntagen im Jahr auf der Autobahn spazieren gehen konnte. Daran denkt heute wohl kaum mehr jemand, die autofreien Sonntag sind inzwischen zum Freizeitevent geworden. Entlang der Strecke gibt es viele gute Gründe zu pausieren: Ausstellungen, Führungen, Musik, Gesundheitschecks und Spielangebote für die Jüngsten gehören dazu.
Während die einen sich auf einen schönen Sonntag freuen, bedeutet der Tag für die anderen eine besondere Herausforderung. So beispielsweise für die Sportfischervereinigung Wipfeld. Rund 100 Fische haben sie besorgt, gewässert, gesäubert und eingelegt. Früh wird der Grill geschürt, um die Steckerlfische zu räuchern. 15 Mitglieder sind an diesem Tag im Einsatz. „Meine Kinder haben sich schon beschwert“, erzählt Nicole Weidinger, die wären auch lieber mit dem Rad unterwegs gewesen, „aber es ist halt mal so.“, erklärt sie.
Auch die Bewohnerinnen des Antonia-Werr-Zentrums haben kaum eine Chance, den autofreien Sonntag auf dem Drahtesel zu genießen; denn sie öffnen ihre Tore für Besucher.
Kirchenführung in St. Ludwig
Das sei aber kein Problem, so Schwester Agnella Kestler, denn die Mädchen benutzen die Radwege sonst sehr gerne. Zwar bietet St. Ludwig an diesem Tag Kirchenführungen und Führungen durch die Einrichtung an, aber erfahrungsgemäß werden diese wenig genutzt. Die vielen Radfahrer gehen lieber in Richtung Gärtnerei, dort können sie im und vor dem Glashaus inmitten von Blumen zusammensitzen und „sich begegnen“, erzählt Schwester Agnella.
Die Versorgung ist dabei für das Antonia-Werr-Zentrum kaum ein Problem, man sei es gewohnt, solche Events zu organisieren, betont sie.
Das geht der Allianzmanagerin ähnlich. Inzwischen habe sich vieles eingespielt, meint Ursula Weidinger. Für sie geschieht das spannendste im Vorfeld: „Alle Gemeinden müssen auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden“, erklärt sie. Wenn auch nur eine Gemeinde ausschere, dann „ist das Ganze gelaufen.“
Viele müssen helfen
Die Suche nach Mitstreitern sei von Jahr zu Jahr aber auch leichter geworden, meint sie, dennoch, die Feuerwehren müssen sich einbringen, Vereine und Direktvermarkter aktiviert werden. Sie freut sich besonders, dass auch die Gastronomie jetzt mitzieht, die am Anfang eher gegen einen solchen Tag war, weil sie Bedenken hatte, dass ihr die Gäste weg bleiben.
Der Bauernhof Götz in Röthlein hat zwar jeden Sonntag offen, der autofreie aber ist dennoch „schon richtig viel mehr Arbeit“, erzählt Margit Götz. Das beginnt damit „dass ein ganzer Bauernhof durchgeputzt werden muss.“ Am Vortag helfen alle zusammen, Oma, Verwandte und Freunde – der Teig für den Erdbeerkuchen und die Pizza muss gemacht werden. Sonntag früh wird der Kuchen dann mit frischen Erdbeeren belegt und der Pizzaofen angeschürt, in den später die Spargelpizza geschoben wird. Kuchen und Pizza gibt's nur an diesem Sonntag, das bei den Radfahrern so beliebte Bauernhofeis gibt es auch an Auto-Sonntagen.
Mehr als 50 % der Biker hatten doch einen Elektromotorund das noch von vielen Fahrerinnen und Fahrer, für die es nicht schädlich gewesen wäre, selbst kräftig reinzutreten.