"Achtung Krötenwanderung" – dieses Verkehrsschild wird alle Jahre wieder im Frühjahr zusammen mit einer Geschwindigkeitsreduzierung auf 50 km/h am Flugplatz bei Schwebheim aufgestellt. Gemeinsam mit meterlangen grünen Zäunen zum Schutz verschiedener Amphibien auf ihrer Wanderung über die Schweinfurter Straße zur Laichablage im Flugplatzsee.
Es ist zwar gerade nachts noch ziemlich frostig, aber in Wipfeld, dort gibt es einen weiteren Amphibienübergang, wurden bereits in diesen Tagen die ersten Kröten gesichtet. "Gut", sagt der dortige Organisator Ewald Müller, dass der Bauhof des Landkreises die Errichtung der Schutzanlagen schon auf den Weg gebracht hat und die Naturschützer vorbereitet sind. Fehlen die Zäune, werden viele Amphibien häufig beim Überqueren der Straßen überfahren.
Sobald auch nachts die Temperaturen weiter nach oben, über die fünf Grad Marke, klettern und es im besten Fall noch feucht ist, geht es los: Dann machen sich die Kröten, Frösche und Molche nach der Dämmerung auf den Weg zum nächstgelegenen Laichplatz, erklärt Sonja Müller vom Bund Naturschutz, die seit Jahren den Einsatz der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer am Gochsheimer Zaun koordiniert.
Autofahrer rasen an den Helfern vorbei
Gut 18 bis 20 Engagierte unterstützen dort die Amphibienaktion, sammeln die Tiere am Zaun ein und listen sie aus statistischen Zwecken nach Geschlecht und Art. Das Ziel ist es, möglichst allen Amphibien über die rasant befahrene Schweinfurter Straße zu helfen. Trotz leuchtender Warnwesten ist das oft ein gefährlicher Einsatz, denn viele Autofahrer, sagt Sonja Müller, hielten sich leider nicht an die temporäre Geschwindigkeitsbegrenzung.
Das ist auch in Wipfeld ein Problem; dort sind aktuell nur sieben Naturschützer im Einsatz, die den etwa 700 Meter langen Zaun entlang der SW 22 vor der Ortseinfahrt absuchen. Hier wandern Erdkröten und einige wenige Frösche aus den Wäldern zu den Wipfelder Angelgewässern auf der Mainseite.
Etwa 6300 Tiere wurden hier im letzten Jahr hin und hergetragen; wie Ewald Müller berichtet, waren darunter eklatant wenig Weibchen – ein Phänomen, dass 2021 auch in Gochsheim beobachtet wurde und den Naturschützern schon seit einiger Zeit Sorgen macht. Ein Blick in die Aufzeichnungen der Gochsheimer Krötengruppe zeigt: Wurden 2013 noch 1000 Weibchen bei der Anwanderung gezählt, waren es 2020 nur noch 371 und im letzten Jahr sogar nur noch 173 weibliche Kröten.
Wenn die Krötenwanderung richtig in Bewegung kommt, werden in den nächsten Wochen die Krötentunnel zweimal täglich, am frühen Morgen und nach der Dämmerung am Abend, abgelaufen und die dort aufgelaufenen Tiere von den Naturschützern im Eimer auf die andere Seite ans Wasser getragen. Nach der Laichzeit geht's dann in umgekehrter Richtung wieder zurück in den Wald.
Ehrenamtliche Helfer dringend gesucht
Eine schöne Aufgabe, die ohne den Einsatz der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer nicht zu stemmen sei, wie Phillip Keller und Martin Röder von der Unteren Naturschutzbehörde dankbar feststellen. Die haben sich zum baldigen Start der Krötenwanderung vor Ort einen Einblick über die Lage in Gochsheim verschafft und teilen mit, dass aktuell noch händeringend Helferinnen und Helfer für den Einsatz in Wipfeld und vor allen Dingen am Ellertshäuser See gesucht werden.
Dort gibt es nach dem Ablassen des Sees eine erschwerende Besonderheit: Die Amphibien treibt es an ihren gewohnten Laichort, doch der ist trockengelegt. Die Tiere müssen also an den knapp einen Kilometer entfernten Vorsee getragen werden – ein immenser Aufwand, für den weit mehr Helfer als üblich benötigt werden.
Sie möchten im Naturschutz bei der Krötenwanderung mithelfen? Für Wipfeld können sich Interessierte telefonisch bei Ewald Müller (09384) 8110 melden, Ansprechpartner für einen Einsatz am Ellertshäuser See ist Gerhard Weniger (09721) 55585 im Schweinfurter Landratsamt/Untere Naturschutzbehörde.