Zusammengepfercht in Metallkäfigen, im kalten Laderaum zweier Transporter, ohne Wasser und mit nur einem winzigen Luftloch im Dach – so wollte ein Tierhändler aus der Slowakei im Dezember mehr als 200 Hundewelpen verschiedenster Rassen nach Spanien transportieren.
Doch die Bundespolizei hielt die Sprinter am Grenzübergang Bad Reichenhall an und beschlagnahmte die entkräfteten und kranken Tiere. Noch in der Nacht wurden die Welpen auf Tierheime in ganz Bayern verteilt, unter anderem nach Schwebheim (Lkr. Schweinfurt) und Würzburg. Und dort sind sie noch immer. Weil sie noch immer krank sind – und weil der Tierhändler nicht auf sein Eigentum verzichten will.
Das Schwebheimer Tierheim hatte 22 Welpen aufgenommen, drei davon sind binnen weniger Tage gestorben, auch die anderen kämpfen noch mit Durchfällen und Würmern. „Sie waren einfach schon zu schwach“, sagt Johannes Saal, der Vorsitzende des Tierschutzvereins Stadt und Landkreis Schweinfurt.
40 Prozent der Welpen sind gestorben
Die Würzburger hatten Platz für elf Tiere, alle sind mit der gefährlichen Staupe infiziert, einer schaffte es trotz teurer Medikamente nicht. Fast noch ein guter „Schnitt“, denn laut dem Vorsitzenden des Würzburger Tierschutzvereins Reinhard Dötzer sind insgesamt 40 Prozent der Welpen aus dem illegalen Transport gestorben.
Im Dezember wurden in Bad Reichenhall 200 Welpen aus einem illegalen Tiertransport beschlagnahmt. 19 von ihnen könnte...
Posted by Schweinfurter Tagblatt on Freitag, 19. Februar 2016
Theoretisch könnten die Tiere zurück gegeben werden
Das zuständige Landratsamt Berchtesgadener Land teilt auf Anfrage mit, dass der slowakische Tierhändler über seinen Anwalt mit dem Verbraucherschutzministerium in Kontakt stehe. Denn auch wenn der Händler die Tiere sehr schlecht behandelt hat, könnte er sie zurück bekommen. „Theoretisch können die Tiere zurückgegeben werden, wenn alle Kosten (Tierheimunterbringung, Tierarztkosten) von den Händlern bezahlt werden.
Außerdem müssen die Tiere die Quarantäne absolviert haben, gesund und transportfähig sein“, so das Landratsamt.
Nach Informationen dieser Zeitung hat sich der Mann nach den bislang entstandenen Kosten erkundigt – nach Schätzungen des Deutschen Tierschutzbundes stolze 300 000 Euro. Dass er das Geld bezahlt, ist kaum vorstellbar. Die Schwebheimer haben – Tierarztkosten nicht eingerechnet – schon etwa 20 000 Euro, die Würzburger circa 24 000 Euro für die Hunde ausgegeben.
Wer erstattet den Tierheimen die Kosten?
Ein finanzieller Kraftakt für die Tierheime, die auf Spenden angewiesen sind. Ob und von wem sie die Kosten erstattet bekommen, steht in den Sternen. Der Kreis Berchtesgaden, der die Unterbringung angeordnet hat, schreibt jedenfalls: „Das Landratsamt Berchtesgadener Land hat nicht vor, die Kosten zu übernehmen.“ Dem Ministerium habe der Landrat dazu bereits einen Brief geschrieben.
Dass ein Händler so lange auf seinem Besitz beharrt, ist ungewöhnlich. „Wir hatten schon mehrere Welpentransporte, aber das haben wir noch nicht erlebt“, sagt Saal, „für die ist das doch ein wirtschaftlicher Totalschaden“. Auf der Internetseite des Händlers kann man einen Welpen fast wie bei Amazon bestellen.
Bei der sich daraus ergebenden sinkenden Nachfrage würden sich solche Tiertransporte mit der Zeit von selbst erledigen.
Wenn, wie hier zu lesen ist, ein einziger an der Grenze abgefangener Tiertransport mit Behandlungskosten der kranken Tiere von 300.000 Euro zu Buche schlägt, fragt man sich sowieso weshalb solche Transporte mit offensichtlich akut behandlungsbedürftigen Tieren die Einreise nach Deutschland überhaupt erlaubt wird.
Wenn man dann noch beispielsweise gegenüberstellt, wieviele Integrationsmaßnahmen für Flüchtlinge mit diesem Geld durchgeführt und unterstützt werden könnten....
Einfach mal drüber nachdenken